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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Schoch
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Verliebtheit nicht falsch beschrieben wird. So habe ich einem Mädchen gegenüber noch nie empfunden.“
    „Ihr seid für ein offenes Wort.“
    „Ihr auch, wie ich sehe.“
    „Seid Ihr bereit, mit einer möglichen Verlobung bis zum Abschluss Eurer Studien hier zu warten?“
    Friedrich empfand eine tiefe Freude über die Worte Bernhardis. Er glaubte, mit einer gewissen Berechtigung eine Akzeptanz seiner Person als Schwiegersohn herauszuhören. „Wir werden beide die Zeit nutzen, um über uns vollends ins Reine zu kommen.“
    „So wünsche ich Euch Erfolg bei Euren Plänen, und Ihr könnt gewiss sein, dass Elisabeth und ich einer Verbindung Barbaras mit Euch wohlwollend entgegensehen.“
    „Ich danke Euch für Euer Vertrauen und hoffe, dass ich Euch nicht enttäuschen werde. Ich könnte mir nichts Schlimmeres denken, als Barbara unglücklich zu sehen.“
    „Das mögen der Herr und ich verhindern.“
    Friedrich von der Aue begab sich wieder zur Familie und verabschiedete sich formvollendet. Als er Barbaras Hand küsste, zwinkerte er ihr fast unmerklich zu. Erleichtert nahm sie den Ausgang des Vieraugengesprächs zur Kenntnis.
    Leonhard kehrte zu seiner Frau in die Wohnstube zurück. Er bemerkte, wie ihn nach Langem wieder einmal dieser unnachahmliche Blick Elisabeths traf, dessen Charme er sich noch nie hatte entziehen können. Und jetzt versuchte er es sogar mit einem Scherz.
    „Verzeih mir, meine geliebte Herrin, ich habe es gewagt, ohne Rücksprache mit Euch eine Entscheidung zu fällen, die unsere Familie, oder besser gesagt Barbara, betrifft. Ich habe dem Herrn von der Aue ein Verlöbnis mit Barbara nach Beendigungseiner Studienzeit zugestanden und ihm ein Zeichen unseres Wohlwollens zu diesen Plänen gegeben.“
    „Rücksprache mit den Frauen ist leider immer noch unüblich. Ich hoffe, es werden einmal Zeiten kommen, in denen sich das ändern wird. Aber woher bist du so sicher, dass ich mit dem geplanten Verlöbnis einverstanden sein werde?“ Elisabeth entließ ihren Mann nicht so schnell aus der Verantwortung.
    „Weil ich dich kenne und weiß, wie sehr du mit der Wahl Barbaras einverstanden bist.“
    „War das jetzt wieder einer deiner akademischen Syllogismen?“
    „Nein, die sind leichter. Aber ich liebe dich.“
    Jetzt befand Elisabeth, es sei an der Zeit, wieder zum Alltag zurückzukehren. „Du hast gewonnen. Natürlich bin ich froh über diese Verbindung. Hoffentlich wird uns der junge Mann nicht enttäuschen. Denn als gute Partie ist er sicher noch für andere Exemplare aus der Damenwelt interessant.“
    „Wie wäre es einfach mit einem Vertrauensvorschuss?“
    Mit dieser Formel ließen die Bernhardis den Tag ausklingen.

16
    Die Dechiffrierung und anschließende Übersetzung des geheimnisvollen Textes kostete Bernhardi mehr Mühe, als er zunächst angenommen hatte. Auf der anderen Seite war dies eine willkommene Gelegenheit, seinen schweren Gedanken wegen Annas Tod eine Pause zu gönnen. Nachdem er wieder einige Seiten so weit vorbereitet hatte, dass er sich auf den Inhalt konzentrieren konnte, las er weiter.
    Geboren wurde ich, Heinrich von Saalfeld, im Jahre des Herrn 1399 als erster Sohn einer hochstehenden Familie in Saalfeld. Ich erhielt schon ab dem Alter von sechs Jahren intensiven Einzelunterricht durch die besten Lehrer, die meine Eltern für mich finden konnten. Man war der Meinung, mir würden eine glänzende Karriere und Ruhm bevorstehen
.
    In der Tat nahm ich mit großem Eifer wissbegierig alles auf, was mein kindlicher Geist zu erfassen vermochte. Früh und außerordentlich intensiv wurde ich mit der lateinischen und später der griechischen Sprache in Berührung gebracht, deren Erlernen mir erstaunlich wenig Mühe bereitete. Dies versetzte mich in die Lage, mich mit den lateinischen und griechischen Autoren der alten Zeit auseinanderzusetzen. Ohne mich der Überheblichkeit schuldig machen zu wollen, erlangte ich in diesen Wissenschaften schon frühzeitig eine außerordentliche Kunstfertigkeit, und so wurde ich für eine Laufbahn an einer Universität vorgesehen
.
    Bernhardi staunte über die nüchterne und emotionslose Beschreibung eines Wunderkindes. Er vermutete, dass dieser Heinrich nicht übertrieben hatte. Allerdings blieb ihm die Tatsache, dass dieser Name völlig unbekannt schien, ein großes Rätsel. Vielleicht würde sich ja bei der weiteren Lektüre seine wahre Identität offenbaren.
    Während meiner Jugendjahre stellte sich ein körperlicher Mangel bei mir ein, der

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