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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Schoch
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von der Aue.
    „Verzeiht, Dr. Bernhardi, Ihr wolltet einen Termin mit mir vereinbaren.“
    „Ja, wie wäre es übermorgen zum Abendessen bei uns zu Haus?“
    „Danke, ich komme gern.“
    „Da Ihr schon hier seid, was wisst Ihr über diesen neuen Studenten Hartung? Er hat sich für einen Neuling heute etwas seltsam benommen.“
    „Das hat mich auch gewundert. Ich habe ihn Euch lediglich im Auftrag der Studentenschaft, deren Sprecher ich bin, vorgestellt. Soweit mir bekannt ist, kommt er aus adligem Hause. Sein Wechsel an diese Universität wurde von höchster Stelle aus gefördert.“
    „Ach so. Na, dann noch einen schönen Abend. Und bis übermorgen.“
    „Danke schön. Und grüßt bitte Barbara besonders von mir.“
    „Ich werde es ihr ausrichten.“
    Damit gingen beide ihrer Wege.
    Die Dämmerung brach schon herein, als Bernhardi sein Haus betrat. Noch immer herrschte hier eine bedrückende Stille, wie sie in früheren Tagen undenkbar gewesen wäre. Katharina kam an die Tür und drückte sich an ihren Vater. Magdalena erschien ebenfalls. Bei ihr fiel die Blässe im Gesicht nicht besonders auf, da es ihre normale Farbe war.
    „Na, meine Kleine“, empfing der Vater seine zweitjüngste Tochter und küsste sie. Anschließend nahm er Magdalena in die Arme. Elisabeth beschäftigte sich noch mit einer Handarbeit und wartete, bis ihr Mann zu ihr in die Stube kam. Als er eintrat, sah sie kurz auf und versuchte ein Lächeln. Ihre schwarze Kleidung ließ sie wie entrückt erscheinen.
    „Guten Abend, Elisabeth. Wie geht es dir?“
    „Unverändert. Wie war dein Tag?“
    „Eigentlich wie immer. Aber in der letzten Zeit ereignen sich Dinge, die mich immer mehr ins Grübeln bringen.“ Und dann berichtete er ihr, was sich an der Universität ereignet hatte.
    „Sei nur vorsichtig. Das Verhalten der neuen Studenten ist merkwürdig. Und auch Euer Rektor scheint Fäden zu ziehen, die leicht zu einer Falle werden können. Ist es nicht seltsam, dass niemand vom Lehrpersonal aufbegehrt oder zumindest wissen will, was hinter den Anordnungen steckt, die bei euch eingeführt werden?“
    „Alle geben sich anscheinend mit der Auskunft zufrieden, die Veränderungen dienten der Abwehr der lutherischen Häresie. Mir aber genügt diese Auskunft nicht.“
    „Vielleicht sollten wir doch einmal über eine Veränderung in unserem Leben nachdenken.“ Elisabeth sprach noch leiser als sonst.
    „Du meinst, über einen Ortswechsel?“
    „Ja. So wirst du auf Dauer nur unglücklich und musst immer mehr von dem verleugnen, was dir doch so wichtig ist. Und ich spüre hier überall, wie Anna mich nicht loslässt.“
    Bernhardi strich ihr sanft über den Kopf.
    „Ich glaube, du hast recht. Wir werden das bald angehen. Übrigens, da wir gerade bei Veränderungen sind: Ich habe Friedrich von der Aue für übermorgen Abend zu Tisch geladen. Ich hoffe, es ist dir recht.“
    Elisabeths Augen blitzten kurz auf. Man merkte ihr an, wie sympathisch ihr der junge Student war und dass sie seine Verbindung mit Barbara nicht ungern sah.
    „O ja, das wurde aber endlich einmal Zeit. Barbara wird sich freuen.“
    „Erlaube, dass ich mich jetzt noch etwas meinem Geheimnis widme, das ich ohne deine Hilfe nicht gelöst hätte.“ Damit zog Bernhardi sich in seine Studierstube zurück.

15
    Langsam ergaben die Worte einen Sinn. In mühsamer Arbeit hatte Bernhardi es geschafft, die ersten Seiten seiner Fragmente in die richtige Ordnung zu bringen. Zwar war es sehr umständlich, den Text ohne Interpunktion entziffern zu müssen, aber nach einiger Zeit hatte er darin eine erstaunliche Fertigkeit entwickelt.
    Nun ging er an die Übersetzung, immer wieder überrascht, dass vor seinen Augen ein sinnvoller Text entstand. Und seine Überraschung wuchs, als er sich nach der Bewältigung der rein philologischen Probleme endlich dem Inhalt widmen konnte. Erstaunt las er den Text von Neuem.
    Ich, Heinrich von Saalfeld, im vierundsiebzigsten Lebensjahre stehend, gebe mit diesen Worten einen Überblick über die Umstände meines seltsamen Lebens und die Hintergründe meines baldigen Todes. Diesem werde ich nicht mehr entrinnen können. Damit es der Nachwelt nicht verborgen bleiben möge, zu welchen Einsichten ich geführt worden bin, Einsichten, die ungeheuerliche Konsequenzen für die Welt nach sich zögen, würden sie der Öffentlichkeit bekannt, hinterlasse ich sie hiermit als mein Vermächtnis
.
    Es begleitet mich die Hoffnung, spätere Generationen werden diese

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