Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Schoch
Vom Netzwerk:
einer peinlichen Befragung zu unterziehen.“
    „Ich hatte mein Reiseziel nie verschwiegen.“
    „Zum Glück. Deshalb kann Reinhardus dir auch nichts vorwerfen. Er wird dich aber mit Sicherheit zu einem Gespräch einladen, wie er es nennt.“
    „Was schlägst du also vor?“
    „Geh weiterhin so offensiv mit deinen Angelegenheiten um wie bisher. Nur das lässt keinen konspirativen Verdacht aufkommen. Nichts sollte auch nur den Anschein einer Vertuschung von irgendwelchen finsteren Angelegenheiten erwecken.“
    „Du hast recht. Unser Weg führt ohnehin an Reinhardus’ Räumlichkeiten vorbei. Da werde ich gleich mal mit der Tür ins Haus fallen.“
    „Sei aber auf der Hut. Das ist ein Fuchs, nein, ein reißender Wolf hinter der Fassade eines Lammes.“
    „Keine Sorge, er hat bereits den Fehler gemacht, sein wahres Gesicht zu zeigen.“
    „War übrigens deine Reise erfolgreich?“
    „Allerdings. Und ich werde dir auch bei unserem nächsten Besuch genauen Bericht erstatten. Ich glaube, es wird Zeit, dich in ein kleines Geheimnis einzuweihen.“
    „Das klingt spannend. Ich freue mich schon darauf.“
    Mit diesen Worten verabschiedeten sich die beiden voneinander. Bernhardi wusste, dass er einen weiteren Verbündeten brauchte. Elisabeth in ihrer jetzigen Situation war auf diese Sache nicht mehr ansprechbar. Außerdem war ihm klar geworden, dass sein Fund von brisanter Natur sein musste. Hätte sich sonst sein Urheber die Mühe gemacht, den Text auf Griechisch zu verfassen und dann auch noch zu verschlüsseln?
    An der Tür zum Rektorat klopfte Bernhardi laut und deutlich an. Zu seiner Überraschung wurde er sofort eingelassen.
    „Ah, Dr. Bernhardi. Wieder zurück? Wie schön, dass Ihr mir gleich einen Besuch abstattet. Wie war Eure Reise?“
    Bernhardi stieß die katzenhafte Scheinfreundlichkeit seines Vorgesetzten unangenehm auf. „Sehr erfolgreich.“
    „Und das in der Ketzerstadt. Interessant. Ich arbeite gerade an einer Liste, um die Aktivitäten unserer Universität für den Herzog zu dokumentieren. Von der Kanzlei habe ich Order erhalten, die Unterrichtstätigkeiten und Inhalte sowie das Leben von Studenten und Lehrpersonal zu beschreiben. Der Herzog, beziehungsweise dessen Beauftragte, will sich verstärkt um eine positive Entwicklung ihrer Universität kümmern und ermitteln, welchen Bedarf es vor Ort gibt, diese Entwicklung zu unterstützen. Ein Bedarf an Handlung und finanzieller Unterstützung, versteht sich.“
    Bernhardi bemerkte, wie ungeahnte Hassgefühle seinem Rektor gegenüber in ihm aufkamen. Diese Kaltschnäuzigkeit, mit der Zensur, Überwachung und Drohung als positive und fortschrittliche Entwicklung verkauft wurden! Hatte dieser Mann denn keinerlei Rückgrat oder eigene Grundsätze? War er ein willenloses Werkzeug höherer Mächte und nur auf die eigene Karriere bedacht? Das machte es Bernhardi leicht, mit der gleichen Kaltschnäuzigkeit zu antworten. „Und jetzt wollt Ihr meinen Lebenswandel im Allgemeinen und meine Reise im Besonderen einer Prüfung unterziehen?“
    „Seid nicht so empfindlich. Es geht doch nur um eine positive Darstellung unserer Leistungen. Ach, warum ist es immer so schwierig, neue Wege zu betreten? Jeder will überzeugt werden und keiner traut sich, von selbst dem Fortschritt zu folgen.“
    Vor allem
du
nicht, wer verschließt sich denn schon fast panisch der neuen Theologie?, dachte Bernhardi bei sich. Laut antwortete er: „Was wollt Ihr wissen?“
    „Seid Ihr in Magdeburg mit Anhängern des neuen Glaubenszusammengekommen?“ Reinhardus gab sich keinerlei Mühe, den Inquistionsbüttel zu verbergen.
    „Ich habe einen privaten Besuch gemacht und hatte keinerlei Kontakt zu Vertretern der Kirchen. Außer einem Besuch im Dom begegnete ich der Religion vor Orte nicht.“ Bernhardi erwähnte bewusst als einziges Ziel in Magdeburg den Dom, der noch fest in altgläubiger Hand war.
    „Ihr konntet Euch also überzeugen, dass es auch dort noch Horte des rechten Glaubens gibt?“
    „Sehr wohl.“
    „Habt Ihr Euch in der Stadt umgesehen?“
    „Ein wenig, soweit mir Zeit blieb.“
    „Wie steht es denn um die Verbreitung lutherischer Schriften?“
    „Das entzieht sich meiner Kenntnis. Mir ist nichts Besonderes aufgefallen. Jedenfalls steht nicht an jeder Ecke ein Mensch mit einem lutherischen Pamphlet in der Hand.“
    „Schon wieder so empfindlich, guter Meister! Na, sei’s drum. Habt Ihr wenigstens schöne Erinnerungen und interessante Einzelheiten aus dem Leben

Weitere Kostenlose Bücher