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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Schoch
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nachdrücklich beim Grafen empfohlen, dass dieser kaum Fragen nach meiner Herkunft gestellt hat. So brauchte ich mich nicht über die Maßen der Unwahrheit zu bedienen. Wenigstens eine Erleichterung. Wandsbeck hat mich aus dem Stand um einen Probeunterricht bei seinen Söhnen im Beisein seines Syndikus gebeten. Ich weiß zwar nicht, wie ich das aus dem Stegreif angestellt habe, aber beide Herren waren überzeugt. Ich werde also ab nächster Woche dort eine Hauslehrerstelle antreten.Meine Alimentation entspricht zwar nicht der meiner vorherigen Stellung, aber es reicht aus. Ab und zu hoffe ich, etwas Geld nach Strehla schicken zu können. Ich muss unterdessen unauffällig herauszufinden suchen, über welche Kontakte der alte Graf verfügt, um mich besser schützen zu können
.
    Wie Du Dir denken kannst, überfallen mich ständig Zweifel an der Richtigkeit dessen, was in der letzten Zeit geschehen ist. Sag, durfte ich wirklich die Sicherheit meiner Familie so in Gefahr bringen? Durfte ich wirklich alles zerstören, was wir bisher erreicht haben? Ich grüble manchmal die ganze Nacht und bete den Psalter, aber ich spüre trotzdem eine große Einsamkeit. Darf man um der Wahrheit willen das tun, was ich getan habe?
    Elisabeth fehlt mir sehr, die Wärme des geliebten Weibes und ihre Weisheit und Tüchtigkeit in allen Fragen des Lebens. Ich weiß nicht, ob ich ohne sie noch die Kraft habe, mein Werk zu vollenden. Geplant habe ich, bald den letzten Teil zu übersetzen und dann zu versuchen, an diesen Sehapparat zu kommen. Leider fehlen mir meine Wörterbücher. Ab und zu ein kurzer Blick in die Grammatik würde die Übersetzung erleichtern, aber es muss auch so gehen
.
    Ich muss zum Schluss kommen, sonst schaffe ich es nicht mehr, einen zuverlässigen Boten aufzutreiben, der den Brief expediert. Übrigens: Aus mir ist jetzt ein veritabler Edelmann geworden – mit Vollbart und entsprechender Ausstattung. Selbst Du würdest mich wohl kaum wiedererkennen
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    Sei herzlich gegrüßt
,
    Dein Leonhard alias Karl Stolzig
    Bernhardi zögerte noch kurz, dann faltete er den Bogen zu einem Brief und versiegelte ihn. Noch einmal verließ er das Haus, um im Dorf einen Boten zu finden.
    Am nächsten Abend begann er wieder mit seiner Arbeit an Saalfelds Geheimdokument. Inzwischen fühlte er sich etwas besser.Die Möglichkeit, wenigstens Briefkontakt zu seiner Familie und Einhard zu halten, half ihm, sich in seine Lage zu schicken.
    Da die Erstellung der Buchstabenfolge zunächst eine rein mechanische Arbeit war, konnte er zwischendurch seine Gedanken schweifen lassen. Vielleicht würde Saalfelds Entdeckung hier im kursächsischen Land auf fruchtbareren Boden fallen als im albertinischen Sachsen … Aber sicher konnte er darin nicht sein. Wie sich die Universität zu den Werken von Kopernikus stellen würde, war andererseits ganz offen. Wäre es nicht faszinierend, wenn Wittenberg nicht nur in der Theologie ein Vorreiter des Fortschrittes wäre, sondern auch in der Astronomie? Sollte er sich darin irren, dann musste er damit rechnen, das Schicksal von Saalfelds zu teilen. Alles hinge davon ab, ob diejenigen, die verhindern wollten, dass dessen Erfindung bekannt würde, nur in den Kreisen der römischen Kirche zu finden waren oder ob ihr Einfluss noch weiter reichte.
    Nun war es geschafft, er hatte die letzten Buchstaben richtig angeordnet. Bernhardi brauchte nur noch die Worte zu einem sinnvollen Text zu übertragen. Und er begann.
    Mein Unglück begann des Tages, als mir in einer Runde der wenigen vertrauten Freunde, die mir geblieben waren, die Frage nach meiner derzeitigen Beschäftigung gestellt wurde. Ich muss gestehen, der Abend war sehr lang geworden und auch der gute Wein hatte seine Wirkung getan. So wurde ich unvorsichtig und zeigte zweien meiner (wie ich damals noch glaubte) Vertrauten meinen Sehapparat. Als sich auch noch die Wolken verzogen hatten und die Sterne am Firmament erschienen, zeigte ich ihnen die Phasen der leuchtenden Venus. Daraufhin stutzte einer der beiden, die bei mir waren und das Gesehene nicht glauben konnten. Er fragte nach meinen anderen Beobachtungen und verließ dann übereilt meine Gesellschaft. Erst später ist mir klar geworden, dass er das Gesehene weitergetragen haben muss
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    Kurz darauf erhielt ich Besuch von einem Unbekannten, der michaufforderte, meine Beobachtungen und den Sehapparat herauszugeben. Ich weigerte mich und wurde daraufhin von zwei Unbekannten überfallen und fast zu Tode geprügelt.

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