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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Schoch
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Raume schwebte, wandte sich Elisabeth an ihren Vetter Andreas Pflug.
    „Ich danke Euch vielmals für Eure Gastfreundschaft, lieber Vetter. Ich hoffe, dass wir Euch nur kurze Zeit zur Last fallen werden.“
    Der Hausherr lächelte vorsichtig. „Aber das ist doch selbstverständlich, liebe Base, immerhin müssen wir doch in diesenZeiten zusammenhalten. In den letzten Jahren hat sich die Welt sehr verändert. Kaum etwas ist beim Alten geblieben. Viele Menschen haben alles verloren und wenige haben den Gewinn gemacht. Wen wundert es, wenn auf einmal brave, anständige Menschen vor dem Nichts stehen und viele sogar ihr Leben verloren haben. Denkt doch nur an den fürchterlichen Krieg, den die Bauern vor zwei Jahren begonnen haben, aufgemuntert durch die Respektlosigkeit des kleinen Wittenberger Mönches. Also, ich glaube nicht, dass er an den Aufständen so unbeteiligt war, wie er in seinen Schriften dargelegt hat. Aber lassen wir das.“
    Elisabeth spürte sofort, woher der Wind wehte. Sie musste sich hüten, auch nur einen Hauch von Sympathie mit der neuen Lehre anzudeuten, geschweige denn diese als Grund für ihre missliche Lage zu nennen.
    Andreas Pflug fuhr fort: „Aber könnt Ihr mir, liebe Elisabeth, den Grund für die Abreise aus Eurer Stadt nennen? Mir sind die Zusammenhänge nicht ganz klar geworden.“
    Elisabeth blieb nicht viel Zeit, eine Antwort zu geben, die plausibel klingen musste, denn aus nichtigen Gründen verließ keiner seine Heimat. Andererseits musste sie so nahe wie möglich an der Wahrheit bleiben, um keinen Verdacht zu erregen, denn die Pflugs hatten durchaus die Mittel, ihre Angaben zu überprüfen. Warum müssen immer die Weiber das ausbaden, was die Männer anstellen, dachte sie bei sich.
    „Wir sind grundlos dem Verdacht ausgesetzt worden, es mit den Lutherischen zu halten. Angesichts eines Verhöres von Studenten wurde im Hörsaal ein Exemplar einer häretischen Schrift des Wittenbergers gefunden. Glücklicherweise wurden die Übeltäter überführt und von der Universität entfernt. Die indizierte Schrift aber wurde meinem Mann übergeben, als Beweismittel für ein eventuelles Verfahren, das aber, wie Ihr vielleicht wisst, nicht stattgefunden hat. Anscheinend haben Menschen, die meinemMann den Erfolg neiden, dies zum Vorwand genommen, ihn als Sympathisanten der Lutherischen zu erklären. Es wurde daraufhin bei uns eingebrochen und genau dieses Machwerk gestohlen, das mein Mann nicht einmal mehr angesehen hatte. Diejenigen Mächte, von denen wir nicht wissen, wer sie sind, haben anschließend versucht, meinen Mann zu ermorden.“
    Elisabeth fiel es nicht schwer, bei diesen Worten zu schluchzen. Auch wenn sie eine starke Frau war, die Ereignisse der letzten Tage und Wochen hatten ihr schwer zugesetzt. Magdalena, die ihre Mutter noch nie weinen gesehen hatte, sah sie mit großen Augen an. Elisabeth zog ein Schnupftuch hervor und wischte sich das Gesicht ab.
    Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort: „Daraufhin hat mein Mann uns zu unserer Sicherheit fortgeschickt. Bei meinen Verwandten in Leipzig konnten wir nicht bleiben, und so bin ich dankbar, dass Ihr uns die Gnade gewährt, bis zur Übersiedlung in eine neue Heimat hierbleiben zu dürfen.“ Lieber Gott, hilf, dass ich keinen Fehler gemacht habe, schickte Elisabeth ein Stoßgebet zum Himmel.
    „Und wo befindet sich Euer lieber Gatte jetzt?“
    Elisabeth hätte ihren Vetter für diese Frage würgen können. Warum ließ er sie nicht in Ruhe?
    „Leider habe ich seit seiner Flucht aus der Lebensgefahr nichts mehr von ihm gehört. Ich hoffe, er hat wohlbehalten ein Asyl finden können.“
    „So beten wir für Euch, dass er bald wieder unter den Lebenden gefunden wird.“
    Mit diesen Worten Pflugs begann wieder die schweigsame Phase des Essens. Elisabeth bemerkte aber durchaus, dass einige Söhne der Pflugs die Familie genau musterten. Vor allem für Barbara schienen sich die jungen Männer zu interessieren.
    Nach dem Essen zog sich die Familie Bernhardi in ihre Zimmer zurück. Ein ganzer Flügel des Schlosses war erst kürzlichrenoviert worden und noch unbewohnt. Diesen Gebäudeteil hatte die Familie als Refugium überlassen bekommen.
    „Ich mache mir Sorgen“, sagte Elisabeth zu Barbara, als Ruhe eingekehrt war. „Hast du bemerkt, wie die jungen Burschen dich angesehen haben?“
    „Ja“, antwortete ihre Tochter errötend, „und es war mir sehr unangenehm. Ich wünschte, Friedrich wäre hier an Ort und Stelle.“
    „In Zeiten,

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