Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Schoch
Vom Netzwerk:
darf mich auf keinen Fall im Schloss sehen lassen. Deinen Vater werde ich entweder brieflich anfragen – ich bin ja ohnehin Kurier zwischen deiner Familie, Einhard Auerbach und deinem Vater – oder ich werde versuchen, deinen Vater ausfindig zu machen und ihn persönlich zu sprechen.“
    Barbara schien durch ihr Kopfschütteln Bedenken zu zeigen.
    „Was ist, Liebste, bist du damit nicht einverstanden?“
    „Doch, natürlich. Allerdings gefällt es mir überhaupt nicht, dass du dich auf kurfürstliches Gebiet begeben willst, und dazu noch in die Nähe der Pest.“
    „Normalerweise nähme ich ein solches Risiko gern in Kauf. Aber du hast recht. Ich sollte mich lieber um euch hier kümmern. Wir müssen einen Weg finden, der zu einem anderen und besseren Zuhause für euch alle führt.“
    „Ach Friedrich, warum kann nicht alles einfacher sein?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, barg Barbara ihren Kopf an Friedrichs Brust.

25
    Eine Woche darauf, spät in der Nacht, klopfte es kräftig an Auerbachs Tür. Der Regen, der den ganzen Tag niedergegangen war, hatte immer noch nicht nachgelassen. Vorsichtig und mit seinem Dolch in der Hand schlich Auerbach zur Tür und öffnete sie einen Spalt.
    „Wer ist da?“ Sofort drangen Wind und Regen in den Flur.
    „Ich bin’s, Leonhard“, antwortete die schwarze Gestalt von draußen.
    „Wer ist da?“, schrie Auerbach, um gegen den Lärm des Windes anzureden.
    Statt einer Antwort stieß der Gast mit einem heftigen Ruck die Tür auf, zwängte sich hinein und schloss augenblicklich hinter sich zu. Bevor er sich aber dem Hausherrn zudrehen konnte, spürte er den kalten Stahl des Dolches an seinem Hals.
    „Keine falsche Bewegung! Und nun dreht Euch ganz langsam um!“
    Ein Lächeln zog über Bernhardis Gesicht, als er sich folgsam umdrehte, die Kapuze vom Kopf zog und Auerbach ins Gesicht sah. Dieser stutzte kurz. Das Gesicht und die Augen schienen ihm wohlvertraut, aber die Länge des Haupthaares und der inzwischen ganz ansehnliche Bart verfehlten ihre Wirkung nicht. Aber dann erkannte Auerbach seinen Kollegen und Freund. Mit einer kräftigen und freudigen Umarmung begrüßten sich beide.
    „Ich sehe, du lässt die nötige Vorsicht walten“, begann Bernhardi.
    „Ich sehe, du hast sie gerade fallen lassen“, konterte Auerbach.
    „Es musste sein. Ich habe dir etwas vorzuschlagen.“
    „Du meinst wohl, ich hätte noch nicht genug Aufregung deinetwegen?“
    „Sieh es am besten so. Aber willst du mich nicht in die gute Stube führen?“
    „O ja, natürlich. Aber warte, ich will vorher die Fenster verdecken. Es ist nicht ausgeschlossen, dass ich observiert werde.“
    Er entzündete eine Talglampe und hängte einige große dunkle Leinenstücke vor die Fenster. Dann bat er Bernhardi in das große Studierzimmer. „Bist du sicher, dass dir keiner gefolgt ist?“
    „Nein, das kann ich leider nicht sein. Aber ich denke, wenn ein Versuch glückt, dich unbemerkt zu erreichen, dann dieser … zu dieser Zeit und bei diesem Wetter.“
    „Hoffen wir es.“
    Auerbach bot seinem Freund einiges zur Stärkung an. Bernhardi griff gern zu, aber vor allem konnte er seine Neugier kaum zügeln.
    „Wie haben sich die Dinge an der Universität entwickelt?“
    „Seltsam. Reinhardus ist äußerst geschickt. Du kennst ihn ja. Öffentlich geht er nicht auf die Gründe deines Verschwindens ein. Das heißt, er bezichtigt dich weder der Kumpanei mit den Lutherischen noch bringt er dich mit irgendwelchen hochverräterischen Aktionen in Verbindung. Er lässt sogar offen, ob du nicht schlicht das Opfer eines Überfalles geworden bist. Und dass deine Familie weggezogen ist, will er schon gar nicht kommentieren.“
    „Ganz der alte Fuchs. Sich nicht festlegen, aber im Hintergrund alle möglichen Informationen sammeln, mit deren Hilfe er einen Vorsprung vor allen anderen hat. Also immer genügend Zeit, sein Fähnchen rechtzeitig in den Wind zu drehen. Gibt es inzwischen einen Nachfolger für mich?“
    „Bis jetzt noch nicht. Es laufen mehrere Bewerbungen, aber die werden sehr genau geprüft. Man will sich keinen dubiosen Gesellen einhandeln – und schon gar keinen, der mit den Wittenbergern sympathisiert. Das alles zu überprüfen, braucht Zeit. Aber ich nehme an, du hast dich nicht in Gefahr begeben, um die neuesten Nachrichten aus der Universität zu hören.“
    „Sicher nicht. Aber ich weiß, was ich jetzt tun muss. Seit du mir geschrieben hast, dass dein Versuch zum Nachbau des Sehgerätes

Weitere Kostenlose Bücher