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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Schoch
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Sie ließen mich mit der Bemerkung liegen, ich könne mein Leben nur behalten, wenn ich mich schon am nächsten Tag ins Franziskanerkloster begäbe und mich in strengste Klausur zurückzöge. Alles sei vorbereitet. Nach meinem Sehapparat fragten sie nicht mehr
.
    Ich folgte ihren Anweisungen und lebte still und in harter Askese viele Jahre in dem Kloster. Aber ich bin nicht für ewiges Schweigen geschaffen. Und so vertraute ich mich einem jungen Klosterbruder an, der sich später mithilfe meiner Erfindung selbst von der Wahrheit der Dinge überzeugen konnte, die ich ihm berichtet hatte
.
    Dieser junge Klosterbruder ist es gewesen, der mir berichtet hat, dass Fremde vor Kurzem im Kloster nach meinem Verbleib gefragt hätten. Anhand der Beschreibung des Bruders erkannte ich, dass es diejenigen sein mussten, die mich schon einmal vom Leben zum Tode bringen wollten. Ich habe daraus den Schluss gezogen, dass ich ihnen nicht entgehen kann. Meine Zeit ist bald abgelaufen. Ich habe keine Möglichkeit mehr, zu fliehen oder an irgendeiner freien Einrichtung meine Erkenntnisse weiterzugeben. Daher habe ich mich entschlossen, meine Erfindung mitsamt einer Beschreibung meines Lebens zu verschlüsseln und gut zu verbergen. Möge der Herr meiner armen Seele gnädig sein. Und möge es späteren Zeiten vergönnt sein, die Wahrheit unvoreingenommen zu erkennen
.
    H. v. S
.
    Erschöpft und erschüttert las Bernhardi den letzten Satz noch einmal. Leider ist dieser Wunsch nicht in Erfüllung gegangen, dachte er, dass spätere Zeiten mehr Interesse an seinen Entdeckungen haben würden. Er überwand seine Müdigkeit und schrieb Einhard Auerbach einen weiteren kurzen Brief, in dem er das Wesentliche des Textes zusammenfasste. Dabei kam ihm ein Gedanke, der ihm fast tollkühn erschien.

24
    Barbara Bernhardi setzte sich im Schatten einer großen Buche in das Gras. Sie blinzelte in die Sonne und beobachtete ihre beiden Schwestern Sophia und Katharina, die sie beim Beeren- und Kräutersammeln begleiteten. Jetzt, nachdem sie sich mehr oder weniger mit den neuen Gegebenheiten abgefunden hatten, war sie noch mehr die große Schwester, die zusammen mit ihrer Mutter den Geschwistern Halt und Fürsorge geben musste. Während sie selbst die Tragweite der Situation durchschaute, wähnten sich ihre jüngeren Schwestern in einem großen Abenteuer.
    Ungestüm näherte sich den Schwestern ein Reiter, der offensichtlich bemüht war, durch seine Haltung einen positiven Eindruck zu machen. Kurz vor Barbaras Ruheplatz brachte er sein Pferd zum Stehen. Dann sprang er ab und baute sich vor Barbara auf.
    „Seid gegrüßt, schöne Frau.“
    Barbara hatte nicht mit Nickel, dem ältesten Sohn von Andreas Pflug, gerechnet. Sie erwartete Friedrich, mit dem sie um diese Zeit hier verabredet war. Aber es gelang ihr, Ruhe zu bewahren.
    „Seid gegrüßt, Nickel, was führt Euch zu mir?“
    „Ich war besorgt um Euch. Immerhin seid Ihr mit Euren Schwestern alleine unterwegs.“ Ohne eine Reaktion abzuwarten, sprach er Sophia und Katharina an: „Eure Mutter macht sich Sorgen um Euch. Sie erwartet Euch in Bälde.“
    Die beiden Schwestern blickten Barbara überrascht an. „Sollen wir zurück?“, fragte Sophia überrascht. Barbara wusste auch keine bessere Antwort, als ihnen zu raten, sich zurück ins Schloss zu begeben. Zögernd machten sich die beiden auf den Weg.
    Als sie außer Sichtweite waren, näherte sich Nickel und setzte sich so dicht neben Barbara, dass ihre Körper sich berührten. Unwillkürlich wich Barbara zurück. Nickel begann ohne Umschweife, Besitzansprüche geltend zu machen.
    „Es ist mir Euer Schicksal nicht gleichgültig“, begann er, „deshalb habe ich mich entschlossen, Euch beizustehen.“ Er versuchte, seinen Arm um sie zu legen.
    Barbara bemühte sich, diesen Übergriff abzuwehren. „Ich danke Euch, aber Euren Beistand benötige ich nicht.“
    Trotz der klaren Antwort ließ sich Nickel nicht abweisen, er versuchte sogar, seine Hand um Barbaras Hüfte zu legen. „Da täuscht Ihr Euch. Ihr ahnt gar nicht, wie sehr Ihr meinen Beistand benötigt!“
    Barbara erkannte zwar das pfauenhafte Gebaren, das Nickel Pflug an den Tag legte, gleichzeitig bemerkte sie durchaus die Prise Wahrheit, die aus seinem Munde sprach. Sie wehrte nun energischer seine Annäherungsversuche ab und versuchte gleichzeitig, die Situation durch das Gespräch zu entschärfen.
    „Weshalb, glaubt Ihr, benötige ich Euren Beistand?“ Sie schaffte es, sich seiner Umarmung

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