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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Schoch
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als das Wünschen noch geholfen hat …“, zitierte Elisabeth grimmig. „So fangen Märchen an, aber ich fürchte, das hier ist die Wirklichkeit.“

23
    In der abgedunkelten Halle brannten gerade so viele Fackeln wie nötig, dass man sich in dem Raum zurechtfinden konnte. Der schwarz gekleidete Mann am Kopfende des Tisches erhob sich und sprach in harten, deutlichen Worten, ohne laut zu werden. Es war eine Stimme, die es gewohnt war, dass man auf sie hörte. Fünf weitere, in ähnlich dunkle Gewänder gehüllte Personen bemühten sich, keine Geräusche zu machen.
    „Ihr wisst, dass wir zum Einschreiten in der Sache dieses Magisters gezwungen waren. Nicht weil wir Freude daran hatten, sondern um ein noch viel größeres Blutvergießen zu verhindern. Leider haben sich die Personen, die diese gottgefällige Tat ausführen sollten, als unfähig erwiesen – mit dem Resultat, dass es jetzt wohl noch einen Mitwisser gibt. Und was besonders gefährlich ist: Wir wissen nicht einmal, wer dieser Menschwar, der die Durchführung des Notwendigen verhindert hat. Aber dazu später. Der Rat der großen Hüterin stellt somit fest:
    Erstens: Unsere Methoden der Auswahl und Befähigung von Personen, die ihren Dienst im Auftrag der großen Hüterin verrichten sollen, sind noch immer nicht hinreichend. Zweitens: Die Durchführung aller notwendigen Maßnahmen muss verbessert werden. Drittens: Einzig im Bereich der Geheimhaltung sind die Erwartungen an die Beteiligten anscheinend erfüllt worden. Inzwischen hat die Beseitigung der großen Verblendung allerhöchste Priorität bekommen. Noch nie war die Gefahr, dass diese ihr schädliches Gift ausstreuen konnte, so hoch. Dazu ist es mir gelungen, noch mehr Mittel einzufordern, als wir bis jetzt zur Verfügung hatten. Ich konnte die entscheidenden Stellen von dieser Notwendigkeit überzeugen.
    Jetzt zu den Fakten: Wo sich dieser Bernhardi befindet, wissen wir nicht. Alle unsere Zuträger sind informiert und angewiesen, sich genauestens umzuhören. Jeder Verdacht auf seinen Verbleib ist umgehend zu melden. Wo sich der Rest seiner Familie befindet, wissen wir genau. Zurzeit ist kein weiteres Einschreiten gegen sie erforderlich. Eventuell brauchen wir sie als Druckmittel, um diesen Bernhardi ausfindig zu machen. Sie stehen aber unter besonderer Beobachtung.
    Es ist uns noch nicht gelungen, die Schriften des großen Verblenders, in deren Besitz wir nun glücklicherweise gekommen sind, zu verstehen oder zu entziffern. Aber wir haben die Übersetzung, so will ich es einmal nennen, die dieser Bernhardi angefertigt hat. Wie konnte er es schaffen, diesen Text zu entziffern, und die Unsrigen nicht? Die Frage muss untersucht werden. Zum weiteren Vorgehen: Die Suche nach dem Magister hat allerhöchste Priorität. In zwei Wochen – oder nötigenfalls auch früher – werden wir uns wieder hier zusammenfinden. Gibt es noch Fragen?“
    Niemand meldete sich zu Wort.
    Magister Bernhardi kam am späten Nachmittag in seine Herberge zurück. Erschöpft setzte er sich an den Tisch, der nur eine etwas zu groß geratene Ablage darstellte. Er vergrub das Gesicht in den Händen, doch dann besann er sich, holte einen Bogen Papier, spitzte seine Feder an, tauchte sie in die Tinte und begann seinen Brief.
    Mein lieber Freund Einhard
.
    Ich hoffe, Du befindest Dich wohl. Bis jetzt scheinst Du von den unbekannten Schergen nicht weiter belästigt worden zu sein, ich hoffe sehr, dass es auch dabei bleibt. Aber trotzdem musst Du Deine Vorsicht erhöhen. Ich bitte Dich, unternimm vorerst in der Sache nichts, was einen Verdacht auf Dich lenken könnte. „Denn sie gedachten dir Übles zu tun und machten Anschläge, die sie nicht konnten ausführen“, so heißt es im einundzwanzigsten Psalm. Noch konnten sie sie nicht ausführen, muss ich leider ergänzen, denn wie es aussieht, hat die Sache schon zwei Menschenleben gekostet. Und alles ist im Verborgenen geschehen. Ich komme zu dem Schluss, dass es sehr einflussreiche Mächte sein müssen, die die Wahrheit verdunkeln wollen
.
    Jetzt, da ich mit Deiner und Friedrichs Hilfe den ersten Kontakt zu Elisabeth aufnehmen konnte und über deren Verbleib unterrichtet worden bin, kann ich Dir endlich über den weiteren Verlauf meiner Unternehmungen hier berichten. Eben bin ich von einem Gespräch mit dem Grafen Wandsbeck und seinen beiden Söhnen zurückgekommen. Dein Freund, der mir den Weg zu dem Grafen ebnete, hat eine sehr gute Arbeit geleistet. Er hat mich wohl so

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