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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Schoch
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Wort.
    „Was ist? Du hältst es doch verkehrt herum!“
    „O nein, ich glaube, so herum ist es richtig. Schau selbst!“
    Jetzt konnte sich auch Auerbach davon überzeugen, dass sie den lange gesuchten Apparat gefunden hatten. „Aha! Das bewegliche Ende erlaubt es, die Gegenstände genau zu fokussieren, wenn sie sich in unterschiedlichen Entfernungen befinden.“ Und dann fuhr er fort: „Es ist also wahr. Von Saalfeld hat die Wahrheit gesagt. Wir sind jetzt in der Lage, seine Aussagen und die des Kopernikus zu überprüfen!“
    „Warte ab, wir müssen erst ausprobieren, ob die Sterne so gnädig sind, dass wir ihnen mit diesem Apparat etwas auf den Pelz rücken dürfen“, gab Bernhardi zu bedenken.
    Auerbach nickte stumm. „Aber wir können hier nicht abwarten, bis es Nacht wird.“
    Beide überlegten, wie sie mit dem neuartigen Apparat weiter verfahren sollten. Eins war ihnen klar: Sie mussten das Gerät in Sicherheit bringen.
    Bernhardi bot an, es mit nach Kemberg zu nehmen und dort einige Beobachtungen zu machen. Schließlich hatte er noch eine weitere Idee: „Ich werde versuchen, an der Wittenberger Universität diesen Apparat vorzustellen. Vielleicht zeigt sogar Kurfürst Johann Interesse daran. Und dann … dann wird diese Entdeckung mit all ihren Konsequenzen nicht mehr aufzuhalten sein!“ Bernhardi war ins Schwärmen geraten.
    „Das scheint mir eine gute Idee zu sein, auch wenn du schon drei Schritte weiter bist als ich. Ich werde dir noch einige Lektionen in der Sternkunde verabreichen und dich in Kemberg vielleicht einmal besuchen, um mich von der Brauchbarkeit des Apparates mit eigenen Augen zu überzeugen. Aber ich warne dich: Noch ist die Wittenberger Professorenschaft wegen der Pest in Jena … Und ob Luther davon etwas wissen will, weißt du nicht. Außerdem müssen wir sehen, wer dort den Lehrstuhl für Astronomie innehat. Ob Kurfürst Johann es wagt, eine Erfindung zu promovieren, mit deren Hilfe einige kirchliche Dogmen angegriffen werden könnten, vermag ich nicht zu sagen. Er hat sehr kluge Berater.“
    „Spalatin zum Beispiel.“
    „Ja, und auch andere. Wir werden sehen. Vermutlich ist es die einzige Möglichkeit, die Sache weiter voranzubringen – für uns und für die Wissenschaft. Wenn es uns gelingt, außerdem noch diesen von Saalfeld zu rehabilitieren, dann war alles nicht umsonst.“
    Vorsichtig legten sie den Sehapparat zurück in die Kiste und nahmen sie mit nach unten. Dort angekommen, öffnete Bernhardi behutsam die Eingangstür und schaute sich genau um, biser sicher war, dass sie den Turm unbemerkt verlassen konnten. Auerbach schlug vor, dass sie gleich zurück in seine Wohnung gingen, aber Bernhardi blieb stehen.
    „Ich komme gleich nach … habe noch etwas Wichtiges zu erledigen.“ Bevor der überraschte Auerbach eine Frage stellen oder ihn zur Vorsicht mahnen konnte, war Bernhardi schon um eine Ecke verschwunden.
    Die Friedhofspforte knarrte in den Angeln. Längst war auf dem Gottesacker direkt an der Kirche kein Platz mehr für neue Gräber, daher wurden die Toten der Gemeinde schon seit Jahren auf dem weitläufigen Gelände am Ortsrand beigesetzt. Der kleine Schuppen, in dem man die Leichen vor ihrer Beisetzung aufbahrte, war immer noch nicht durch eine richtige Kapelle ersetzt worden.
    Bernhardi hatte auf dem Weg zum Friedhof eine Rose gepflückt. Er legte sie auf das Grab seiner Tochter und blieb noch einige Augenblicke schweigend davor stehen. Vergeblich versuchte er, seine Tränen zurückzuhalten. War nicht mit dem Tode seiner geliebten Tochter auch alles andere von ihm gegangen, von dem er geglaubt hatte, es habe Bestand?
    Ruckartig drehte er sich um und verließ eilig den Friedhof. Dass ihm eine dunkel gekleidete Person folgte, bemerkte er nicht.

28
    Wütend beugte sich Max von der Aue über den Brief. Was sein Sohn ihm da geschrieben hatte, erfüllte ihn mit Ärger und Sorge. Wie war es möglich gewesen, dass Friedrich ihm so entgleiten konnte? Hatte er nicht ausgerechnet dieses Nest für ihn ausgesucht, um Ablenkungen, mit denen die großen Universitätsstätten zu locken pflegten, bereits im Keime zu ersticken? Und nun teilte sein Herr Sohn ihm nicht nur seine Verlobung mit, sondern kündigte auch die kurz bevorstehende Hochzeit an! Noch vor dem Ende seines Studiums!
    Aber nein, so schnell würde er seinen einzigen Sohn nicht verloren geben. Keines dieser lockeren Bauernmädchen sollte die Gelegenheit bekommen, sich an ihn heranzumachen. Dass Barbara

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