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Das Geheimnis des Himmels

Das Geheimnis des Himmels

Titel: Das Geheimnis des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Schoch
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auch zu jenem erlauchten Kreis. Herzog Georg hatte mich darum ersucht und, das will ich nicht verhehlen, mir einen Ausgleich für die entstehenden Kosten zugeteilt. Ich muss Euch daher bitten, Euch innerhalb von drei Wochen um ein anderes Domizil zu bemühen. Es tut mir aufrichtig leid, aber eine andere Möglichkeit sehe ich nicht.“
    In Elisabeths Augen blitzte es kurz auf. Sie hatte nicht im Mindesten vor, um ihre Bleibe zu kämpfen oder gar um Aufschub zu betteln.
    „Fürwahr, kein Problem“, antwortete sie trotzig. „Ich hätte Euch sowieso demnächst aufgesucht, um Euch mitzuteilen, dass wir Eurer Gastfreundlichkeit nicht länger bedürfen.“
    Erstaunt zog Andreas Pflug seine Augenbraunen nach oben. „Ach ja?“
    „Wir haben eine neue Bleibe gefunden und werden Anfang nächster Woche dorthin umsiedeln.“
    „Hat das etwas mit Euren geheimen Treffen am Waldesrand zu tun?“ Noch während Andreas Pflug die Worte zu Ende gesprochen hatte, wusste er, dass er einen Fehler gemacht hatte. Als Diplomat in herzoglichem Auftrag durfte er niemals sein Wissen oder seine Informanten preisgeben, wenn er nicht seine Handlungsvorteile aufs Spiel setzen wollte. Aber es war zu spät.
    „So, Ihr spioniert uns also nach!“ Während Andreas Pflug errötend nach einer Antwort suchte, sprach Elisabeth weiter: „Wie wir Euch niemals verheimlicht haben, ist Barbara mit einem jungen vornehmen Mann verlobt. Alleine um Euch aus allen Händeln herauszuhalten, die mit meiner Familie und vor allem mit dem Verbleib meines geliebten Mannes zu tun haben, wählten wir diesen Weg der Begegnung. Das ist alleine unsere Angelegenheit. Wir sind nicht Eure Leibeigenen, das merkt Euch wohl. Wir sind Euch zwar dankbar für das Asyl, das Ihr uns gewährt habt, aber es ergeben sich daraus für Euch keineweiteren Ansprüche. Weder für Euren Sohn Nickel, der sich in geradezu unverschämter Weise Barbaras zu bemächtigen gedachte, noch für alle anderen Angelegenheiten, die unsere Familie betreffen!“
    So war Andreas Pflug noch nie angegangen worden – schon gar nicht von einer Frau. Er versuchte, seine Niederlage durch einen Angriff auszugleichen.
    „Ihr irrt, wenn Ihr glaubt, ich würde zulassen, dass meine Hilfsbereitschaft schamlos ausgenutzt wird. Ich muss schon wissen, was die Hintergründe für die seltsamen Ereignisse sind, die Euch dazu veranlasst haben, hier Quartier zu nehmen. Also habe ich nicht nur das Recht, sondern bin auch verpflichtet, die Ursachen Eurer Flucht zu erforschen. Denn dass Ihr aus Gründen der Gefahr für Leib und Leben alleine aus Eurer Stadt verzogen seid, das glaube ich Euch nicht. Wenn Ihr schon in Verdacht steht, dass der hochgelobte Magister Bernhardi es mit den Lutherischen halten könnte, dann habt Ihr Euer Asyl schlecht gewählt. Herzog Georg wird diese Häresie niemals dulden und er hat dabei meine vollste Unterstützung. Wer war übrigens der bärtige Mann, der beim letzten Male dabei gewesen ist? Ihr schient recht vertraut miteinander.“
    „Ein guter Bekannter von Barbaras Verlobtem.“ Elisabeth musste Andreas Pflug unbedingt von diesem Besuch ablenken. „Ihr versucht, Euch Eure Sicht der Dinge zurechtzuträumen. Mir ist nicht erinnerlich, jemals zu den Lutherischen konvertiert zu sein. Ich habe noch nicht einmal irgendeine Schrift des Wittenbergers gelesen. Leonhard hätte es als Magister ebenfalls niemals zugelassen, die Lehren des Wittenbergers bei uns einzuführen. Aber lassen wir das. Da der Preis für das Unterkommen uns zu hoch ist, habe ich schon längst beschlossen, Eure Gastfreundschaft nicht länger in Anspruch zu nehmen. Eure Haltung bestärkt mich darin, unseren Abschied noch viel früher zu nehmen. Ich betrachte unser Gespräch als beendet.“Damit drehte sie sich um und rauschte den Gang entlang zu ihrer Stube.
    Andreas Pflug starrte der entschwindenden Elisabeth nach. Er wusste nicht, welches Gefühl bei ihm die Oberhand gewinnen sollte – Verwunderung oder Zorn. Nicht nur die kirchliche Einheit, nicht nur das alte Weltbild, nein auch die Ordnung, dass die Weiber den Männern untertan sein sollten … Alles wurde mit einem Mal infrage gestellt.
    „Ich glaube, ich habe dem Satan Einlass gewährt“, murmelte er und ging nachdenklich in seine Stube.
    „Was hat er gewollt?“ Barbara und Sophia blickten ihre Mutter fragend an.
    „Uns rauswerfen. Und dabei hat er noch zugegeben, uns nachspioniert zu haben.“
    „Oh, wie froh bin ich, das Schloss und die Pflugs verlassen zu

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