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Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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gestorben.«
    Antonia war wie erstarrt. Sie weigerte sich immer noch zu glauben, dass Harata so sang- und klanglos von ihnen gegangen war. Sie sehnte sich nach erlösenden Tränen, aber sie konnte nicht weinen. Eine eisige Kälte überfiel sie, und sie fror so heftig, dass ihre Zähne unkontrolliert aufeinanderklapperten.
    Peter blickte sie mitleidig an. »Ich habe noch eine schlechte Nachricht. Harata hat deine Mutter angesteckt ...«
    »Ist sie tot?«
    »Nein, aber der Arzt ist bei ihr, und er hat keine Hoffnung mehr. Sie ist zu geschwächt, um der Grippe etwas entgegenzusetzen.«
    Antonia schluckte trocken. Wie betäubt stand sie auf.
    »Ich werde nach ihr sehen.«
    Wie in Trance eilte Antonia zum Zimmer ihrer Mutter. Der Arzt fing sie an der Tür ab und verlangte flüsternd von ihr, sich ein Tuch vor den Mund zu binden. Als Schutz vor der ansteckenden Grippe.
    »Ihre Mutter schläft gerade, aber es wäre gut, wenn Sie bei ihr blieben. Ich befürchte, sie überlebt den heutigen Tag nicht.« Er machte einen sichtlich erschütterten Eindruck. »Ich habe so etwas noch nicht gesehen. Wir waren so froh, dass die erste große Welle, die Europa und weite Teile der übrigen Welt überschwemmt hat, Oamaru nicht erreicht hat. Und im November wurden wir auch verschont. Aber jetzt? Ich kann nur beten, dass es Einzelfälle sind. Es sollen in aller Welt schon Millionen von Menschen daran gestorben sein. Aber was rede ich nur? Entschuldigen Sie, dass ich nicht mehr Rücksicht nehme. Ihre Mutter liegt im Sterben, und ich jammere hier, aber es wäre verheerend, wenn die Krankheit sich weiter ausbreitete. Deshalb bitte, halten Sie Abstand. Entfernen Sie das Bettzeug, wenn ... Gehen Sie nicht zu nahe heran, und bitte, küssen Sie sie nicht.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen. Ich verstehe Sie. Diese Grippe ist eine teuflische Krankheit, und meine Mutter ist einfach zu geschwächt, um dagegen ankämpfen zu können.«
    »Ja, sie hat sofort eine Lungenentzündung bekommen. Und bitte erschrecken Sie nicht. Ihr Körper ist überall verfärbt.«
    »Ich weiß, ich habe das eben bei Harata...« In diesem Augenblick brach sich das Schluchzen Bahn. Antonia heulte ungehemmt auf. Der junge Arzt nahm sie tröstend in die Arme.
    »Antonia«, krächzte es plötzlich vom Bett herüber, gefolgt von einem entsetzlichen Husten. Antonia trat zu ihrer Mutter und nahm deren Hand, obwohl der Arzt ihr einen warnenden Blick zuwarf.
    »Antonia«, sagte ihre Mutter nun noch einmal mit heiserer Stimme.
    »Mutter, ich bin da. Es ist alles gut«, presste Antonia gequält hervor und versuchte, den Blick von den schrecklichen Verfärbungen im Gesicht ihrer Mutter zu wenden.
    »Antonia, ich muss dir etwas sagen.« Aus weit aufgerissenen Augen starrte Selma ihre Tochter an. »Es geht um deinen ...« Sie konnte nicht weitersprechen. Ein entsetzlicher Hustenanfall hinderte sie daran. Antonia erschrak zutiefst, als sie das Blut auf dem weißen Nachthemd ihrer Mutter entdeckte. »Bitte, verzeih mir, aber ich kann nicht gehen, ohne dass ich es dir ...«
    Wieder hustete sie. Das Nachthemd war sofort blutgetränkt. Antonia hielt die Hand ihrer Mutter ganz fest. Tränen traten ihr in die Augen. Im Angesicht des Todes spürte sie eine Liebe für diese Frau, die sie überwältigte. Sie wollte sie auf keinen Fall verlieren, aber es gab keine Hoffnung mehr. Selma war zu schwach, die Augen offen zu halten. Sie schien Antonia unbedingt etwas mitteilen zu wollen, doch ihrer Kehle entrang sich nur noch ein heiseres Stöhnen. Antonia meinte etwas herauszuhören, das wie Charles Wayne klang, aber das hielt sie für eine Täuschung. Warum sollten die letzten Worte ihrer Mutter diesem Kerl gelten? Die Hand ihrer Mutter, die Antonia immer noch hielt, wurde schließlich schwer, und Selmas Kopf sackte zur Seite.
    Der Arzt war unbemerkt von Antonia ans Bett herangetreten. »Sie ist erlöst von ihrem Leiden«, flüsterte er, bevor er Antonia sanft daran hinderte, sich schluchzend über den Körper ihrer toten Mutter zu werfen. Doch kaum hatte sich Antonia aufgerichtet und mit gefalteten Händen vor das Bett gestellt, als ein herzzerreißendes Heulen ertönte. Mister Koch war ins Zimmer gekommen, und als er erkannte, was geschehen war, war er in ein unmenschliches Klagen ausgebrochen. Sosehr der Arzt ihn auch zurückhalten wollte, den Hünen konnte er nicht daran hindern, sich über den Körper seiner großen Liebe zu werfen und ihn schluchzend an sich zu drücken.
    Antonia war beschämt, als

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