Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)
hätte, dann wäre es jetzt um mich geschehen«, bemerkte er heiser, nachdem er sie wieder losgelassen hatte. Dann wandte er sich dem Herd zu, als wäre nichts geschehen.
Antonia aber rührte sich eine ganze Weile nicht vom Fleck. Ihr war selten wohlig zumute. Es war ein völlig anderes Gefühl als bei James, wenn der sie küsste. Bei ihm fühlte sie eine brennende Begierde, gepaart mit der tiefen Sehnsucht, miteinander zu verschmelzen. In Arthurs Gegenwart aber wurde sie nicht aufgeregt, sondern sie entspannte sich eher. Er ist ein Freund, dachte Antonia, ein guter Freund. Mehr nicht.
Und doch konnte sie den Blick nicht von ihm wenden. Wie er da vor dem Herd saß und mit ernster Miene versuchte, das Feuer zu entfachen.
»Geschafft!«, sagte er schließlich erleichtert. »Jetzt steht Ihren Kochkünsten nichts mehr im Weg. Darf ich Ihnen dabei zusehen?«
Sie rollte mit den Augen. »Hm, ich weiß nicht so recht. Ich möchte Ihnen eigentlich keine Einblicke in meine Küchengeheimnisse geben«, erwiderte sie schmunzelnd. »Aber wenn Sie mir unbedingt auf die Finger schauen müssen, will ich Ihnen lieber gleich die Wahrheit sagen. Ich kann nicht kochen. Das hat immer Harata gemacht und nach ihrem Tod unser neues Mädchen, aber ich habe zumindest einen Einfall, was ich mit den Sachen anfangen könnte.« Sie deutete auf den Speck, den sie auf ein Brett legte. »Ich brauche nur noch ein wenig Fett zum Braten.«
Arthur warf einen prüfenden Blick über die Zutaten. »Ich glaube, es geht auch anders.«
»Ja? Wie denn?«
»Dann will ich mich mal offenbaren. Seit meine Frieda verheiratet und mit ihrem Mann fort ist, versorge ich mich allein. Ihre Nachfolgerin blieb nämlich nicht einmal eine Woche bei mir.«
»Oje, was ist geschehen?«
»Sie hat versucht, meinen Schreibtisch aufzuräumen, und da verstehe ich keinen Spaß.« Er zog dabei ein dermaßen zerknirschtes Gesicht, dass Antonia in lautes Lachen ausbrach. Wann war ich mit James jemals so fröhlich beisammen?, schoss es ihr durch den Kopf.
»Jedenfalls brate ich den Speck immer aus. Darin lassen sich die Kartoffeln wunderbar zubereiten.«
»Dann werde ich Ihren Rat befolgen.«
Während Antonia das Essen machte, plauderte sie unentwegt mit Arthur. Bald waren sie wieder bei ihrem gemeinsamen Lieblingsthema angelangt, dem Moa.
»Sie kennen ja mein Buch über die Moa-Jäger, doch manchmal überkommen mich Zweifel, ob ein Volk sie durch die bloße Jagd wirklich so schnell hat ausrotten können.«
»Sie haben das Argument in Ihrem Buch doch selbst geliefert. Die Moas hatten bis dahin keine natürlichen Feinde außer dem Adler vielleicht. Deshalb war es wahrscheinlich keine allzu große Mühe, sie zu erlegen. Die haben sich ihren Jägern arglos angeboten. Sie verfügten nicht über Fluchtimpulse. Die Jäger mussten sie wahrscheinlich nicht einmal jagen, sondern einfach nur mit Knüppeln erschlagen.«
»Ach, und das habe ich wirklich geschrieben?«, fragte der Professor lächelnd.
»Na ja, so in der Art auf jeden Fall, aber Sie haben schon recht. Das muss in kürzester Zeit geschehen sein. Und wenn es doch eine Naturkatastrophe war?«
Arthur zuckte mit den Schultern. »Das werden wir wohl niemals erfahren. Vielleicht sind künftige Generationen schlauer, weil sie andere Möglichkeiten haben, etwas über die Moas herauszufinden.«
Sie plauderten angeregt weiter über den Urvogel, bis das Essen fertig war. Es duftete herrlich nach Speck und gebratenen Kartoffeln. Zum Abschluss schlug Antonia die Eier darüber.
Arthur übernahm es, Geschirr aus den Schränken zusammenzusuchen und den Tisch zu decken.
Und wieder war Antonia schier verzaubert, als sie mit dem fertigen Essen und einer Flasche Wein, die sie in der Kammer gefunden hatte, in den Speisesaal trat. Sogar ein paar Kerzen hatte er aufgetrieben und am Ende des großen Holztisches liebevoll eingedeckt. Selbst Weingläser hatte er in einem Schrank gefunden. Ein Festmahl könnte nicht feierlicher sein, dachte Antonia.
Das Essen verlief schweigend. Beide hingen ihren Gedanken nach, doch Antonia entging nicht, dass er sie mehrfach intensiv musterte.
Plötzlich fragte er in die Stille hinein: »Antonia, gibt es eigentlich noch diesen Herrn in Ihrem Leben?«
»Welchen Herrn?«, fragte sie erschrocken und kam sich ziemlich dumm dabei vor. Natürlich wusste sie genau, wen er meinte.
»Ich spreche von dem jungen Mann - jedenfalls verglichen mit mir -, wegen dessen Anwesenheit im Hotelrestaurant Sie für den Rest
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