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Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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es in meinen Händen halte und dieses Theater endlich vorüber ist«, knurrte er zurück. »Aber wenn noch ein Bach kommt, wird es dazu nicht kommen, weil ich umkehre. Dann werde ich es wohl stehlen müssen«, fügte er rasch hinzu.
    Nach einer halben Ewigkeit gelangten sie zu der Stelle am Waldrand, an der Lucille ihr Ei gefunden hatte. Die alte Frau befahl Antonia und dem Professor nun, sich hinter einem besonders mächtigen immergrünen Rimu-Baum auf die Lauer zu legen.
    »Ich habe es im Urin, sie werden heute wiederkommen«, kicherte Ruth. Da verspürte Antonia, wie sie von einem schrecklichen Lachreiz in der Kehle gekitzelt wurde. Es war alles so absurd: die grüne Ebene, die nun zu allem Überfluss im Nebel zu versinken drohte, die kichernde Ruth, das versteinerte Gesicht des Professors und ihr lächerliches Versteck. Antonia versuchte alles, um sich das Lachen zu verbeißen, doch da prustete es bereits ungehemmt aus ihr heraus. Die drei anderen sahen sie entgeistert an. Sie aber konnte nicht mehr aufhören. Sie lachte und lachte. Dann dachte sie mit einem Mal an James, und ihr überdrehtes Lachen ging in lautes Schluchzen über. Die beiden alten Frauen schickten einander fragende Blicke zu, während der Professor Antonia einfach in den Arm nahm.
    Sofort wurde sie ganz still und ließ ihren Kopf gegen seine Schulter sinken. Die Geborgenheit, die ihren Körper und ihre Seele augenblicklich umhüllte, beruhigte sie ungemein.
    »Meine Damen, eine Stunde gebe ich Ihnen«, sagte Arthur nach einer ganzen Weile. »Wenn der Moa bis dahin nicht aus seinem Versteck kommt, werde ich mich verabschieden, und wir werden uns auf den Heimweg machen.«
    »Sie können im Dunklen unmöglich den Bach überqueren. Sie finden ohne uns gar nicht die richtige Stelle, und wir bleiben hier, bis sie kommen«, erwiderte Lucille unwirsch.
    »Bis sie kommen. Ich glaube es nicht. Sollen wir hier etwa die Nacht verbringen? Ich befürchte, da würden wir erfrieren. Wo werden Sie denn nächtigen, meine Damen?«, zischte der Professor.
    »Wir übernachten in einer Hütte, in der im Sommer ein Schafhirte wohnt, aber da ist kein Platz für Sie beide. Doch wenn Sie den Hügel dort überqueren, kommen Sie zu einer alten Goldgräberherberge«, entgegnete Ruth ungerührt.
    »Hier gab es einmal Gold?«, fragte Arthur erstaunt.
    »Eben nicht«, kicherte Ruth. »Das Gerücht hat ein Betrüger gestreut. Es sollen viele gierige Goldsucher darauf reingefallen sein. Der Betrüger hat abkassiert dafür, dass er sie an die angeblich richtigen Stellen geführt hat.«
    »Ruthi, red nicht so viel. Du verscheuchst uns noch die Moas!«, schimpfte Lucille.
    »Übernachten Sie dort!«, fügte Ruth leise hinzu, bevor sie verstummte.
    Antonia lehnte immer noch regungslos in Arthurs Arm. Abgesehen von der Geborgenheit, die er ausstrahlte, wärmte er sie. Plötzlich wurde sie unendlich müde. Eine Zeitlang kämpfte sie dagegen an, dass ihr die Augen zufielen, doch dann schlief sie ein.
    Sie erwachte von dem heiseren Ruf: »Da sind sie!« Antonia riss die Augen weit auf und versuchte, etwas zu erkennen, doch der Nebel war noch dichter geworden. Aber dann sah sie es auch. Es bewegten sich Schatten im Nebel, Schatten, die eilig auf sie zukamen. Doch diese besaßen beileibe nicht die Gestalt eines Moas. Als es im Nebel zu blöken begann, entpuppten sich die Urvögel als Schafe.
    Jetzt lachte sogar Arthur laut auf.
    »Kommen Sie, wir versuchen, vor der Dunkelheit in Glenavy zurückzusein«, raunte er Antonia zu. Und laut sagte er: »Wir machen uns jetzt auf den Weg.«
    »Aber wollen Sie sie denn gar nicht sehen?«, fragte Ruthi enttäuscht.
    »Meine Damen, ich weiß nicht, was Sie beim letzten Mal gesehen haben, aber Moas waren das nicht, und deshalb werde ich mich jetzt verabschieden. Denn Schafe kann ich auch in Dunedin beobachten.«
    »Dann hauen Sie ab, aber tun Sie uns einen Gefallen, übernachten Sie in der Herberge. Sonst müssen wir Sie begleiten, weil Sie den Weg über die schmale Stelle am Bach nicht allein finden«, fauchte Lucille. Und knurrend fügte sie hinzu: »Wir holen Sie morgen früh bei der Herberge ab. Dann können Sie meinetwegen das olle Ei mitnehmen. Ich brauche es nicht.«
    »In Ordnung«, entgegnete Arthur knapp, half Antonia auf die Beine und legte den Arm um ihre Schultern. Hastig entfernten sie sich. Kaum dass sie außer Hörweite der beiden alten Damen waren, brach er in lautes Gelächter aus.
    »Unglaublich«, stieß er glucksend hervor. »Aber

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