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Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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solle James Henson in Ruhe lassen. Und der mir mitteilte, dass seine Tochter ein schwaches Herz habe und jede Aufregung sie umbringen könne.«
    »Und deshalb hast du dich entschieden, auf ihn zu verzichten?«
    »Ja, genau! Und gestern erhielt ich einen Brief von ihm ...« Sie stockte.
    »Du kannst mir ruhig davon erzählen. Schließlich möchte ich wissen, was du noch mit diesem Herrn zu schaffen hast.«
    Antonia spürte, wie ihre Augen feucht wurden, aber sie konnte die Tränen unterdrücken. »Er schrieb mir: Liebste, was für ein dummer Streit. Lass ihn uns begraben und uns am ersten Mittwoch im August im Haus treffen. Ich bin dann auf dem Weg nach Christchurch zu einem Wollhändler. Verzeih, dass es so lange gedauert hat, aber es ist inzwischen etwas geschehen, das mich in tiefe Verzweiflung gestürzt hat. Aber jetzt weiß ich, dass es trotz alledem nur einen Weg gibt: den Weg zu dir! In Liebe, James.«
    Arthur war blass geworden. »Aber warum willst du ihn dann nicht mehr sehen? Nach solchen klaren Worten? Er schreibt, dass er sich trotzdem für dich entschieden hat. Worauf wartest du noch? Willst du wirklich ein zweites Mal auf ihn verzichten, weil jemand anders krank ist und damit gedroht wird, dass die Person stirbt, wenn du glücklich wirst?« In seinen Worten lag ein galliger Unterton.
    »Ich muss! Sein Schwiegervater Charles Wayne ist nämlich mein leiblicher Vater, was ich eigentlich nie erfahren sollte.«
    »O Gott! Und damit ist die Frau von diesem James deine Schwester?«
    »Genau, ich kann sie zwar nicht besonders gut leiden, denn ich lernte sie einst auf einem Fest kennen, aber ich bringe es nicht übers Herz, ihr den Mann wegzunehmen. Ich möchte nicht meine eigene Schwester auf dem Gewissen haben. Und ich will auf jeden Fall vermeiden, dass diese Verwandtschaftsverhältnisse bekannt werden, denn Charles Wayne ahnt nichts von alledem. Ich könnte nicht ertragen, wenn er erfährt, wer ich bin. Ich verabscheue ihn. Er soll nicht mein Vater sein. Er darf nicht wissen, dass ich sein Enkelkind, das Patricia ihm niemals schenken konnte, unter dem Herzen trage. Er hat mich eine Hure genannt. Soll er bis an sein Lebensende glauben, dass ich genau das bin ...« Sie stockte, denn nun konnte sie ihre Tränen nicht länger zurückhalten.
    Arthur nahm ihre Hand und drückte sie fest. Dann sah er ihr in die Augen. Zärtlich strich er ihr eine Träne aus dem Gesicht.
    »Das heißt, du hast für dein Kind, wenn ich dich recht verstehe, dasselbe Schicksal vorgesehen, das du selbst erlitten hast. Dein Kind darf auch nicht erfahren, wer sein Vater ist, nicht wahr?«
    »Auf keinen Fall!«, erwiderte Antonia heftiger als gewollt.
    »Mir persönlich missfallen derartige Heimlichtuereien, aber wenn du es so willst, ich kann damit leben. Vor allem, wenn ich auf diesem Weg ein Kind bekäme. Glaube mir, ich werde es lieben, als wenn es mein eigenes wäre. Überleg doch einmal: Niemals habe ich damit gerechnet, mit knapp fünfzig noch Vater zu werden. Das ist ein Geschenk des Himmels.«
    Antonia sah Arthur zärtlich an.
    »Das empfinde ich genauso wie du. Als Geschenk des Himmels. Und ich wäre froh, wenn ich niemals erfahren hätte, wer mein Vater ist. Dann hätte ich weiter an das Märchen von Will Parker geglaubt. Dabei ist meine Mutter als Dienstmädchen der Familie von dem feinen Mister Charles geschwängert und verlassen worden. Ich fühlte mich betrogen, als ich die Wahrheit erfuhr. Um meinem Kind das zu ersparen, werde ich es ihm nicht einmal auf meinem Totenbett verraten. Das schwöre ich dir, so wahr ich hier sitze.«
    »Wenn es dein Wunsch ist, werde ich der Vater deines Kindes und dieses Geheimnis für alle Zeiten in mir verschließen. Trotzdem, du kannst, soweit ich das beurteilen kann, James nicht mit diesem Charles Wayne gleichsetzen. Ich meine, der junge Mann hätte schon ein Recht zu erfahren ...«
    »Bitte, Arthur, quäle mich nicht!«, unterbrach Antonia ihn unwirsch. »Glaube mir, es war viel einfacher für mich, zu glauben, dass mein Vater ein ermordeter Auswanderer war, als zu erfahren, dass er ein überheblicher, gemeiner Kerl ist, der meiner Mutter übel mitgespielt hat. Ich bin es ihr schuldig. Die Familie Wayne existiert für uns nicht. Und er ist nun einmal der Schwiegervater von James. Nein, bitte, nein, hör auf damit!«
    »Kleines«, flüsterte Arthur zärtlich, »ich werde alles tun, was du verlangst, und verspreche dir, dass ich unserem Kind ein guter Vater sein werde. Niemals mehr, solange

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