Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)
dank Ihres selbstlosen Einsatzes haben wir nun das Ei.«
Antonia fiel in das Lachen ein. »Das haben wir uns auch hart verdient. Dafür, dass wir auf Schafe im Nebel gewartet haben.«
»Ich habe ja schon viel erlebt. Man hat mir auch schon Geschichten zugetragen, in denen Menschen behaupten, sie hätten den Moa gesehen, aber die beiden sind an Skurrilität kaum zu übertreffen. Was meinen Sie? Sollen wir es wagen, nach Glenavy zu gehen, oder nächtigen Sie mit mir in dem verlassenen Hotel?«
»Ich befürchte, uns bleibt nichts anderes übrig. Wenn die beiden uns morgen hier nicht vorfinden, gibt uns Lucille außerdem nicht ihr Ei. Oder hatten Sie vor, die Damen bald wieder zu beehren?«
Arthur grinste breit. »Nein, mein Bedarf ist gedeckt.«
Als sie oben auf dem Hügel ein großes Holzhaus auftauchen sahen, beschleunigten sie ihre Schritte. Es handelte sich bei näherem Hinsehen eher um eine geräumige Blockhütte als um ein Haus. Die Tür stand weit offen, sodass der Wind den Flur entlangpfiff. Der Empfangsbereich machte den Eindruck, als würde jeden Augenblick jemand kommen und sie nach ihren Zimmerwünschen fragen. Sogar Schreibgerät lag bereit. Hinter dem Tisch war ein Schlüsselbord angebracht, doch bei ihrem anschließenden Rundgang stellten Antonia und Arthur fest, dass es nur einen einzigen Schlafsaal gab und keine einzelnen Gästezimmer. Die anderen Räume waren eine Küche, ein Speisesaal und Wirtschaftsräume. Überall standen Gegenstände herum, als wäre die Herberge noch in Betrieb. Die schönste Entdeckung waren ein offener Kamin im Speiseraum und ein Stapel Holz daneben.
»Wissen Sie was?«, sagte Arthur entschieden. »Wir holen uns zwei der Betten und schlafen hier am Ofen, wenn ich ihn denn in Gang bekomme.«
»Wir beide in einem Raum?«, fragte Antonia erstaunt zurück.
Er zuckte mit den Schultern. »Also, meinethalben ja«, bemerkte er sichtlich verlegen. »Oder wollen Sie allein in diesem Saal nächtigen?«, fügte er hinzu.
Antonia sah sich kritisch um. »Lieber nicht. Dann kümmern Sie sich um den Kamin, und ich schau mal nach, ob irgendetwas Ess- oder Trinkbares zu finden ist.«
Lächelnd machte sie sich auf die Suche nach einer Abstellkammer. Tatsächlich fand sie dort ein paar frische Lebensmittel. Sie vermutete, dass diese Hütte häufig von Wanderern benutzt wurde. Nun musste sie nur noch überlegen, was sie aus den Kartoffeln, dem Speck und den Eiern zaubern sollte. Sie entschied sich, die Kartoffeln zu kochen und mit dem Speck zu braten, aber woher sollte sie Wasser bekommen?
Sie wunderte sich, wie unbeschwert ihr zumute war. Wie schon lange nicht mehr! Und zum ersten Mal dachte sie mit Liebe an das Kind, das sie bekommen würde. »Wir schaffen das allein«, sagte sie laut, bevor sie mit einem Topf in der Hand in die Kälte hinaustrat. Vielleicht gab es einen Brunnen, aber sosehr sie danach Ausschau hielt, sie fand keinen. Dann hörte sie es leise plätschern. Hinter dem Haus floss ein Bach, dessen klares Wasser sie nun im Topf auffing. Erst als sie ins Haus zurückkehrte, merkte sie, dass sie fröhlich vor sich hin summte. Und zwar ein Schlaflied, das Harata ihr immer gesungen hatte. Antonia blieb abrupt stehen und drehte sich noch einmal um. Der Sturm hatte sich gelegt, und es herrschte eine friedliche Stille hier draußen. Sie wandte ihren Kopf nach oben. Die Wolken hatten sich verzogen, und über ihr funkelte ein klarer Winterhimmel. Wenn ich diesen Augenblick einfangen und mitnehmen könnte, dachte sie sehnsüchtig; war er doch ein winziger Moment des Glücks.
Dann riss sie sich von dem zauberhaften Anblick los und ging zum Speisesaal, um Arthur zu bitten, ihr den Herd anzuheizen. Sie staunte nicht schlecht, als er ihr stolz das Kaminfeuer präsentierte. Auch zwei der Betten hatte er schon aus dem Schlafsaal geholt.
Er folgte ihr in die Küche und deutete überrascht auf den Topf voller Wasser in ihrer Hand.
»Antonia, Sie sind nicht nur hübsch und intelligent, sondern auch noch praktisch veranlagt. Sie kann man problemlos mit auf eine Exkursion nehmen. Eine Frau, die in der Wildnis auf eine Quelle stößt. Alle Achtung.«
Sie lachte. »Na ja, es war eher ein Bach. Aber wenn Sie mir vielleicht noch den Herd anheizen könnten, würde ich den Beweis antreten, dass ich sogar eine gute Köchin bin.«
Sie sahen einander lange in die Augen. Dann nahm er sie einfach in die Arme und gab ihr einen Kuss auf den Mund. »Wenn ich mich nicht schon längst in Sie verliebt
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