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Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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Ich habe dich nur großgezogen, weil die Menschen deine Eltern umgebracht haben, als wir tiefer in den Wald hinein flüchten wollten. Ich wurde hinter dem Stamm eines Kauribaumes Zeugin des feigen Mordes und konnte dich retten, weil du zu klein warst, um gejagt zu werden. Die Menschen werden uns immer mehr von unserer Heimat nehmen, die Wälder, in denen wir leben, mit ihren Feuern zerstören und uns jagen, bis keiner mehr übrig ist. Du und ich, wir gehören zu den Letzten unserer Art. Darum beeil dich, und lauf gen Westen. Bevor der Jäger dich auch noch bekommt ...« Die Stimme des riesigen Moa-Weibchens brach.
    Tuia schluchzte, als der Riesenvogel sie aus toten Augen anstarrte. Sie konnte sich nicht losreißen, obwohl ihr die mahnenden Worte ihrer Ziehmutter noch in den Ohren brannten.
    Gerade als sie loslaufen wollte, hörte sie das Knacken von Ästen, und sie fuhr herum. Sie erschrak beinahe zu Tode, als sie den dunkelhäutigen Mann mit der bunten Bemalung auf dem halbnackten Körper zwischen den Bäumen auftauchen sah. Wie so oft fragte sie sich, warum sie nicht fliegen konnte. Dann würde sie jetzt ihre Schwingen erheben und durch die Lüfte davonflattern. Doch statt sie anzugreifen, wich der Mann einen Schritt zurück.
    »Wer bist du?«, fragte er in einem angenehmen Singsang.
    »Ich bin Tuia, und das ist meine Ziehmutter Ava«, erwiderte das Moa-Mädchen.
    »Aber ... woher kommt ihr?«
    »Aus dem Wald. Wir sind Moas.«
    »Moas?«
    Der Mann sah sie fragend an.
    »Was fragst du denn so dumm? Du hast meine Mutter umgebracht, um sie zu essen«, erwiderte Tuia zornig. »Du bist ein böser Moa-Jäger.«
    »Aber nein, ich hörte hinter mir ein Knacken und vermutete, dass mich der Häuptling eines verfeindeten Stammes verfolgt, um mich zu töten. Es tut mir leid.«
    Er beugte sich zu Ava hinunter. »Was für ein Riesenvogel!«, entfuhr es ihm erstaunt.
    »Du willst mir wirklich nichts tun?«
    »Aber nein. Ich wusste nicht einmal, dass es euch gibt.«
    Das kleine Moa-Mädchen, das ihm bis zur Schulter reichte, sah ihn traurig an. »Dann werde ich jetzt die Unseren in den Wäldern suchen. Wir sind die Letzten unserer Art. Aber versprich mir eines: Behalte es für dich, dass du mich gesehen hast.«
    »Ich werde es in meinem Herzen bewahren und keinem Menschen je erzählen. Aber nun lauf, bevor dich ein anderer entdeckt, der dir nicht so wohlgesinnt ist.«
    Das Moa-Mädchen zögerte, doch dann rannte es auf seinen kurzen dicken Beinchen so schnell fort, wie es nur konnte.
    Tuia streifte gedul D ig durch den Wald und fragte jedes Tier, da S sie traf, ob es einen Moa gesehen hatte, doch keines wusste etwas über den Verbleib der Riesenvögel. So lebte sie fortan allein im tiefen Wald und ernährte sich von den Früchten, die sie fand.
    Manchmal weinte sie sich in den Schlaf, weil sie so schrecklich einsam war. Wenn sie doch bloß endlich jemanden ihresgleichen finden würde. Nie blieb sie lange an einem Ort, sondern durchquerte rastlos den Wald. Schon lange war sie kein Mädchen mehr, sondern zu einem stattlichen Moa-Weibchen herangewachsen.
    Eines Tages traf sie im Wald auf einen uralten Kiwi. Er war das erste Tier, das sie nicht wie ein Wunder bestaunte. »Ich bin ein Moa und suche die Letzten der Unseren«, sagte Tuia.
    »Ich weiß«, entgegnete der Kiwi.
    »Du weißt, wo sie sind?«, fragte der Moa aufgeregt.
    Er nickte und sah traurig aus. »Sie haben verzweifelt nach dir gesucht, aber dann haben die Menschen ein Feuer gemacht, das den Wald und alle Moas gefressen hat. Ich konnte mich noch in Sicherheit bringen, aber sie ...« Er brach ab, als Tuia in verzweifelte Tränen ausbrach.
    »Dann werde ich also für alle Zeiten allein bleiben«, schluchzte sie.
    »Bitte, verzweifle nicht! Es gibt noch einen einsamen Moa, der sich in den Wäldern versteckt hält. Wenn du ihn findest, kannst du mit ihm eine neue Familie gründen«, schlug der Kiwi vor.
    Die traurige Tuia bedankte sich und machte sich auf, das Moa-Männchen zu finden, doch es sollte noch viele Jahre dauern, bis sie ihm eines Tages begegnete. Inzwischen war sie eine weise alte Moa-Frau geworden, bei der sich die Tiere des Waldes Rat holten. Sie hatte sich ihn anders vorgestellt, denn er war auch schon ein betagter Moa-Mann. Die beiden beschlossen, die Jahre, die ihnen noch blieben, gemeinsam zu verbringen. Manchmal beweinten sie, dass sie einander zu spät begegnet waren, um eine Familie zu gründen. Und als sich Tuias Weggefährte zum Sterben hinlegte, war

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