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Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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lebt. Ich spüre es hier drinnen.« Sie deutete auf ihr Herz.
    »Aber ich spüre genau mit derselben Intensität, das ihm was zugestoßen ist. Ich finde seit Tagen keinen Schlaf, ich kann nicht mehr essen ...« Sie schluchzte erneut auf.
    Ein eisiger Schauer lief Barbra über den Rücken. In einem Winkel ihres Herzens ahnte sie bereits, was das alles zu bedeuten hatte, aber sie wollte und konnte es nicht zulassen. Solange es keiner aussprach, war es nicht mehr als eine dumpfe Ahnung, die bestimmt völlig unbegründet war.
    »Julia, ich verstehe, dass es dir schlecht ergangen ist. Du hast gespürt, dass deinem Mann etwas geschehen ist«, brachte Barbra heiser hervor. »Es tut mir so leid für dich, aber ich wäre jetzt gern allein, denn ich weiß, dass mein Mann unversehrt zurückkehren wird«, fügte sie kaum hörbar hinzu.
    »Sag mal, willst du mich nicht verstehen?«, fragte Julia verächtlich. Sie hatte aufgehört zu weinen. »Wir trauern um denselben Mann. Jetzt, wo er tot ist, müssen wir uns doch nichts mehr vormachen. Tu nicht so, als wüsstest du von nichts!«
    Barbra war froh, dass sie saß, denn ihre Knie wurden bei Julias Worten weich wie Pudding.
    »Ich darf dich jetzt wirklich bitten zu gehen«, wiederholte Barbra mit fester Stimme.
    Julia stand langsam auf, aber sie fixierte Barbra dabei starr. »Hätte ich mir denken können, dass du ihn nicht so liebst wie ich. Sonst würdest du wenigstens jetzt dein Ehefraugetue lassen und um ihn trauern«, zischte sie.
    In diesem Augenblick ertönte lautes Geschrei und Gejohle von draußen. Kinder juchzten, und Thomas' fröhliche Stimme rief: »Kinder, lasst mich bloß heil!«
    Barbra hatte das Gefühl, sie würde die Besinnung verlieren, aber sie wurde nicht ohnmächtig, sondern musste mit ansehen, wie die Tür aufging und sich Julia auf Thomas stürzte. Suzan, Deborah und Ethan ließen von ihm ab und beobachteten mit offenen Mündern, wie sich diese fremde Frau ihrem Vater und Onkel an den Hals warf und unaufhörlich schluchzte: »Dass dir nichts passiert ist, mein Liebling!«
    Barbra betrachtete das Geschehen, als wäre es eine Szene aus einem dieser Filme, die sie manchmal im Kino von Dunedin sah. Das hatte ihr schon früher in manch schwieriger Situation geholfen, diese erträglicher zu gestalten; indem sie alles von außen betrachtete, als hätte sie damit nichts zu tun.
    Thomas aber suchte ihren Blick. Sein Gesicht war dunkelrot verfärbt. Unsanft befreite er sich aus Julias Umarmung.
    »Mein Schatz, ich freue mich, wieder bei dir zu sein«, flötete er, während er einen Schritt auf Barbra zumachte.
    »Fass mich nicht an«, sagte sie leise, aber so gefährlich, dass er erschrocken zurückwich. Dann wandte sie sich an die Kinder. »Bitte, tut Mama einen Gefallen, geht noch eine Weile spielen.«
    »Nö«, murrte Ethan. »Onkel Thomas hat uns etwas mitgebracht. Das wollen wir jetzt auch haben.«
    »Ich habe gesagt, später! Und nun raus mit euch!«, befahl Barbra in einem strengen Ton, den die Kinder gar nicht von ihr kannten. Erschrocken und ohne Widerrede trollten sie sich.
    Kaum waren sie aus der Tür, wandte sich Barbra Thomas zu, der immer noch wie erstarrt dastand. Neben ihm Julia, die er aber gar nicht anzuschauen wagte.
    »Wie lange geht das schon?«, fragte Barbra.
    Thomas räusperte sich verlegen, doch Julia entgegnete ungerührt: »Seit ich achtzehn war. Damals haben wir uns ineinander verliebt. Aber meine Eltern wollten, dass ich Randolph heirate, und Thomas hat dann dich zur Frau genommen. Er hat nie aufgehört, mich ...«
    »Halt doch endlich deinen Mund!«, fauchte Thomas.
    »Nein, Julia, rede nur. Schließlich habe ich ja ein Recht darauf zu erfahren, dass ich offenbar von Anfang an in einer Ehe zu dritt gelebt habe.« »Was willst du eigentlich, du verwöhntes Frauchen?«, giftete Julia. »Du bist seine Frau, hast mit ihm Kinder, feierst mit ihm Weihnachten, und ich hatte ihn nur in Hotelzimmern und ...«
    »Hör auf!«, schrie Thomas und hielt sich die Ohren zu.
    Julia schwieg auf der Stelle, aber ihre stechenden Blicke in Barbras Richtung erzählten die ganze Geschichte einer großen heimlichen Leidenschaft aus der Sicht der Geliebten, die gern an ihrer Stelle gewesen wäre.
    Thomas hatte seine Hände sinken lassen. »Barbra, es tut mir leid«, seufzte er und sah sie mit einem innigen Augenaufschlag an, der sonst garantiert ihr Herz zum Schmelzen gebracht hätte, sie nun aber völlig kalt ließ.
    »Dann habt ihr doch Glück, ihr beiden«,

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