Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)
Mann und freute sich mindestens genauso wie sie auf das Baby. Ja, er spielte regelrecht verrückt, weil sie doch schon über dreißig war und demnach eine sogenannte Spätgebärende. Er verlangte ständig, dass sie sich schonte. Sie durfte keine schwere Tasche mehr tragen, nicht zu weit hinausschwimmen, ja am liebsten würde er sie in Watte packen.
Mit Debbie herrschte Funkstille, aber Suzan wusste so in etwa von Sean, was sich während ihrer Abwesenheit von Dunedin für Szenen abgespielt hatten. Sean war mit Debbie zunächst in das Haus seiner Familie gegangen, aber schon nach zwei Wochen wieder ausgezogen. Er hatte ihr, nachdem sie eines Abends betrunken in sein Bett gekrochen und er ihrem Begehren lustlos nachgekommen war, auf den Kopf zugesagt, dass er die Scheidung wünsche. Sie war völlig durchgedreht, hatte geschrien, geweint, auf ihn eingeprügelt und versucht, ihn am Gehen zu hindern. Vergeblich.
Dass er Suzan liebte, hatte er Debbie allerdings verheimlicht. Und Suzan wollte, dass es so blieb. Ihr schwesterliches Verhältnis war auch so schon schwer belastet. Debbie trug ihr nach, dass sie ihr das Haus genommen hatte, und weigerte sich seitdem, überhaupt ein Wort mit ihr zu wechseln. Suzan wollte die Schwester nicht noch mehr provozieren.
Eben gerade hatte sie wieder einmal eine Diskussion mit Sean über dieses Thema geführt, der darauf drang, endlich mit offenen Karten zu spielen.
»Ach Liebling, lass uns ein anderes Mal darüber reden. Die Arbeit wartet«, murmelte Suzan und setzte sich im Bett auf, griff sich das Manuskript für einen Vortrag vom Nachttisch und vertiefte sich in ihre Unterlagen.
»Aber irgendwann wird sie es zwangsläufig erfahren«, bemerkte Sean nachdenklich, während er Suzan über den leicht gewölbten Bauch streichelte. Sie waren, um ein paar Tage für sich zu haben, nach Oamaru gefahren. Sie hatten sich in das Strandhaus verliebt und es in ein wahres Liebesnest verwandelt. Überall standen Sträuße mit selbst gepflückten Blumen, alles blitzte sauber, und ein neues Bett hatten sie sich auch in der Stadt besorgt. Dort verbrachten sie die meiste Zeit, wenn sie nicht gerade lange Wanderungen auf die Ebene unternahmen. Da Antonia einst hier in der Nähe die ersten Moa-Knochen entdeckt hatte, war Sean von dem Gedanken besessen, ebenfalls fündig zu werden. So waren sie heute den halben Tag bei schönstem Wetter unterwegs gewesen und hatten statt Überresten des Urvogels jede Menge lebendiger Vögel gesehen. Sie hatten bei einem Wasserfall gebadet, unter einem alten Baum ein Picknick gemacht und waren anschließend im Meer schwimmen gewesen. Bei ihrer Rückkehr hatte Sean angeordnet, dass Suzan sich nun schonen und einen Mittagsschlaf halten müsse. Sie aber hatte sich nur unter einer Bedingung ins Bett gelegt: Wenn er mitkäme! Darum hatte er sich nicht zweimal bitten lassen.
»Liebster, wenn du mich weiter so streichelst, komme ich nicht dazu, meinen Vortrag vorzubereiten.« Sie lachte und versuchte, sich wieder auf ihr Manuskript zu konzentrieren. Schließlich wollte sie bei ihrem Einführungsvortrag in der Ornithologischen Gesellschaft Dunedins glänzen. Sie hatte zu diesem Zweck ihr Lieblingsthema gewählt. Die Ausrottung des Moa. Erst kürzlich hatte sie ein paar spannende neue Erkenntnisse gewonnen. Vielleicht hatte das schnelle Verschwinden des Urvogels seine Ursache auch in der langsamen Fortpflanzung der Tiere. Acht bis zehn Jahre brauchten sie, um geschlechtsreif zu werden, um dann jeweils nur ein Ei auszubrüten. Zu allem Überfluss hatten die Ureinwohner die Nester auch noch geplündert. Auf jeden Fall würde sie den Zuhörern diese spannenden Ergebnisse ihrer Forschung in aller Ausführlichkeit vorstellen.
»Spätestens wenn wir heiraten, wird sie es erfahren ...«
Suzan sah verblüfft von ihrem Manuskript auf. »Du meinst, wir sollten wirklich heiraten? Aber du bist noch gar nicht geschieden. Und ich brauche keinen Trauschein, um glücklich mit dir zu sein.«
»Du vielleicht nicht, aber mein Kind und ich. Wir wollen anständige Verhältnisse.« Er sah sie voller Zärtlichkeit an. »Weißt du, dass du mich zum glücklichsten Mann der Welt gemacht hast? Wie sehnlich habe ich mir ein Kind gewünscht.«
»Hättest du die Scheidung gewollt, wenn du Kinder mit ihr gehabt hättest?«
Sean seufzte. »Ganz ehrlich?«
Suzan nickte eifrig.
»Nein, ich glaube nicht. Ich hätte meinen Kindern immer ein guter Vater sein wollen und über vieles wegsehen können, wenn wir
Weitere Kostenlose Bücher