Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)
sein.«
»Hier wohnt Barry Tonka.«
»Und ich dachte, du liebst seinen Bruder.«
»Stimmt, aber schwanger bin ich von Barry, und das muss ich ihm jetzt sagen«, erwiderte Grace, während sie erneut aus dem Wagen sprang und Suzan fassungslos zurückließ.
Vor der Haustür holte sie noch einmal tief Luft, dann klingelte sie.
Von drinnen hörte sie Barry rufen: »Machst du auf, Süße?« Grace bereute zutiefst, dass sie nicht vorher angerufen hatte. Er hatte offenbar Besuch von einer Frau. Sie spielte mit dem Gedanken, schnellstens zu verschwinden und ihm lieber einen Brief zu schreiben. Doch nun öffnete sich die Haustür, und sie sah in das überraschte Gesicht von Lucy.
»Willst du zu Barry?«
Grace fühlte sich plötzlich sehr unwohl in ihrer Haut. Sie hatte wenig Lust, Barry in Gegenwart von Lucy mitzuteilen, dass ihr flüchtiges Zusammensein in Horis Wohnung nicht folgenlos geblieben war.
Trotzdem folgte sie ihr ins Haus. Ihr fiel sofort auf, dass das Zimmer hell und freundlich wirkte, keine Bierdosen auf dem Boden herumlagen und überhaupt alles sauber und heimelig wirkte.
»Möchtest du was trinken? Setz dich doch!« Lucy musterte sie durchdringend.
»Nein, danke.« Grace wäre am liebsten geflüchtet, da hörte sie Lucy schon rufen. »Besuch für dich, Barry!«
Er sieht gut aus, schoss es Grace durch den Kopf, als sie ihn nun die Treppe herunterkommen sah. Fast so wie damals, als ich mich in ihn verliebt habe. Seine klaren Gesichtszüge verrieten ihr, dass er nicht mehr trank. Auch seine Kleidung war eleganter als sonst. Er trug keines seiner halb aufgeknöpften Hemden mit den schrillen Mustern. In einem weißen Hemd und Jeans gefiel er ihr wesentlich besser. Mit seinem schmaler gewordenen Gesicht sah er Hori ähnlicher als je zuvor.
»Hallo, Grace.« Er kam auf sie zu und reichte ihr förmlich die Hand. »Was führt dich zu mir?«
Grace räusperte sich verlegen. »Ich muss unter vier Augen mit dir reden.« Das brachte ihr einen vernichtenden Blick von Lucy ein, die sofort Anstalten machte, das Zimmer zu verlassen.
»Süße, bitte bleib, ich wüsste nicht, was ich mit Grace zu besprechen hätte, das du nicht hören dürftest.« Barry lächelte Lucy aufmunternd zu. Die machte kehrt und setzte sich neben ihn. Er nahm demonstrativ ihre Hand.
»Wir leben jetzt zusammen«, ergänzte er nachdrücklich.
Grace atmete noch einmal tief durch. Damit hatte sie natürlich nicht gerechnet, aber vielleicht war es sogar von Vorteil, dass seine Freundin dabei war, wenn er die Wahrheit erfuhr.
»Barry, ich habe es dir bereits bei unserem letzten Treffen gesagt, dass ich mich in einen anderen Mann verliebt habe, und du weißt ja auch, in wen ...«
»Na und? Was geht es mich noch an?«, fauchte er.
»Nun lass sie doch mal ausreden. Sie hat sich wohl kaum auf den Weg gemacht, um dir allein das zu sagen«, mischte sich Lucy ein.
Grace warf ihr einen dankbaren Blick zu.
»Schon als er mich vom Flughafen abgeholt hat ...«
»Bitte verschon mich mit der alten Geschichte. Du hast es mir bereits an den Kopf geworfen. Zu allem Überfluss fing Hori vorgestern auch noch an, mich damit zu nerven. Da musste er mir unbedingt gestehen, dass er sich in dich verliebt und wieder Kontakt zu dir aufgenommen hat. Ich hätte eigentlich von ihm erwartet, dass er darauf verzichtet, dich wiederzusehen, aber angeblich kann er das nicht. Egal. Bin ich euer Beichtvater, oder was? Könnt ihr euch das nicht persönlich sagen?«
»Er hat dir gesagt, dass er sich in mich verliebt hat?«
»Soll ich es dir aufschreiben? War es das?«
»Barry, ich bekomme ein Kind!«
Barry verdrehte genervt die Augen. »Soll ich jetzt Patenonkel von meinem Neffen werden, oder was?«
Lucy aber sah fassungslos von Barry zu Grace. Im Gegensatz zu ihm schien sie die Tragweite dieser Botschaft sehr wohl begriffen zu haben.
»Hori kann nicht der Vater sein. So nahe sind wir uns noch nicht gekommen.«
»Sag mal, was versuchst du mir eigentlich die ganze Zeit zu sagen?«
»Dass sie schwanger von dir ist«, zischelte Lucy. »Willst du jetzt zurück zu ihm?«, fügte sie an Grace gewandt leise hinzu.
»Nein, ich wollte es ihm nur gesagt haben. Er wird Vater, und das durfte ich ihm nicht verschweigen.«
»Darauf habe ich aber gar keine Lust. Den Daddy für dein Kind zu spielen. Vor allem, nachdem du mich derart abserviert hast. Und das für meinen eigenen Bruder! Gerade jetzt, wo ich den Job bei dieser Zeitung bekommen habe. Glaubst du, ich habe Lust, Windeln
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