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Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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durfte.
    »Ich lasse dich nie mehr gehen«, seufzte Sean. Noch wollte Suzan ihm die Illusion nicht zerstören. Noch nicht. Zärtlich fuhr sie ihm durch die dunklen Locken, die ihm wirr ins Gesicht hingen. Plötzlich bemerkte sie ein paar weiße Haare dazwischen. Diese Entdeckung machte ihr auf einen Schlag bewusst, dass sich dieser Traum nicht künstlich verlängern ließ. Sie befreite sich sanft aus seiner Umarmung, hüpfte mit einem Satz vom Tisch, hob ihre Sachen vom Boden auf und begann sich anzuziehen.
    »Warum hast du es auf einmal so eilig?«, fragte Sean, der ihren hektischen Aufbruch skeptisch verfolgte.
    »Wir müssen vernünftig sein. Du bist mit meiner Schwester verheiratet, und ich tauge nicht zur Geliebten.«
    »Aber ich bin unglücklich mit ihr.«
    »Das tut mir leid, aber bitte respektiere, dass es eine einmalige Sache war.«
    »Sache? Ich höre wohl nicht recht. Für mich geht es um Liebe.«
    Suzan stöhnte laut auf. »Für mich doch auch, aber ich käme mir billig vor, wenn ich jetzt versuchte, dich auf diese Weise zurückzuerobern.«
    »Suzie, ich wollte von Anfang dich und nicht deine Schwester. Dass ich dich nicht gleich verführt habe, lag daran, dass ich glaubte, wir hätten alle Zeit dieser Welt. Was meinst du, wie oft ich mich dafür verflucht habe, mit ihr auf das Zimmer gegangen zu sein. Ich hätte wissen müssen, worauf das hinausläuft ...«
    »Sean, mach es uns nicht unnötig schwer. Versuch einfach, mit Debbie glücklich zu werden. Sie ist im Grunde ihres Herzens ein guter Mensch. Und sie braucht dich ...« Das klang halbherzig aus ihrem Mund. Sie konnte sich nur allzu gut vorstellen, wie Sean unter dieser Ehe litt.
    »Ach ja, und du brauchst mich nicht?«
    Er sah sie durchdringend an, doch Suzan wandte den Blick einfach ab.
    »Suzie, lass uns eine Vereinbarung treffen. Ich verspreche dir: Ich lasse mich noch einmal auf die Beziehung zu deiner Schwester ein, aber wenn es beim besten Willen nicht funktioniert, dann trenne ich mich von ihr und werde mit dir glücklich.«
    »Du würdest dich von ihr trennen?«, fragte Suzan, und sie befürchtete sogleich, ihre Stimme hatte eine Spur zu freudig geklungen.
    »Schlag ein«, verlangte Sean. »Mein letzter Anlauf, es mit deiner Schwester zu versuchen, gegen dein Versprechen, mich zu heiraten, wenn ich nicht bei ihr bleiben kann.«
    »Gut«, seufzte Suzan und nahm seine Hand, die er ihr hingestreckt hatte. »Ich werde sowieso in den nächsten Tagen nach Wellington zurückreisen, um dort meine Zelte abzubrechen. Man hat mir hier eine Professur angeboten. Hast du deine Finger im Spiel?«
    Sean grinste verlegen. »Sagen wir mal so: Ich habe von deiner Kompetenz geschwärmt und den Kollegen klargemacht, was für ein Gewinn du für die Ornithologische Gesellschaft wärest ...«
    »Wir werden also in jedem Fall Kollegen, und außerdem hat Mom mir das Haus vererbt.«
    »Ich weiß.« Sean sah verlegen zu Boden.
    »Hast du ihr etwa dazu geraten?«
    Sean nickte. »Es ist dein Archiv, und das gehört in dieses Haus, so wie du hineingehörst!«
    »Gut, Sean, ich lasse dich wissen, wann ich zurück sein werde.«
    »Und ich werde am Bahnhof sein ...«
    »Aber nur, wenn ...«
    »Ja, nur wenn ich mich bis dahin von deiner Schwester getrennt habe.«
    Ein Klopfen an der Tür ließ Sean und Suzan gleichzeitig zusammenfahren.
    »Suzie, hast du dich da etwa eingeschlossen? Ich muss noch mal über das Erbe mit dir reden. Das kannst du Sean nicht antun, wenn du es schon nicht für mich machst. Er hängt so sehr an dem Haus. Lass es uns ihm zuliebe!«
    Sean schüttelte heftig den Kopf, raffte dann seine Sachen zusammen und flüchtete durch die Hintertür, aber nicht, ohne Suzan noch einen zärtlichen Abschiedskuss zu geben.



Oamaru, 15. Januar 1971

 
    Seit Sean sie an einem wunderschönen Tag im November vom Zug aus Wellington abgeholt hatte, schwebte Suzan wie auf Wolken. Er hatte es getan, er hatte es wirklich getan. Mehrfach hatte sie sich vergewissert, ob er sich ganz sicher war. Zu groß war ihre Sorge, er würde sich noch einmal von ihrer Schwester verführen lassen, und alles begänne von vorn.
    Zwei Monate war sie in Wellington gewesen, und dort hatte sie auch einen Arzt aufgesucht, der ihr bestätigte, was sie bereits vermutet hatte: Ihr inniges Zusammentreffen im Moa-Verlies war nicht ohne Folgen geblieben.
    Für Suzan hatte von Anfang an festgestanden: Wie er sich auch immer entscheiden würde, sein Kind würde sie bekommen. Und nun war er ein freier

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