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Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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Koch noch ein wenig Zeit blieb, denn der Schock über die Begegnung mit den beiden gemeinen Kerlen setzte mit Verzögerung ein. Selma durchliefen eiskalte Schauer. Sie zitterte vor innerer Kälte.
    Kaum dass sie sich von dem Schrecken des unverhofften Wiedersehens erholt hatte, klopfte jemand an die Tür. Selma war sehr gespannt, wer sie um die Mittagszeit in ihrem Kontor aufsuchte. Vielleicht hatte es sich bereits herumgesprochen, dass sie Amandas Tradition fortsetzte, immer am Mittwoch nach Port Chalmers zu kommen, um die Verfrachtung des gefrorenen Fleisches zu beaufsichtigen. Jeden Mittwoch, wenn der Wind es zuließ, lief nämlich eines der gecharterten Schiffe von hier nach London aus. Noch war es eines der Wayne-Schiffe. Aber nicht mehr lange, dachte Selma befriedigt, als die zwei Männer den Raum betraten.
    Sie fuhr vor Schreck zusammen, denn Mister Wayne und Charles hatte sie am allerwenigstens erwartet. Dabei hätte sie sich eigentlich denken können, dass die beiden eines Tages bei ihr aufkreuzen würden. Sie hatten schon einen Haufen Briefe an Misses Buchan geschrieben. Schleimige Bettelbriefe, in denen sie diese förmlich anflehten, die Kündigung ihres Vertrages zurückzunehmen. Selma hatte sie allesamt vernichtet.
    Vater und Sohn Wayne waren nicht minder geschockt. Die Gesichtsfarbe des alten Mister Wayne wechselte in Sekundenschnelle von einem hellen Rot zu einem kalkigen Weiß. Selbst Charles, den sein sonst so vorwitziges Mundwerk selten im Stich ließ, schien sprachlos. Die beiden starrten sie an wie einen Geist.
    Selma fand als Erste die Sprache wieder. »Sie wünschen, meine Herren?« Und sie fragte sich in dem Moment, ob die beiden wohl wussten, dass Amanda verstorben war.
    »Bist du etwa die Sekretärin von Misses Buchan?«, fragte Charles ungläubig. Damit war Selmas Frage beantwortet. Sie waren also völlig ahnungslos. Umso besser, dachte Selma schadenfroh.
    »Nein, aber ich arbeite hier und kann deshalb meine Frage nur noch einmal wiederholen. Was wünschen Sie?«
    Mister Wayne war offenbar verstummt. Er stierte sie einfach nur an.
    »Wir möchten Misses Buchan sprechen«, brachte Charles schließlich heraus.
    »Das ist leider nicht möglich«, erwiderte Selma ungerührt.
    »Wann ist sie denn zu sprechen?«
    »Gar nicht.«
    »Mensch, Mädchen, jetzt reicht es. Du spielst dich aber mächtig auf. Was meinst du, Vater? Wir werden die alte Dame mal darüber aufklären müssen, was für eine Laus sie sich in den Pelz gesetzt hat. Und du ...«, Charles funkelte Selma wütend an, »... du gibst uns jetzt einen Termin bei Misses Buchan. Wir sind nämlich ihre wichtigsten Geschäftspartner.«
    »Das ist nicht ganz richtig, Mister Wayne. Sie waren einmal ihre wichtigsten Geschäftspartner.«
    »Woher weißt du das denn?«, zischte Charles.
    »Ich höre mir das nicht länger mit an. Du gibst uns jetzt einen Termin mit Misses Buchan. Oder soll ich dir Beine machen?«, giftete der alte Wayne.
    Selma stand unvermittelt auf und stellte sich angriffslustig vor die beiden Männer. »Meine Herren, ich darf Sie dann bitten, mein Kontor zu verlassen. Und ich darf Ihnen versichern, selbst wenn ich wollte, könnte ich Ihnen keinen Termin mit Misses Buchan verschaffen.«
    Selma fing an, dieses Spiel zu genießen. Es ist angenehm, Macht zu haben, dachte sie befriedigt. Besonders über solche Menschen, die dein Glück zerstört haben. Sie suchte Charles' Blick und musterte ihn voller Verachtung. Doch dann erstarrte sie. Die Nase, die römische Nase, die hatte Antonia zweifellos von ihm. Allein der Gedanke daran ließ sie erschaudern.
    »Genug! Jetzt tu, was wir sagen. Wir wollen zu Misses Buchan!«, schrie der alte Wayne, packte Selma grob bei den Schultern und schüttelte sie.
    Als er sie wieder losließ, maß Selma ihn lediglich mit einem abschätzigen Blick. »Sie können sie besuchen. Auf dem Friedhof von Waikouaiti. Es ist ein prächtiges Grab, gleich links neben der Presbyterianischen Kirche. Und jetzt verschwinden Sie, sonst werde ich Sie rauswerfen lassen.«
    Das reine Entsetzen spiegelte sich auf den Gesichtern der beiden Waynes.
    Charles hatte sich als Erster wieder gefangen und lachte schallend. »Du willst uns drohen? Deine Stelle ist schneller weg, als du denken kannst, wenn wir ihrem Erben erzählen, was du für eine bist.«
    Selma setzte sich wieder hinter ihren Schreibtisch. Die Uhr zeigte fünf Minuten vor eins. Gleich würde Mister Koch eintreffen und die Waynes mit größtem Vergnügen an die Luft

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