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Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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Nummer von M. Barclay. Wieder ertönte die krächzende Frauenstimme. Grace schluckte trocken. Dann sagte sie heiser: »Ich möchte gern Moira Barclay sprechen.«
    Es herrschte Totenstille in der Leitung, bis auf den rasselnden Atem auf der anderen Seite, der Grace kalte Schauer über den Rücken jagte.
    »Ich möchte Moira Barclay sprechen«, wiederholte Grace nach einer Weile zögernd.
    »Hier gibt es keine Moira Barclay. Wie oft soll ich Ihnen das noch sagen?«, zischte die Frau, und dann ertönte nur noch das Amtszeichen. M. Barclay hatte aufgelegt.

2. Teil

ANTONIA

 

 
KIA MATE URUROA, KEI MATE WHEKE
KÄMPFE WIE EIN HAI UND GIB NICHT AUF
WIE EIN TINTENFISCH

 
Maori-Weisheit



Waikouaiti/Dunedin, September 1902

 
    Bis zuletzt hatte Antonia gehofft, dass ihre Mutter pünktlich zu ihrem Geburtstag aus Alexandra zurück sein würde, doch nun brach bereits die Abenddämmerung an.
    »Sie hat es versprochen«, seufzte sie.
    »Sei nicht traurig«, sagte Harata sanft, »du weißt doch, wie gern sie gekommen wäre. Wahrscheinlich hat sie den letzten Zug verpasst, weil sie noch nicht alle Schafzüchter getroffen hat, die ihr Fleisch liefern können.«
    »Ja, ja, sie hat immer Wichtigeres zu tun, als da zu sein, wenn ich sie brauche«, murrte Antonia. »Denk doch nur an unsere Schulaufführung oder das letzte Fest. Immer gehe ich mit Annes Eltern hin. In der Otago Girls fragen uns schon alle, ob wir Schwestern sind.«
    »Toni, ich kann dich ja verstehen, aber sei nicht ungerecht. Schließlich muss deine Mutter Otahuna verwalten. Das ist bestimmt nicht immer ganz einfach.«
    Antonia zog einen Schmollmund. »Ich bin auch die Einzige in der Klasse, die keinen Vater hat.«
    »Aber das kannst du doch nicht deiner Mutter anlasten. Du weißt, wie tragisch dein Vater ums Leben gekommen ist.«
    »Ja, ja, ich weiß. Das erzählt sie mir immer und immer wieder. Und dass sein Bruder Richard für den Mord an meinem Vater hinter Gittern schmort.« Antonia klang genervt.
    »Ja, ich erinnere mich. Du warst noch kein Jahr alt. Da ist sie zu dem Prozess gereist.«
    »Warum hat Mutter eigentlich nie wieder geheiratet?«
    Harata zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Sie war, nein, sie ist immer noch eine umschwärmte Frau. Das kannst du mir glauben. Früher, wenn sie Gesellschaften gegeben hat, hatte sich stets eine Traube von Verehrern um sie versammelt. Aber keiner von ihnen konnte ihr Herz erweichen. Der arme Mister Koch, der versucht es heute noch. Und er ist wirklich ein herzensguter Kerl. Ich verstehe gar nicht, dass sie ihn nicht erhört.«
    »Na gut, das kann ich schon verstehen, Mister Koch ist nicht gerade eine Augenweide oder das, was ich stattlich nennen würde.«
    »Aber er hat ihr über all die Jahre treu zur Seite gestanden. Außerdem weiß ich gar nicht, was du hast. Er ist groß ...«
    »Ja, und er hat einen dicken Bauch und kaum Haare auf dem Kopf.«
    Harata stöhnte. »Du bist aber auch streng, was die Herren der Schöpfung angeht.«
    Antonia lachte, doch dann wurde sie sofort wieder ernst.
    »Mutter sagt immer, sie kann Vater nicht vergessen. Glaubst du ihr das? Ich meine, wenn ich das Bild von ihm so betrachte ...« Sie warf einen verstohlenen Blick auf das Hochzeitsbild von Selma und Will. »Ich meine, er sieht nicht gerade unwiderstehlich aus, während Mutter eine echte Schönheit ist.«
    »Jetzt bist du aber ungerecht. Ich finde, er ist ein schmucker Mann.«
    Antonia lachte verschmitzt. »Ja, dir gefällt ja auch Peter Stevensen.«
    Harata wurde rot. »Damals, als deine Mutter ihn als Verwalter für den Schlachthof eingestellt hat, da hat er mir auf den ersten Blick gefallen. Er war so schüchtern, aber ... aber leider kam er mit seiner Braut zu uns.«
    »Die aber schon viele Jahre tot ist! Du solltest dein Glück noch einmal versuchen oder ihm zumindest zeigen, dass du nicht abgeneigt wärest.« Antonia lachte. »Oder ist er etwa nicht der Grund, warum du nie geheiratet hast?«
    Harata drohte ihr scherzhaft mit dem Finger. »Ich hätte niemals einen Pakeha heiraten dürfen, das hätte mein Vater gar nicht erlaubt.«
    »Aber er ist schon lange bei den Ahnen, wie du immer so schön sagst. Ich glaube, da ist er weit genug weg, um es dir verbieten zu können. Schau doch nur, dort draußen geht Peter gerade vorbei.«
    Ohne weiter zu überlegen, trat Harata ans Fenster und blickte ihm sehnsüchtig hinterher.
    »Siehst du, du bist rot geworden. Das muss Liebe sein.«
    »Du hast ein ganz schön vorlautes

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