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Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition)

Titel: Das Geheimnis des letzten Moa: Neuseelandsaga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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Mundwerk«, erwiderte Harata. »Was verstehst du überhaupt von der Liebe? Du bist ja noch ein Kind.«
    »Pah, ein Kind! Ich bin heute achtzehn geworden. Da haben andere schon längst einen Bräutigam.«
    »Ja, andere, aber das würde deine Mutter niemals erlauben. Und die ist noch nicht bei den Ahnen und würde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, damit du nicht mit einem Mann fortgehst. Sie hat ohnehin keine gute Meinung von den Herren der Schöpfung im Allgemeinen.«
    »Ich weiß. Sie sagt immer: Halte dich von den Männern fern. Du wirst einmal Otahuna leiten, und das wird deine ganze Kraft in Anspruch nehmen.«
    »Und damit hat sie auch recht. Du siehst es doch an ihr. Sie hat eben keine Zeit herumzutändeln.«
    »Sie vielleicht nicht, aber ich möchte eine richtige Familie. Mit vielen Kindern und ...«
    Ein Klingeln an der Haustür unterbrach Antonias Rede, und ein Strahlen erhellte ihr Gesicht.
    »Ich gehe schon. Das wird Anne sein. Sie darf über das Wochenende bei mir übernachten.«
    Antonia freute sich sehr auf den Besuch der Freundin. Das würde sie über die Enttäuschung, dass ihre Mutter es nicht zu ihrem achtzehnten Geburtstag geschafft hatte, hinwegtrösten. Wie ein Wirbelwind eilte sie zur Tür.
    Sie umarmte die Freundin zur Begrüßung, doch dann hielt sie inne. Jetzt erst nahm sie den jungen Mann wahr, der neben Anne vor der Haustür stand. Und ihr wurde bei seinem Anblick sofort klar, dass es sich nicht um den Kutscher handelte.
    »Ach, das ist übrigens James Henson, mein Cousin aus Milton. Er ist über das Wochenende bei uns zu Besuch. Ich muss leider morgen schon wieder zurück. Mom und Dad wollten mich eigentlich gar nicht zu dir lassen. Doch als James angeboten hat, dass er mich in seinem Automobil herbringt, hier übernachtet und wir morgen wieder zurückfahren, konnte ich sie erweichen. Ich wollte doch wenigstens an deinem Geburtstag bei dir sein. Aber ich hatte ganz vergessen, dass Mutters Bruder, Bertram Henson, morgen eine Gesellschaft gibt, weil sich seine älteste Tochter verlobt. Und da sind wir alle eingeladen. Sag mal, willst du nicht einfach mitkommen? Mutter hat bestimmt nichts dagegen. Vielleicht sind da ein paar interessante Leute. Und du weißt doch, für meine Eltern bist du ohnehin wie ein eigenes Kind. Die würden sich eher wundern, wenn du nicht mitkämest. James, was meinst du? Das wäre doch wunderbar, nicht wahr?«, sprudelte es aus Anne heraus.
    »Genauso wunderbar, wie es wäre, wenn du erst einmal Luft holen und Miss Parker die Gelegenheit geben würdest, uns zu begrüßen«, bemerkte er spöttisch und nahm seine Cousine in den Arm.
    Antonia lächelte ihm dankbar zu. Sie kannte kein Mädchen, das so schnell und aufgeregt plappern konnte wie Anne Medlicott. Das tat ihrer Zuneigung zu der quirligen Freundin allerdings keinen Abbruch. Selma konnte Anne aber nicht leiden. Antonia verstand nicht, was ihre Mutter gegen Anne und deren Familie hatte. Die Medlicotts taten alles, um ihr ein zweites Zuhause zu geben. Doch jedes Mal, wenn sie Selma zu einer Gesellschaft in ihr Haus einluden, erfand sie irgendwelche Ausreden, sich davor zu drücken. Antonia war das immer äußerst unangenehm, und sie war inzwischen dazu übergegangen, Selma gegenüber die Medlicotts gar nicht mehr zu erwähnen. Trotzdem litt sie unter der Unhöflichkeit, mit der ihre Mutter den Menschen begegnete, die sich außer Harata wirklich um sie kümmerten.
    »Kommt doch erst einmal ins Haus.«
    »Sag mal, erlaubt das deine Mutter? Ich meine, dass James hier übernachtet? Ihr habt ja so viel Platz und ...«
    »Mutter hat es nicht geschafft, rechtzeitig hier zu sein«, unterbrach Antonia den Redefluss der Freundin und wandte sich James zu.
    »Ich bin Antonia Parker.«
    »Ich habe schon viel von Ihnen gehört«, erwiderte er höflich. Er hatte eine volle, wohlklingende Stimme, war groß, breitschultrig und glatt rasiert. Unter seinem Hut schaute braunes lockiges Haar hervor. Um den Mund hatte er einen spöttischen Zug.
    Er gefiel Antonia. Keine Frage. Dieser Mann fiel bei ihr unter die Kategorie stattlicher Herr.
    Sie trat mit Anne und ihm ins Haus und betete, dass Harata ihr nicht verbieten würde, James Henson auf Otahuna übernachten zu lassen.
    Die Maori schien nicht gerade erfreut, als die Mädchen ihr Anliegen vorbrachten. Sie selbst hatte keine Bedenken, dass der junge Mann im Haus nächtigte, aber sie kannte doch Missy Selma. Die war sehr streng, wenn es um ihre Tochter ging. Sie hatte noch nicht

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