Das Geheimnis des Millionaers
war zu einer feschen Frisur geschnitten. Sie trug schwarze Leggings und eine weite Tunika – ihre Arbeitsmontur, in der sie schick und entspannt wirkte, wie eine Frau, die die Kontrolle über ihr Leben in der Hand hielt. Was würde mit ihrem frisch entwickelten Selbstbewusstsein passieren, wenn sie zurück ins Elternhaus ziehen musste, zurück zu den ständigen Nörgeleien und Einschränkungen ihres Vaters?
Und wie würde Smudge damit fertig werden? Bei ihrer ersten Begegnung war er ein stiller, in sich zurückgezogener Junge gewesen. Ein Kind, das kein eigenes Zimmer kannte. Das nie im Garten spielen durfte, weil es ja die preisgekrönten Begonien zertreten könnte, die sein Großvater jedes Jahr stolz in der hiesigen Gartenschau ausstellte.
„Alles in Ordnung mit dir?“ Zelda sah Adrienne forschend an. „Du bist so still.“
„Mir geht im Moment vieles im Kopf herum.“
„Kann ich mir vorstellen.“ Zelda grinste. „The Grange muss fertig werden … und dann ist da ja auch noch die Hochzeitsplanung. Meinst du, du kannst das Westbrook Hotel da noch irgendwie hineinquetschen? Sie haben nämlich meinen Kostenvoranschlag für die Vorhänge und Tagesdecken in den Zimmern akzeptiert, aber jetzt wollen sie auch noch die Lounge und den Speisesaal verändern. Maisie Reed sagt, sie kann die Regency-Streifen nicht mehr sehen. Ich habe ihnen zugesichert, dass du dich mit ihnen in Verbindung setzt.“
„Ja, natürlich. Zu wann brauchen sie es denn?“ Wenn sie sich schon im Herbst um den neuen Auftrag kümmerten, könnte Adrienne ihre Gläubiger vielleicht eine Weile beruhigen. Dann hätte sie auch mehr Zeit, um eine Lösung zu finden.
„Sie wollen im Januar und Februar schließen, um Ostern die große Wiedereröffnung zu feiern. Es wäre eine prima Werbung für uns.“
„Ja“, murmelte Adrienne. „Stimmt.“
„Du schäumst ja richtig über vor Begeisterung“, frotzelte Zelda und kam mit Kaffeekanne und Milch an den Tisch. Dann allerdings wurde sie ernst. „Weißt du, da draußen existiert eine große, weite Welt außerhalb The Grange. Und die brauchen wir auch.“
„Du hast ja recht.“ Adrienne wappnete sich. „Es ist nur … es gibt ein Problem.“
„Ein größeres oder kleineres?“
„Ein ziemlich großes sogar.“ Sie nahm einen Schluck Kaffee, um ihren Mut zu sammeln. „The Grange ist verkauft worden. An einen Immobilienspekulanten namens Chay Haddon.“
„Der es abreißen und auf dem Gelände einen Vergnügungspark bauen will.“ Zelda griff über den Tisch nach Adriennes Hand. „O Liebes, das tut mir so leid. Ich weiß, wie du dich fühlen musst.“ Sie hielt inne und kniff die Augen zusammen. „Wann hat Piers es dir gesagt?“
„Gar nicht.“ Adrienne zog die Hand zurück und umklammerte den Kaffeebecher. „Das hat er bequemerweise Chay Haddon überlassen. Und dem Bankmanager.“
Zelda schnappte nach Luft. „Und wo ist Piers jetzt?“
„In Brasilien. Wie ich gehört habe, macht er gerade Flitterwochen.“
„Ach du großer Gott!“ Zelda schwieg nachdenklich, bevor sie vorsichtig sagte: „Weißt du, du willst das bestimmt nicht hören, aber … meiner Meinung nach bist du ohne ihn besser dran, wirklich. Wer ist die andere?“
„Irgendeine reiche Brasilianerin. Ich nehme an, er steckt in finanziellen Schwierigkeiten.“
Einen langen Moment sah Zelda sie eindringlich an. „Ist es wirklich so schlimm, wie es sich anhört?“
„Schlimmer.“ Adrienne brauchte noch einen Schluck Kaffee, bevor sie weiterreden konnte. „Piers zahlt nichts mehr auf das Konto ein, und die Bank hat die Schecks platzen lassen. Da das Konto auf meinen Namen läuft, bin ich verantwortlich. Ich … ich bin pleite.“
Zeldas Gesicht verlor alle Farbe, wodurch die Sommersprossen auf ihrer Nase umso stärker hervortraten. „Und der neue Eigentümer … muss er dann nicht die ausstehenden Rechnungen übernehmen?“
„Nein.“ Adrienne kaute an ihrer Lippe. „Und außerdem habe ich das Grange-Projekt aufgegeben. Er bricht das Haus nicht ab, sondern will darin wohnen.“ Sie lächelte schief. „Da wäre mir ein Abriss lieber.“
„Chay Haddon“, meinte Zelda nachdenklich. „Der Name kommt mir bekannt vor.“
„Er hat früher auf The Grange gelebt. Seine Mutter war Mr. Strettons Haushälterin.“
„Ja, jetzt erinnere ich mich. Er kam manchmal in die Stadt. Blond, sexy, aber nicht sehr gesprächig.“
„Nun, in der Beziehung hat er aufgeholt“, lautete Adriennes eisiger Kommentar.
„Aber
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