Das Geheimnis des Moguls
weckte ihren Widerspruchsgeist. „Ich entscheide, was ich essen will und was nicht.“
„Das könntest du, wenn du nur für dich entscheiden würdest. Aber du musst jetzt auch an das Baby denken.“
Sie schnitt eine Grimasse. „Und das Baby will Kardamomkuchen?“
„Du hast recht. Ich sage James, dass er im nächsten halben Jahr keinen Kuchen mehr backen soll. Proteine sind jetzt für uns alle wichtiger.“
Sie wollte widersprechen – immerhin mochte sie Kardamomkuchen –, aber sie wusste, dass Ethan recht hatte. Eigentlich war sie insgeheim sogar erfreut, dass er sich um ihre Gesundheit und um die des Babys Gedanken machte. Und sie mochte, wie er sagte für uns alle . Fast überhörte sie seine Frage. „Hast du letzte Nacht überhaupt geschlafen?“
Er fragte, ohne auf seinen Besuch an ihrem Bett anzuspielen, aber sie musste dabei trotzdem an seine Arme denken, die Wärme seiner Hände, die durch ihr Baumwollnachthemd gebrannt hatte. Sie wurde rot. „Ja“, stammelte sie. „Nach einer Weile dann.“ Nachdem er weg gewesen war. Nachdem ihr Puls irgendwann nicht mehr so gerast hatte. Sie zwang sich, ihn anzusehen. „Danke“, sagte sie.
Danke, dass du mich aus meinem Albtraum geweckt hast, meinte sie damit. Danke, dass du mich gehalten hast, als ich mich wie ein verlorenes kleines Kind fühlte. Danke, dass du gegangen bist, als ich mich fast vergessen hätte.
Das alles wollte sie sagen. Und noch viel mehr. Aber die Worte gerieten in ihrem Kopf durcheinander, sodass sie nicht sicher war, ob sie sich ihm überhaupt verständlich machen konnte.
„Gern geschehen“, antwortete er ernst.
Sie seufzte zufrieden. Er verstand genau wie damals, als sie sich stundenlang gegenseitig ihre Gedanken, Geheimnisse und Träume erzählt hatten.
Er nahm seinen Blick nicht von ihr, als er sagte. „An ein neues Bett muss man sich erst einmal gewöhnen.“
Da, eine Vorgabe. Er ließ ihr die Wahl. Sie konnte den leichten Weg nehmen und etwas Zweideutiges sagen.
Aber es war auch eine Einladung zu einer tiefer gehenden Unterhaltung. Sie konnte über die Ursachen für ihren Albtraum sprechen. Sie schluckte, hob dann das Kinn und sah ihn mit neuer Entschlossenheit an. „Man sollte meinen, das hätte ich schon als Kind gelernt. Beim Wechseln von einer Pflegefamilie zur nächsten.“
Mit sanfter Stimme sagte er: „Das muss schwierig gewesen sein.“
Vertrauen , hatte Sloane in den Computer getippt. Sie wollte dem Mann vertrauen, den sie heiraten würde. Respekt. Partnerschaft.
Sie musste diese Worte leben, bevor sie ihm sagen konnte, dass sie solch eine Liste mit Begriffen geschrieben hatte. Sie sah ihn an und antwortete: „Eine nannte ich Mutter in Wut .“
Ethan sah sie nur schweigend an. Sloane erzählte weiter, bevor sie darüber nachdenken konnte, dass sie noch nie jemandem von der Mutter in Wut erzählt hatte. „Das war meine dritte Pflegefamilie. Das Haus war in einem furchtbaren Zustand: Nachts war es eiskalt, den ganzen Winter lang. Jeden Morgen sagte die Mutter in Wut zu mir, dass ich schlecht sei, weil ich in meinen Jeans schlafen wollte. Deswegen schickte sie mich auch ins Heim zurück. Ich war nicht gut genug für sie.“
„Das tut mir leid“, flüsterte Ethan. „Kein Kind sollte so etwas erleben.“
Es tat ihm weh zu sehen, wie sie kämpfte, ihn überhaupt ansehen zu können, während sie von ihren schrecklichen Erfahrungen berichtete. In diesem Moment schwor er sich, selbst niemals etwas zu tun, was sie so niedergeschlagen aussehen lassen würde. Sanft sagte er: „Deine Eltern …“ Er ließ es ihr offen, die letzten Worte aufzugreifen und noch mehr mit ihm zu teilen.
„Meinen Vater habe ich nie kennengelernt. Er war schon lange weg, als ich geboren wurde.“ Er sah, wie Sloanes Finger sich auf ihren Bauch legten, als ob sie ihr Baby vor der unschönen Wahrheit beschützen wollte. Mit viel härterer Stimme fuhr sie fort: „Meine Mutter war erst siebzehn, als ich zur Welt kam. Sie war drogenabhängig und immer wieder auf Entzug. Sie blieb jedoch clean, während ich unterwegs war.“
„Sie muss dich sehr geliebt haben.“ Er sagte das, weil er wusste, dass es stimmen musste. Es zerriss ihm beinahe das Herz, als Sloane den Kopf schüttelte.
„Sie gab mich in eine Pflegefamilie, bevor ich ein Jahr alt war.“
Sie versuchte, sachlich zu sein, aber Ethan hörte ihrer Stimme an, dass sie sich den sicheren Tonfall antrainiert hatte. Uralter Zweifel stand ihr in den Augen geschrieben. Ethan
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