Das Geheimnis des Moguls
Daddy und ein Baby, alle auf dem Rasen vor Ethans Haus, alle glücklich und gesund.
Der Wind wurde stärker, und der Baum vor ihrem Fenster kratzte mit ein paar Ästen an den Scheiben und riss sie aus ihren Träumen. Das würde eine lange Nacht werden.
Ethan blieb vor der Tür zur Gästesuite stehen. Er warf einen Blick auf seine Uhr. Ein paar Minuten nach zwei. Nun, um diese Zeit sollte er wohl kein Licht mehr unter der Tür zu sehen erwarten, oder?
Er seufzte frustriert. So hatte er sich Sloanes Ankunft in seinem Zuhause nicht vorgestellt. Sicher, es schien alles glattgelaufen zu sein, nachdem Daniel sie aus ihrer Wohnung abgeholt hatte.
James hatte ihm berichtet, dass Sloane sich eingerichtet hatte. Mit dem unaufhörlichen Regen hatte es ihr eigentlich auch nichts ausmachen dürfen, im Haus eingesperrt zu sein.
Aber Ethan bereute es, dass er den ganzen Tag im Büro gefangen gewesen war. Das Produktionsproblem zu lösen, hätte nicht so lange dauern dürfen. Aber immerhin würde am Montagmorgen wieder alles funktionieren.
Eigentlich hatte er das Fiasko sogar zu etwas Positivem verwandelt. Großmutter hatte darauf bestanden, für ein paar Tage nach Europa zu fliegen. Die kurze Reise wäre für alle ein Gewinn. Seine Großmutter konnte mit eisernem Willen über der Schweizer Anlage wachen, und die ausländischen Ingenieure würden erfahren, wie ernst Hartwell Genetics seine Forderungen meinte. Und Ethan hatte seine Großmutter davon überzeugen können, danach noch ein paar Wochen in Paris zu verbringen.
Diese Zeit konnte Ethan dazu verwenden, sein Leben zu ordnen und die Gentests mit Sloane hinter sich zu bringen. Aber er überzeugte seine Großmutter davon, dass er nur an ihr Wohlbefinden dachte. Mit Blick auf den Eiffelturm konnte sie ein wenig entspannen.
Ruhe. Die könnte er selbst auch gebrauchen. Er sollte ins Bett gehen, schlafen, Sloane am nächsten Morgen sehen. Aber er konnte der Versuchung nicht widerstehen, die Tür zu öffnen.
Der Anblick raubte ihm den Atem.
Sloane hatte die Sommerdecke auf den Boden getreten. Die Laken waren durcheinander, fast verknotet. Auch in dem schwachen silbrigen Licht des Mondes konnte er sehen, dass ihre Beine in dieses Durcheinander verwickelt waren. Ihre Haare lagen wild durcheinander auf dem Kissen, wie Tang auf einem Strand. Irgendwie musste sie ihn im Schlaf wahrgenommen haben, denn sie drehte sich auf den Rücken und stöhnte: „Nein!“ Dann rieb sie sich übers Gesicht. „Nein, bitte nicht!“
Er war ins Zimmer getreten, bevor er sich dessen bewusst war. Und als ob sie seine Gegenwart spürte, wurde sie aufgeregter. Sie schluchzte auf und schob die Fesseln der Laken von sich. Ihre Finger verfingen sich in ihrem Nachthemd, und sie kämpfte wie ein verzweifeltes Kind.
Der Duft von Rosen erfüllte den Raum. Er sah die Blumen, die er bestellt hatte, im nächtlichen Schimmer. Er hatte sich ziemlich clever gefunden, weil er unschuldige Farben für die Blüten ausgewählt hatte. Nun aber wirkten die Blumen modrig, und ihr Geruch erinnerte ihn an ein Bestattungsinstitut.
Die tote Eiche vor dem Fenster schwankte in einem plötzlichen Windstoß und kratzte am Fenster. Das Geräusch ließ ihm die Haare zu Berge stehen. Sloane musste es auch gehört haben, denn nun begann sie richtig zu schluchzen.
Er war neben ihrem Bett, bevor er denken konnte.
„Schsch“, wisperte er und legte eine Hand auf ihre Wange.
Sie kämpfte wie ein wildes Tier und warf sich von ihm weg. „Sloane“, murmelte er und versuchte, sie aus ihrem Albtraum sanft zu wecken. Sloanes Füße waren noch in die Laken verwickelt, und er befreite ihre Knöchel. „Sloane“, sagte er noch einmal und nahm sie in seine Arme. „Ich bin hier. Alles ist gut. Du hast nur schlecht geträumt.“
Sie schüttelte den Kopf, offensichtlich noch benommen und verwirrt. Er nahm sie fester und zog sie auf seinen Schoß. Ihr Kopf lag auf seiner Schulter, und ihre Finger gruben sich in sein Hemd. „Schsch!“, wiederholte er. „Ich bin da. Alles ist gut.“
Die Eiche kratzte wieder am Fenster, und Sloane verkrampfte sich in seinen Armen. Ethan unterdrückte nur mühsam den Drang zu fluchen. Der verdammte Baum war im letzten Sommer vom Blitz getroffen worden. James hatte immer noch gehofft, dass sich die Eiche erholen würde, aber Ethan würde sie gleich am nächsten Tag fällen lassen.
„Das ist nur die tote Eiche, die ans Fenster kratzt“, sagte er. Er begann, Sloane hin und her zu schaukeln, und strich
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