Das Geheimnis des Moguls
Miene aufhellte. Er sah sie fragend an, und sie zuckte mit den Schultern. Diese Unterhaltung konnten sie ein andermal fortführen. Nicht, dass es noch etwas zu sagen gab. Jedenfalls nicht, bevor sie die Testergebnisse hatten.
„Zach!“, rief Ethan, als ein Mann die Küche betrat. Er war in jeder Hinsicht Ethans Gegenteil. Er hatte dunkle Haare, war klein und hätte es vertragen, zwanzig Pfund abzunehmen. Sein T-Shirt war zerknittert, als ob er es direkt aus dem Wäschetrockner angezogen hätte, und seine Jeans saßen schlecht.
„Zachary Crosby, das ist Sloane Davenport. Sloane, Zach.“ Zachs Händedruck war weich, aber er lächelte. Als Zach nach einer Kaffeetasse griff, meinte Ethan trocken: „Fühl dich wie zu Hause.“ Zach war offensichtlich schon oft hier gewesen. Er bediente sich beim Kardamomkuchen, nahm einen riesigen Bissen und spülte mit einem großen Schluck Kaffee nach. Obwohl er sich wie ein ausgehungerter Teenager benahm, bemerkte Sloane schnell, dass mehr hinter seiner Fassade steckte. Sein Blick fiel auf das Handy und die Kreditkarte. Eine Sekunde später sah er den Diamantring an ihrem Finger.
„Dann sind die Gerüchte also wahr. Und Glückwünsche sind angebracht, ja!?“, sagte er und sah von Sloane zu Ethan.
Ethan starrte ihn lange an. Irgendeine unausgesprochene Unterhaltung schien stattzufinden. Schließlich meinte Ethan: „Sloane und ich haben uns am Freitag verlobt.“
„Habt ihr schon einen Hochzeitstermin?“
Ethan antwortete kurz angebunden: „Noch nichts Fixes.“
Die beiden Männer tauschten einen weiteren Blick aus. Sloane war sich nicht sicher, was Ethan damit andeuten wollte. Aber diese Überlegung war sinnlos, denn es gab keine Bedeutung zwischen den Zeilen. Sie hatten einfach noch keinen Termin.
Zach nickte nur. „Kein Problem. Ich habe meine Trauzeugenrede fertig, wann auch immer die Hochzeit stattfindet.“ Sein plötzliches Lächeln erhellte den ganzen Raum. „Denk an all die Geschichten, die ich dann öffentlich erzählen kann …“
Ethan verdrehte die Augen und sagte zu Sloane: „Glaube ihm kein Wort! Er ist der schlechteste Lügner, den ich je gekannt habe.“
Zach lachte nur. „Fünfundzwanzig Jahre lang dein bester Freund, und so behandelst du mich?“ Er hielt Ethan seine Tasse hin und wartete auf Nachschub. „Außerdem solltest du heute besonders nett zu mir sein. Ich habe dir ein Geschenk mitgebracht.“
„Ich kann’s kaum erwarten“, erwiderte Ethan trocken.
Zach warf einen Blick in Richtung Foyer. „James! Sie können sie hereinbringen!“
Sie?
Hinterher konnte Sloane nicht sagen, was sie zu sehen erwartet hatte. Eine alte Freundin von Ethan. Oder seine Großmutter. Oder sogar einen Geschäftspartner.
Einen Welpen hätte Sloane nun wirklich nicht erwartet. Ein felliges schwarz-weißes Etwas mit riesigen Pfoten.
„Was zum …“, rief Ethan, während Sloane bereits neben dem Hund kniete.
„Darf ich vorstellen: Heritage Sacre Bleu Chevalier. Oder ihr könnt sie einfach Daisy nennen.“
„Welche Rasse ist sie?“, wollte Sloane wissen, während der Hund enthusiastisch an ihren Fingern leckte.
„Ein reinrassiger Bobtail. Acht Wochen alt.“ Zach lachte, als Ethan leise vor sich hin fluchte. „Du hast die verdeckte Auktion gewonnen, und jetzt gehört sie ganz dir. Ich habe ihre Papiere draußen im Auto, zusammen mit einer Leine und etwas Hundefutter. Herzlichen Glückwunsch!“
„Du kannst dir deine offiziellen Papiere …“
„Die Ballettstiftung ist Ihnen zu höchstem Dank verpflichtet, Mr Hartwell.“
Zach klang wie ein Messdiener. Vom Flur herein hörte man James kichern. Sloane hielt den Atem an, gespannt, was Ethan tun würde.
Einen Moment lang war seine Miene dunkel. Aber dann sah er Sloane an, deren Finger sich schon ins Fell des Welpen vergraben hatten. Er wandte sich kopfschüttelnd zu Zach. „Dafür schuldest du mir echt was, Kumpel. Eine Menge!“
Daisy bellte genau in dem Moment, als ob sie die gespielte Drohung verstanden hätte. Sloane sah amüsiert zu, wie Dr. Ethan Hartwell, MBA, Präsident von Hartwell Genetics, sich neben die Hündin kniete und einen nassen Hundekuss vom neuesten Mitglied seiner Familie empfing.
5. KAPITEL
Drei Tage später zupfte Sloane ein weißes Haar von Daisy von ihrer blauen Bluse. Ethan grinste unverhohlen. „Ich dachte, Bobtails verlieren keine Haare“, bemerkte Sloane.
„Sie verlieren ihr Winterfell nicht auf einmal wie andere Hunde im Frühling. Dafür haaren sie das ganze
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