Das Geheimnis des Moguls
Geburtstag im Januar. Alle Anteile übertragen.
Zachs Worte hämmerten in ihrem Kopf. Die Verlobung, die anstehende Heirat, Ethans Ich liebe dich! – alles nur ein dummes Spiel, ein Geschäft: Sloanes Hand gegen Margarets Anteile.
So funktioniert die Welt des großen Geldes also. Eine Hand wäscht die andere. Du heiratest meinen Enkel. Und ich geb dir deinen Job zurück.
Um Sloane drehte sich alles. Jetzt, wo die Reden vorbei waren, strömten die Gäste auf sie zu und gratulierten ihr und Ethan. Sloane reagierte mit der Höflichkeit, die ihr das ganze Leben lang antrainiert worden war. Sie lächelte abwesend. Die Menge drängte sie und Ethan etwas auseinander, und Sloane war dankbar für den Abstand – nur so konnte sie völlige Klarheit gewinnen.
Als Ethan einen Kongressabgeordneten aus North Carolina abgeschüttelt hatte, sah er, dass Sloane schon auf halbem Weg durch den Raum war. Sie schien jetzt stabiler, aber es tat ihm im Herzen weh, sie so verletzlich zu sehen. Ihre schmalen Schultern schienen der Aufgabe nicht gewappnet zu sein, sich durch die Menge zu kämpfen …
Er nahm zwei Schritte, um ihr zu folgen und sie nach Hause zu bringen und mit einem Dinner zu zweit in der Küche wieder aufzubauen. Aber bevor er weitergehen konnte, hörte er seine Großmutter. „Ethan, Liebling, da ist jemand, den du unbedingt kennenlernen musst.“
Er warf noch einen Blick auf Sloanes Rücken. Sie war anscheinend auf dem Weg zu Großmutters Wohnzimmer, wo sie die Füße hochlegen konnte. Er würde ihr später helfen.
Sloane erreichte den Aufzug, erleichtert, dass sie unentdeckt entkommen war. Sie hatte sich eine Ausrede überlegt, aber niemand hatte sie bemerkt. Niemand hatte sich um sie gekümmert. Die großen Geschäfte gingen einfach weiter.
Sie hielt ihre Handtasche an sich gepresst, während der Aufzug die zwölf Stockwerke nach unten fuhr. Sie war jetzt dankbar, die Tasche mitgenommen zu haben. Viel zu oft in letzter Zeit hatte sie sich komplett auf Ethan verlassen.
Heute Abend hatte sie jedoch perfekt sein wollen. Sie brauchte ihren Lippenstift und für den äußersten Notfall ein paar Kopfschmerztabletten. Die Geldbörse hatte sie ganz automatisch eingesteckt.
Was für ein Glück!
Sloane durchquerte die leere Lobby.
Sie musste zugeben, Ethan war ein ausgezeichneter Schauspieler. Er wusste genau, was er sagen musste, um Sloane an seiner Seite zu halten. Er hatte den Streit am Unabhängigkeitstag nicht geplant. Weil er den Deal nicht gefährden wollte, hatte er ihr da seine sogenannte Liebe gestanden. Und sie war darauf hereingefallen. Auf immer und ewig.
Ich bin nur ein Geschäft für ihn gewesen, von Anfang an.
Kurz kam ihr der Gedanke, dass sie vielleicht falschlag. Sie kannte Ethan schon ziemlich gut. Die beiden verstanden sich wirklich. Aber dann erinnerte sie sich daran, wie er auf Daisys Krankheit reagiert hatte. Er war dazu fähig gewesen, das kleine Wesen aus seinem Leben rigoros auszuschließen. Es hatte ihm nichts ausgemacht. Er konnte seine Gefühle an- und ausschalten, ganz wie es ihm beliebte.
Er hatte Sloane jeden einzelnen Tag in den letzten beiden Monaten belogen. Wahrheit. Respekt. Partnerschaft. Alles nur leere Worte für ihn.
Zum ersten Mal seit dem Kennedy Center war Sloane sehr dankbar dafür, dass sie zumindest etwas Abstand von Ethan bewahrt hatte – körperlich nämlich, wenn auch nicht emotional. Wie viel schlimmer noch würden Zachs Worte wirken, wenn Ethan sie nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten belogen hätte?
Als sie sich der Glastür näherte, wurde ihr klar, dass Ethans Fahrer in der Sekunde kommen würde, in der er sie an der Schwelle zögern sah. Daher schritt sie sofort mit Bestimmtheit nach rechts durch die Tür hinaus. Wenn sie Glück hatte, würde er sie nicht erkennen, bis sie wieder im Dunkeln verschwunden war.
Nach zwei Blocks erreichte sie die Connecticut-Avenue. Ein Taxi hielt. Sie öffnete die hintere Tür, setzte sich und befestigte den Gurt.
„Wohin soll’s gehen?“, fragte der Fahrer und sah sie im Rückspiegel an.
Sloane hielt ihre Geldbörse fest. Darin waren die fünf Hundertdollarscheine, die Ethan an jenem Morgen in ihrer Wohnung zurückgelassen hatte. Sie wollte ihm eigentlich damit ein Geschenk zur Hochzeit kaufen – etwas Nettes und Romantisches, das nur sie beide verstanden.
Nun, jetzt war an der Hochzeit nichts mehr nett und nichts mehr romantisch.
Sie sagte, was ihr als Erstes in den Sinn kam: „Zum Eastern Hotel ,
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