Das Geheimnis des Moguls
Projekt fertig. Sie sicherte gerade die letzte Version, als ihr Handy klingelte. Sie starrte auf die unbekannte Nummer, überrascht, dass jemand sie hier fand. Sie nahm an, dass Ethan sie von einer unbekannten Nummer aus erreichen wollte, und hob ab. „Hallo?“
„Ms Davenport?“
„Am Apparat. Mit wem spreche ich?“
„Mein Name ist Lionel Hampton. Wir haben uns leider noch nicht kennengelernt, aber Margaret Hartwell meinte, ich solle sie anrufen.“
Sloanes Herz stolperte vor Aufregung. Lionel Hampton. Der Geschäftsführer der AFAA. Der Chef des Chefs ihres Ex-Chefs. „Mr Hampton“, sagte sie und hoffte, dass die Gesprächspause nicht zu lange gewesen war.
„Erwische ich Sie in einem ungünstigen Moment?“
Sloane sah auf den Computerbildschirm und damit auf das Ergebnis von fünf Jahren Arbeit. „Nein“, antwortete sie und räusperte sich. „Wie kann ich Ihnen helfen, Mr Hampton?“
„Ich hatte heute Nachmittag Lunch mit meiner guten Freundin Margaret. Sie erzählte mir, dass Sie und Ethan Hartwell nächsten Monat heiraten. Darf ich Sie beglückwünschen?“
„Natürlich“, sagte Sloane mit gerunzelter Stirn. Was hatte Margaret nur getan?
„Ich muss Ihnen nicht sagen, dass Margaret einer Ihrer größten Fans ist.“ Sloane wollte nicht widersprechen, obwohl das durchaus eine Überraschung war. Mr Hampton fuhr fort: „Ich erzählte Margaret gerade, dass wir hier bei der AFAA neue Wege gehen. In dem Moment, als Margaret Ihr Kunsttherapieprojekt für Kinder erwähnte, wusste ich, dass das perfekt zusammenpasst.“
„Perfekt?“ Sloane fragte sich, ob ihr ihre Ohren einen Streich spielten.
Mr Hampton räusperte sich. „Mit Margarets großzügiger Hilfe schafft die AFAA ein neues Zentrum, das sich darauf spezialisiert, den Kunstunterricht für Kinder zu verbessern. Margaret spricht nur in den allerhöchsten Tönen von Ihnen, Ms Davenport. Ich würde Ihnen sehr gerne die Stelle als Direktorin unseres neuen Programms anbieten.“
Einfach so. Margaret stellte einen Scheck aus, zog ein paar Fäden, und Sloane bekam ihren Traumjob. Monatelange Zukunftsängste – alles wie weggeblasen durch die Freigebigkeit ihrer zukünftigen Schwiegergroßmutter.
Selbst wenn Sloane das Angebot annehmen würde, gab es ein nicht gerade kleines Problem. „Mr Hampton, ist Ihnen bekannt, dass ich für die AFAA gearbeitet habe? Dass ich im März dieses Jahres entlassen wurde?“
„Ach, ja. Das. “ Eine Mischung aus Räuspern und Hüsteln drang durch die Leitung. „Ich habe gehört, dass es ein Missverständnis bei der Frühlingsauktion gab und dass einer unserer Manager wohl etwas vorschnell gehandelt hat …“
Sloane schüttelte den Kopf. Sie konnte nicht glauben, was sie da hörte. „Ich wurde kurzerhand gefeuert wegen etwas, das nichts mit meiner Arbeit zu tun hatte!“
„Und ich wünschte, dass ich zu jenem Zeitpunkt davon erfahren hätte. Ms Davenport, ich hoffe sehr, dass Sie eventuelle negative Gefühle beilegen können. Ich würde Sie sehr gerne treffen, sagen wir, nächsten Montag? Wir könnten diese Angelegenheit weiter besprechen ebenso wie die Möglichkeiten unseres neuen Zentrums. Ich hoffe sehr, dass Sie dazu Ja sagen.“
Sloane wog ihre Möglichkeiten ab. Es konnte sein, dass ihre Vergangenheit bei der AFAA ein Stolperstein war. Aber sie wäre dumm, es nicht trotzdem zu probieren, oder?
„Danke, Mr Hampton. Ich würde das sehr gerne weiter mit Ihnen besprechen.“
Sie vernahm die Dankbarkeit in seiner Stimme, als er ihr ein Restaurant nannte und ihr ein schönes Wochenende wünschte. Noch lange, nachdem sie aufgelegt hatte, starrte Sloane ungläubig auf ihr Handy.
So war es also, die Macht und das Prestige des Namens Hartwell zu spüren zu bekommen. So würde der Rest ihres Lebens sein, wenn sie Ethans Frau wurde. So würden sich auch die Türen für ihre Tochter öffnen.
Wie als Antwort wählte das Baby genau diesen Moment, um sie zu treten. Sloane lächelte. Sie konnte sich noch nicht vorstellen, wie das Treffen mit Mr Hampton laufen würde. Sie konnte ihm wohl kaum im Detail erzählen, warum sie gefeuert worden war. Allerdings würde das natürlich gar nicht nötig sein, wenn der Mann seine Hausaufgaben gemacht hatte. Und wenn Margarets Scheck schon eingelöst worden war, wäre die ganze Sache hinfällig. Dann musste Sloane nur noch ihrer zukünftigen Schwiegergroßmutter danken.
Drei Tage später hatte sie dazu Gelegenheit, und zwar bei der Verlobungsparty, die
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