Das Geheimnis des perfekten Tages (German Edition)
mein rammender Freund in der Jetztzeit an einer Dose Bier nippt. Beziehungsweise: Nippen ist vielleicht nicht das richtige Wort. Er hat sie sich an den Hals gesetzt und die Dose in einer Geschwindigkeit leergesaugt, die durch bloßes Öffnen und Umdrehen der Dose nicht zu erreichen gewesen wäre. Er öffnet eine weitere Dose. Das ist nicht erlaubt. Alkohol an der Ramme führt eigentlich zum sofortigen Verlust der Verdichtungserlaubnis. Egal. Ich trinke mit, ebenfalls Bier. Mein Freund der Verdichter und ich, wir sind wie verschränkte Quanten. Wir wissen kaum voneinander und tun doch teilweise das Gleiche, als gäbe es eine innere Verwandtschaft, einen Gleichklang in der Harmonie des Kosmos. Ich allerdings nutze das Bier zur Füllung meiner Freizeit. Da ist Bierkonsum erlaubt. Was mich beruhigt,ist: Mein Bier piept nicht. Es beinhaltet offenbar keinerlei Gefahr.
Irgendwann werden die Leute die Dosen mitessen, weil sie nicht durch einen Piepton auf die Unverdaulichkeit des Aluminiums hingewiesen wurden. Die Dosenhersteller werden dann in Erkrankungs-oder Erstickungsfällen zu hohen Entschädigungen verurteilt, verweigern aber die Zahlung, weil auch sie nicht durch einen Piepton auf die Gefährlichkeit der Herstellung von Bierdosen hingewiesen wurden. Damit steckt unser Rechtssystem in einer Zwickmühle.
Die große Frage lautet: Wer hätte zuerst bepiept werden müssen? Der Richter schwitzt. Was tun? Gab es keinen Piepton, der ihn vor dem Verfahren gewarnt hätte? Oder hat er ihn überhört? Und warum gibt es keine Pieptöne, die vor einem Überhören von Pieptönen warnen? Die Welt ist immer noch ein unsicherer Ort!
Abermilliarden von Samenzellen auf dieser Welt rasen gerade in diesem Moment in Richtung Eizelle, und kein Piepton warnt sie davor, dass ein Erreichen an anderer als an erster Stelle zum unwiderruflichen Absterben führt. Wie kann das sein? Dazu kommt, dass die kleinen Samenfäden weder auf eine Beschilderung noch auf Navigationsgeräte zugreifen können. Sie schwimmen der Nase nach! Ihr Geruchssinn leitet sie! Kein Wunder, dass Unzählige ihr Ziel nie erreichen! Was für eine Verschwendung von Ressourcen! Die Welt ist ein Ort des Wahnsinns! Und dennoch gibt es am Ende immer wieder welche, die es schaffen. Sie leben! Sie werden Taxifahrer, Klempner, Makroökonomen, Ökotrophologen oder Polarforscher. Sie selber schicken ihre Samenzellen auf den Weg. Sinnlos perpetuiert sich der Mensch als Virus des Biosystems Erde. Wahnsinn! Darauf ein Bier. Eins ist keins, zwei nur eins mehr, aber drei sind genau richtig. Oder ist es bereits das vierte? Da ich nicht beruflich zum Trinken neige, erzeugen bei mir bereits wenige alkoholische Getränke eine mathematische Unterfunktion.
Wenn es in Bhutan wirklich ein Recht auf Glück gibt, gibt es dann dort auch Pieptöne, die einen auf Gefahren bei der Glücksgewinnung hinweisen? Und wenn nicht: Kann das Glück wirklich gewährleistet sein, wenn nirgendwo ein Piepton warnt? Anderseits: Wie kann Glück entstehen, wenn es überall piept?
In Bhutan tragen die Männer übrigens Röcke. Ist das der Weg zum Glück?
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Paketdienstmitarbeiter arbeiten heutzutage bis in den Abend hinein. Sie wissen, dass ihr Fortkommen im Prozess der Wertschöpfung nur dann sicher ist, wenn sie hundertprozentigen Ehrgeiz zeigen. Der Warenaustausch unter den ökonomischen Subjekten fordert heutzutage unverzügliche Zustellung. Wenn ich einen Poolreinigungsroboter mit Vierradantrieb bestelle, erwarte ich die Zustellung innerhalb von 24 Stunden, denn auch die Sinkstoffe, die sich am Boden meines Außenpools absetzen, warten nicht, bloß weil DHL nicht pünktlich liefert. Deshalb liefert DHL pünktlich. Man ist sich dort der Verantwortung und der wichtigen Rolle der Logistik gerade für Poolbesitzer bewusst.
Was bringt der Mann? Ein Paket für nebenan. Ich frage ihn, ob er ein Bier will. Er sagt: „Gerne.“ Ich solle dasaber nicht weitersagen, Bier während der Arbeit sei verboten. Weitersagen? Das würde ich niemals tun! Andere schreiben Bücher, in denen sie solche Zwischenfälle erwähnen, um die Dienstleistungswüste Deutschland anzuprangern. Ich aber schweige wie ein Grab und freue mich, wenn mein Zusteller gemütlich wird.
Allerdings hat er nicht viel Zeit, weil sein Wagen piept. Er hat den Schlüssel stecken, die Tür offen und das Licht angelassen. Es piept also quasi dreifach. Während mich der Ton fast in den Wahnsinn treibt, hat unser Logistiker die Ruhe weg. Er verweist darauf,
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