Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman

Titel: Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette John
Vom Netzwerk:
auch noch die Braut des Kronprinzen misshandelt.«
    »Wenn wir wüssten«, überlegte Lulu, »ob die kleine Pforte in der Mauer immer noch Mamas Bann trägt.«
    »Das tut sie«, sagte Else.
    Sie hatten sie fast vergessen. Still und stumm hatte Else im Hintergrund gekauert und nur hin und wieder die alte Anassia gestreichelt, die ihrerseits selig den Falken kraulte. Unter seinem Häubchen war er friedlich wie ein neugeschlüpftes Küken.
    »Madame?«, fragte Ellwin kühl.
    »Der Bann ist noch da«, erklärte Else. »Ich weiß, dass ihr mir misstraut, und ihr habt auch allen Grund dazu, aber ich sage die Wahrheit. Der Bann ist noch da. Ich habe diese Pforte sehr oft für meine …«, sie seufzte, »für Clarisse geöffnet. Eure Mutter hat den Bann ja auch für mich durchlässig gemacht«, fügte sie hinzu und schlug die Augen nieder.
    »Hm«, brummte Ellwin, »selbst wenn Ihr die Wahrheit sprecht, was hätten wir davon, wenn wir durch diese Pforte gehen? Wenn ich die Erzählungen der Mädchen richtig verstanden habe, führt sie in die Nähe des Hauses, in dem sie mit ihrer Mutter gelebt haben. Sollen wir uns dort einquartieren und hoffen, dass man uns nicht entdeckt? Das würde nie und nimmer gelingen! Spätestens morgen früh bei Tagesanbruch befänden wir uns in den Händen der Palastwache. Und selbst wenn nicht, was würde es uns nützen? Die Glocke zum Herbeirufen der Hexenpolizei ist im Inneren des Palastes.«
    Else hatte demütig gewartet, bis Ellwin ausgeredet hatte. »Es gibt einen geheimen Weg durch den Palastgarten ins Schloss«, erklärte sie dann. »Ich bin ihn oft mit Clarisse gegangen. Sie hat sich mehr als einmal heimlich aus dem Schloss geschlichen und ist genauso heimlich wieder zurückgekehrt. Ich war immer dabei, ich musste ja die Pforte für sie öffnen. Ich kann euch in den Palast führen, bis in die inneren Gemächer.«
    Das war nun allerdings ein Angebot, das man in Erwägung ziehen sollte. Aber durften sie ihr trauen? Durften sie sich auf solch einen gefährlichen Plan mit ihr einlassen?
    Vermutlich verrieten ihre misstrauischen Gesichter, was sie alle dachten, denn Else brach in Tränen aus. »Ach, ich wollte das nicht!«, weinte sie. »Ich wollte sogar mit euch fliehen, damals an diesem schrecklichen Tag! Aber sie hat mich erwischt, als ich durch die Straßen lief und Bumbum suchte. Ich konnte mich nicht von ihr befreien. Ich war es …«, sie schluchzte und schaute mit Augen voller Tränen zu der Alten. »Ich war es, die Anassia Bolin zu Clarisse gelockt hat.«
    Niemand antwortete ihr, niemand wusste etwas zu sagen auf dieses Geständnis hin.
    »Ich habe dafür gesorgt, dass der Prinz mich als Köchin mit in die Sommerfrische zu Anassias Elternhaus nahm«, fuhr sie fort. »Eure Mutter hat mich dort gesehen und mich wiedererkannt, als wir uns im Palastgarten trafen. Vielleicht erinnert ihr euch daran.« Natürlich erinnerten sich Lulu und Rafaela daran und auch wie merkwürdig Else reagiert hatte.
    »Die kleine Anassia«, fuhr die Köchin fort, »vertraute mir. Sie war …«, Else biss sich auf die Lippen, »sie ist in vielem noch wie ein Kind. Ich habe ihr erzählt, dass ich in der Stadt eine Adresse wüsste, wo sie ein Zaubermittel kaufen könnte, das ihren Prinzen innerhalb von Augenblicken zum schönsten Mann des Landes macht. Einfach so, ohne Graviatas langwierige Kuren. Und sie ist sofort darauf angesprungen. Gar nicht schnell genug konnte es ihr gehen!«
    »Und du hast sie hierher zu Clarisse gebracht.«
    Else nickte. »Ich bin dann mit Clarisse zurückgefahren. Anassia haben wir in der Hütte gelassen. Niemand hat etwas gemerkt.«
    »Warum?«, fragte Lulu. »Warum hast du das getan?«
    »Sie hat mich zu sich gelockt«, heulte Else. »Erst nur in meinen Träumen. Aber dann musste ich immerzu an dieses Haus hier denken, an das Rosenhaus, meine ich, morgens, mittags, abends, einfach immer. Eines Tages bin ich hergekommen. Ich musste einfach. Und da war sie. Sie hat gesagt, sie würde mich reich machen. Graviata habe uns unser Vermögen gestohlen, wir würden uns an ihr rächen und uns unser Vermögen zurückholen.«
    »Euer Vermögen?«
    Else nickte. »Ich bin mit ihr verwandt«, sagte sie leise. »Mein Großvater war ihr Neffe.«
    »Die Kinder!«, rief Lulu »die Kinder, die mit Clarisse hier gelebt haben! Wir haben von ihnen gehört. Sie sind also nicht alle beim Einsturz des Turmes umgekommen!«
    Else schüttelte den Kopf. »Nur Clarisse ist verschüttet worden, sonst niemand. Eure

Weitere Kostenlose Bücher