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Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman

Titel: Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette John
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lachte gern, sie war eine fröhliche Hexe.
    Warum sind wir noch hier?, dachte Lulu verzweifelt. Warum rennen wir nicht um unser Leben?
    Sie konnte sich nicht bewegen. Sprechen konnte sie, mit den Augen blinzeln, sogar den Hals wenden und die Finger bewegen, aber das war alles. Ihr restlicher Körper war erstarrt. Den anderen ging es genauso, sie merkte es an der Art, wie Rafaela neben ihr keuchte, verzweifelt versuchte, die Füße zu heben. Nur Ralf schien verschont, er kroch zu Damiano und umklammerte Schutz suchend dessen Beine. Doch was konnte Ralf schon tun? Lulu reckte den Hals und versuchte über Clarisses Kopf hinweg auf den Weg zu schauen. Da musste doch jemand kommen, es konnte doch nicht sein, dass niemand zu ihrer Rettung kam.
    »Da ist niemand«, sagte Clarisse, die Lulus Blick bemerkte. »Doch selbst wenn jemand käme, könnte er nichts tun. Keine Person kann zu uns durchkommen, mein Bann schützt mich. Wachsoldaten könnten vielleicht schießen, aber du wirst keine sehen, ich habe keine mitgebracht. Wenn man etwas ordentlich erledigt haben will, muss man es selbst tun.« Eine ärgerliche Falte erschien zwischen ihren reizenden Augenbrauen. »Deine hässlichen Krähen haben uns ziemlich lange an der Nase herumgeführt«, sagte sie scharf. »Aber dann wurde mir klar, dass da etwas nicht stimmen konnte. Heute Morgen habe ich meinen guten Bravo zurückgerufen und ihn noch mal über der Stadt suchen lassen. Und siehe da – wo hat er euch gefunden?«
    »Bravo, esch isch mein Bravo«, jammerte die Alte.
    »Maul halten!«, fauchte Clarisse. Die Alte verstummte.
    Clarisse lächelte wieder. »Graviatas Kinder am Ort des Verbrechens ihrer Mutter! Das hat was. Aber sagt mal«, wieder erschien die kleine Falte, »hat Graviata nicht vier Kinder? Ihr seid zu fünft!« Sie musterte ihrer aller Gesichter. »Du da!«, herrschte sie Wanda an. »Wer bist du?«
    »Das ist Wanda, die Magd«, erklärte Else mit weinerlicher Stimme. Es war das Erste, was sie sagte. Vorher hatte sie dagesessen wie ein Maulwurfshügel.
    »Die Magd!«, rief Clarisse. »Wie das passt!« Sie warf wieder lachend den Kopf zurück und ließ ihr Blondhaar fliegen. »Nun«, sie wurde ernst, »die Sonne geht gleich unter und wir haben einen weiten Weg zurück in den Palast. Bringen wir’s zu Ende!«
    »Was?«, fragte Lulu zittrig.
    »Euer Leben!«, erwiderte Clarisse.
    Else schluchzte.
    »Ich weiß, mein Liebes«, tröstete Clarisse sie. »Wir haben uns das anders vorgestellt. Wir wollten, dass Graviatas Kinder in den Felsenkerker gebracht und in Käfige gesteckt werden. Wir wollten, dass sie dort verrotten, langsam, eins nach dem anderen, vor den Augen ihrer Mutter. Das geht jetzt nicht mehr, sie wissen zu viel. Ich glaube es zwar nicht, aber vielleicht würde doch jemand hellhörig werden.« Bedauernd schnalzte sie mit der Zunge. »Nicht zu ändern. Doch mir ist ein hübsches Ende für sie eingefallen. Ich werde dafür sorgen, dass Graviata davon erfährt. In allen Einzelheiten. Das wird ihr den Rest geben!«
    »Warum?«, fragte Lulu.
    »Das fragst du noch?«, schrie Clarisse. Die Anmut ihres Gesichts zerbrach wie eine Porzellanmaske. Uralter Hass loderte hervor. »Sie hat mich beraubt, sie hat mich zerstört! Du kennst doch den Fluch. Ihr habt sogar das Buch gefunden!« »Verle!« , befahl sie. Das Buch flog durch die Luft und landete vor Wandas Füßen.
    »Sie hatte es gut bei mir, die kleine Mièle«, fuhr sie etwas ruhiger fort. »Ein gutes Leben, ein gutes Auskommen. Aber das genügte ihr nicht. Sie wollte alles. Und sie nahm sich alles, meine Rosen, mein Leben. Sie nannte sich Graviata, nach meiner Rose! Wisst ihr, dass die Essenz dieser Rose bis heute in ihren Schönheitswässerchen steckt? Doch jetzt«, sie atmete auf, »bin ich am Zug. Ihre Kinder, ihre kostbaren Kinder werden sterben, wenn die Reste des Turms über ihnen zusammenstürzen. Mein Grab wird euer Grab sein , borleif . Aber das Beste ist: Graviatas eigener Fluch wird den Turm endgültig zum Einsturz bringen und die bedauernswerten Hexenkinder samt ihrer Magd unter sich begraben! Venderle! « Das Buch zu Wandas Füßen blätterte murmelnd einige Seiten weiter, verhielt, die Worte des Fluchs ertönten.
    »Sprich sie!«, schrie Clarisse. »Sprich die Worte, Magd!«
    »Das tue ich nicht!«, sagte Wanda mit fester Stimme.
    »Ach nein?« Erneut schrie sie einen Befehl. Wie »verlanten« klang es diesmal. Bumbums gelbe Stoffente flutschte aus seinen Armen und flog in Clarisses Schoß.

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