Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman

Titel: Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette John
Vom Netzwerk:
Die Gefahr war abgewendet, fürs Erste jedenfalls.
    Besonders schön sah Clarisse nicht mehr aus, ihre Frisur war zerstört, ihr Gesicht zerkratzt und verschwollen, ihr Kleid zerrissen und mit Moosflecken und etwas Waschbärkot verschmiert. Dem tapferen Ralf war während seines Kampfs ein kleines Malheur passiert.
    Churro schwenkte die Flasche mit dem Lösungsmittel für Farben. »Wir sollten sie in regelmäßigen Abständen daran schnuppern lassen«, sagte er. »Zwar haben wir sie geknebelt, aber ich würde mich sicherer fühlen, wenn sie ihre Sprüche nicht mal denken kann.«
    »Was für ein Glück, dass du das Zeug dabeihattest«, sagte Wanda.
    »Hab’s ja gerade erst gekauft.« Die Hexenkinder berührten ihre Amulette.
    »Und deine Pistole«, fügte Wanda hinzu.
    »Die hab ich immer dabei.«
    Churro und Ellwin waren ebenfalls reichlich zerkratzt. Sie waren im Schutz der dornigen Büsche den halben Weg zum Turm heraufgekrochen. Von dort aus hatte Churro geschossen – und getroffen.
    »Nicht übel, Dicker«, sagte Ellwin anerkennend.
    »Danke, Euer Gelehrsamkeit«, erwiderte Churro.
    »Sollten wir die Schusswunde nicht verbinden?«, fragte Wanda.
    »Später«, winkte Ellwin ab. Er saß auf dem Boden und streichelte Bumbums Bäuchlein. Der Kleine lag zusammengeringelt auf seinem Schoß, nuckelte am Daumen und schluchzte hin und wieder heftig auf. Seine Ente hatte er Rafaela in die Hand gedrückt und ihr bedeutet, sie solle ihr den Bauch verbinden. Sie hatte es getan und dazu sogar einen Streifen Stoff aus ihrer Bluse gerissen. Ein Krähenschwarm umsegelte kreischend die Turmruine. Corina landete auf Lulus Schulter und schmiegte das Köpfchen in ihre Halsbeuge.
    »Die Krähen haben uns hergeführt«, erklärte Ellwin. »Sie saßen im Hof, als wir ankamen, brav und still wie eine Schar schwarzer Hühner. Sie haben uns nicht mal mehr ins Haus gehen lassen, flatterten vor uns her, immer dicht über dem Boden und mucksmäuschenstill. Ich wusste, was das zu bedeuten hatte, und bin fast gestorben vor Angst um euch. Es konnte ja nur heißen, dass der Falke wieder aufgetaucht war und mit ihm vermutlich Clarisse.«
    »Erst auf dem Weg hierher hat Ellwin mir von dieser Körpertauschgeschichte erzählt«, fiel Churro ein. »Ich dachte, er spinnt! Ehrlich, Federfuchser«, wandte er sich an Ellwin, »wieso hast du mir nicht früher davon erzählt? Hältst du mich für zu blöd, einfache Zusammenhänge zu begreifen?«
    »Ich wollte erst sichergehen«, rechtfertigte sich Ellwin. »Ich habe in Geschichtsbüchern nachlesen wollen, ob ein Fall von Körpertausch wirklich einmal bezeugt und dokumentiert wurde oder ob es nicht bloß Schund aus den Sprechenden Büchern ist, die ihr alle so liebt.«
    »Von wegen liebt«, sagte Wanda schaudernd. »In meinem ganzen Leben werd ich mir keins mehr anschauen. Nie werd ich vergessen, wie wir alle dastanden und ich den Fluch sagen sollte.«
    »Niemand von uns wird das je vergessen«, sagte Damiano. Er zog sie an sich und küsste ihr Haar. »Ich bin sehr froh, dass du dich nicht in eine Mumie verwandelt hast und dass ich noch da bin und dich im Arm halten kann.«
    »Die Sonne geht unter, meine lieben Freunde und Turteltäubchen«, bemerkte Churro, »wir sollten aufbrechen. Ich würde vorschlagen, wir bringen das da«, er zeigte auf die gebundene Clarisse, »und das alte Mütterchen zur Hexenpolizei. Egal wie unangenehm diese Kerle sind, sie werden uns glauben müssen. Schließlich brauchen sie nur einen Blick auf die beiden zu werfen.«
    Da hatte er recht. Nur – die Sache hatte einen Haken. Niemand von ihnen wusste, wo die Hexenpolizei residierte. Nirgendwo in der Stadt oder der Umgebung gab es ein Gebäude mit der Aufschrift »Hexenpolizei« und niemand hatte je von einem solchen Gebäude irgendwo auf der Welt sprechen hören.
    »Ich glaube, sie kommen, wenn man sie ruft«, sagte Lulu. Aber wie man sie rief, wusste sie auch nicht, sicher nicht, indem man sich hinstellte und »Hexenpolizei!« brüllte.
    »Der König kann sie rufen«, sagte Wanda. »Ich weiß, dass in seinem Arbeitszimmer im Palast eine Glocke ist. Wenn er die läutet oder es einem der Offiziere befiehlt, kommt die Hexenpolizei.«
    »Vergiss es!«, sagte Rafaela. »Wir kommen nicht einmal in die Nähe des Palastes. Wir werden verhaftet, und bevor wir wissen, wie uns geschieht, baumeln wir allesamt in hübschen Käfigen von der Spitze des Felsenkerkers. Nicht nur, dass wir Kinder oder Freunde einer Hochverräterin sind, wir haben

Weitere Kostenlose Bücher