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Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman

Titel: Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette John
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mehr zu tun!«
    »Schnaps ölt die Gehirnzellen, Federfuchser!«, knurrte Churro, trank dann aber doch nur noch einen winzigen Schluck.
    »Und jetzt?«, fragte Wanda. »Wie geht’s jetzt weiter?«
    »Ganz einfach«, meinte Damiano. »Der Geheimgang, durch den wir gekommen sind, führt doch bestimmt auch zu den Gemächern des Königs. Else bringt uns hin, wir läuten die Glocke und das war’s!«
    »O nein«, rief Else erschrocken, »das kann ich nicht tun. Ich kenne den Gang nur bis zu diesem Zimmer. Wo die Gemächer des Königs liegen, weiß ich nicht. Außerdem wird die Glocke für die Hexenpolizei Tag und Nacht von der Garde bewacht.«
    »Tag und Nacht?«, fragte Ellwin.
    »Tag und Nacht«, wiederholte Else.
    Ellwin schnalzte ärgerlich mit der Zunge und runzelte die Brauen.
    »Wir müssen mit ihm reden«, sagte Lulu. Sie hatte sich das die ganze Zeit schon gedacht, aber sich nicht getraut, es auszusprechen. Doch es führte kein Weg daran vorbei, sie mussten mit ihm reden.
    »Mit dem König?«, fragte Wanda ungläubig. »Du spinnst, Lulu. Nicht einen einzigen Lidschlag lang wird er dir zuhören!«
    »Mit dem Kronprinzen?«, fragte Lulu.
    »Also den Kronprinzen«, sagte Else, »den könnte ich rufen. Seine Zimmer liegen nicht weit von hier entfernt. Und die Wachen lassen mich bestimmt zu ihm.«
    »Wird er denn kommen?«
    »O ja, wenn ich sage, dass Clarisse, äh, Anassia, also seine Braut nach ihm verlangt.«
    »Wollt Ihr das für uns tun?«, fragte Ellwin.
    »Darauf kommt’s jetzt auch nicht mehr an«, seufzte Else.
    »Tja«, meinte Ellwin zögernd und sah sich in der Runde um. »Sollen wir das wirklich wagen?«
    »Was können wir sonst tun?«, fragte Damiano zurück.
    Niemand erwiderte etwas.
    Else trat vor einen Spiegel, ordnete ihr Haar, holte tief Luft und verließ den Raum.
    Sie waren allein, vier Hexenkinder und ihre Truppe im Herzen des Königspalastes, in der Höhle des Löwen. Im Gepäck hatten sie eine schreckliche Alte, eine misshandelte Prinzenbraut und eine haarsträubende Geschichte. Kein vernünftiger Mensch hätte ein ausgelutschtes Bonbon auf sie gewettet. Es war ganz still, die einzigen Geräusche kamen von ihrem Herzklopfen, ihren Atemzügen und einer kleinen Uhr auf dem Kaminsims. Kaum zu fassen, dass es in einem Gebäude, in dem so viele Menschen lebten, so still sein konnte.
    Lulu sah eine hübsche Seidendecke auf einem Sessel und faltete sie auseinander, um sie über Clarisse zu breiten. Sie dachte, es wäre besser, wenn der erste Blick des Prinzen nicht auf das zerkratzte Gesicht seiner Angebeteten fiele. Doch sie kam nicht mehr dazu, die Decke ordentlich zurechtzuzupfen. Es war nicht länger still, Schritte näherten sich. Der Prinz konnte es nicht sein, sie näherten sich von der falschen Seite, von jenseits der holzgetäfelten Wand. Wachsoldaten waren es auch nicht, dazu waren die Schritte zu vorsichtig. Und warum auch sollten die Soldaten durch den Geheimgang laufen? Jemand machte sich von außen an der Täfelung zu schaffen.
    »Liebling«, säuselte eine Stimme durch die Panele, »Liebling, ich komme, um dich mit Küssen und Blüten zu bedecken!«
    Während alle noch fieberhaft versuchten, sich einen Reim darauf zu machen, gab es einen Klick im Mechanismus der Geheimtür, sie schwang auf, ein riesiger, bunter Blumenstrauß erschien, wurde ein paarmal verführerisch auf und ab geschwenkt, und ein Mann trat ein, ein vornehmer Mann, ganz ohne Zweifel. Sein Haar war lang und kunstvoll gelockt, sein Anzug mit Gold bestickt. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen, das jedoch sofort erlosch, als er die unerwarteten Besucher entdeckte. Er schaute verdutzt und sie schauten genau so verdutzt zurück. Lulu überlegte, wo sie diesen Mann schon mal gesehen hatte, da fiel der Blick des Mannes auf Clarisse. Die Seidendecke verhüllte sie nur notdürftig, ihre gefesselten Beine waren zu sehen, das wirre Haar, die zerkratzte Stirn.
    »Was …«, stammelte er, blinzelte verstört, versuchte zu begreifen und dann sah er Damiano. »Du!«, stieß er hervor. Die Blumen fielen zu Boden, er öffnete den Mund, und bevor ihn jemand daran hindern konnte, schrie er los. »Mörder!«, schrie er. »Mordio! Wache! Mordio!« Es war der Graf Vaserin. Vor unendlich langer Zeit, so schien es, hatten Lulu und Rafaela ihn über den Hauptmarkt schlendern sehen mit einer fröhlich hüpfenden Nanette an seinem Arm.
    Churro und Ellwin stürzten sich auf ihn, versuchten ihm den Mund zu stopfen, doch es war zu spät. Wenn in

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