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Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman

Titel: Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette John
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hässlichen, alten Körper gegeben, den sie vorher hatte. Eure Braut sitzt dort!«
    »Diese abscheuliche Vettel?« Prinz Dorvids Stimme bebte vor Empörung. »Wie kannst du es wagen, mir solch eine Lüge aufzutischen! Schweig!« Er hieb mit der Hand durch die Luft, um ein Haar hätte er Lulu die dritte Ohrfeige ihres Lebens versetzt.
    »Bitte, Prinz, meine Zeit ist noch nicht um! Der Zeiger steht noch nicht auf der Zwölf.« Sie wusste selbst nicht, woher sie den Mut nahm, weiterzusprechen. »Schaut ihr in die Augen, Prinz. Schaut der alten Frau in die Augen!«
    Der Prinz sah in Lulus Augen. Ziemlich lange, viel zu lange, der Zeiger rückte vor. Schweißtropfen bildeten sich auf der Stirn des Prinzen, es war heiß im Zimmer. Endlich erhob er sich und trat zu der Alten.
    »Ich weiß wirklich nicht, warum ich das tue«, brummte er.
    Lulu flehte stumm, dass der Prinz in den Augen der Alten das sehen würde, was sie gesehen hatte, dass es nicht wieder etwas war, das nur sie erkannte und das den anderen verborgen blieb.
    »Merkwürdig«, murmelte der Prinz, zog sich einen Stuhl heran und musterte die Greisin genauer.
    »Dorvid?«, nuschelte die Alte zaghaft. »Bischt du esch?«
    Der Prinz blinzelte verwirrt und sah noch einmal hin. »Ihre Augen wirken so jung!«
    »Fragt sie etwas, Hoheit«, wagte Ellwin einzuwerfen, »etwas, das nur Eure Braut und Ihr selbst wissen könnt.«
    »Also das ist jetzt wirklich zu verrückt.« Der Prinz schüttelte energisch den Kopf. Aber dann begann er doch: »Einmal, in der Sommerfrische, waren Dorvid und seine Nassia ganz allein am Teich, nur die beiden.«
    Stille. Lulu flehte wieder zu allen Göttern und Geistern, dass die Alte den Prinzen verstand. Dass sie nicht wieder einen ihrer Ausfälle hatte, dass nicht plötzlich ihr Kopf nach vorne sinken und sie zu schnarchen beginnen würde. Der Zeiger rückte auf die Zwölf. Aus!
    Da patschte die Alte in die Hände wie ein Kind. »Wir schind in einem Boot gefahren!«, rief sie. »Und du wolltescht mir eine Scheerose schenken, aber esch hat nicht geklappt!« Sie sabberte furchtbar. Spuckebläschen trafen das Gesicht des Prinzen, doch der zuckte mit keiner Wimper. »Die Blume hatte einen gansch langen Schtil und war voller Schlamm. Eine Kröte ischt in unscher Boot gehüpft. Isch habe furschbar geschrien, aber du hasch die Kröte gefangen und insch Wascher geworfen. Da habe isch geschagt, dasch du mein Froschprinsch bischt, und du hascht mir ein Kusch gegeben.« Sie kicherte verlegen. Doch dann wurde ihr runzliges Gesicht ganz furchtbar traurig. »Wasch ischt nur geschehen, Dorvid?«
    »Ruft die Hexenpolizei!«, befahl der Kronprinz heiser. Niemand rührte sich. »Habt Ihr nicht gehört, Hauptmann? Begebt Euch ins Arbeitszimmer des Königs und läutet die Glocke! Sofort!«, schrie der Prinz.
    »Zu … zu Befehl, Hoheit!«, stotterte der Hauptmann, riss sich zusammen und stürmte aus dem Zimmer.
    »Und ihr«, wandte sich Prinz Dorvid an die übrigen Soldaten, »lasst diese Leute los und postiert euch um …«, er suchte nach einem Wort, »… um das da«, sagte er schließlich und wies auf Clarisse.
    Er nahm die knotigen Hände der Alten in seine. »Immer wieder habe ich mich gewundert, wie du diese kleine Geschichte vergessen konntest. Sie war uns beiden so wichtig. Doch du hast sie gar nicht vergessen.«
    »Nein, Dorvid«, nuschelte die Alte.
    Clarisse regte sich. Churro trat zu ihr hinüber und zückte seine Flasche.
    »Was tut Ihr da?«, fragte der Prinz.
    »Ich will sie betäuben, Hoheit, damit sie uns nicht verhexen kann. Es ist ein Lösungsmittel für Farben. Ich bin Maler«, fügte er würdevoll hinzu.
    »Ein Lösungsmittel für Farben? Ihr habt meine … ähm … Braut mit solch hochgiftigem Zeug betäubt?«, rief der Prinz.
    »Nun, wir hatten nichts anderes zur Hand, Hoheit«, verteidigte sich Churro. »Eure … ähm … Clarisse war gerade dabei, diese Kinder hier zu ermorden!«
    Lulu legte ihre Hand auf Dorvids Arm. »Sie darf nicht wieder zu sich kommen. Wenn es ihr gelingt, ihre Sprüche zu sagen, bevor die Hexenpolizei hier ist, dann bleibt Eure Braut für immer so.« Sie zeigte auf die alte Anassia.
    »Ich weiß, Hexenkind. Aber ich möchte nicht, dass meine Anassia, wenn sie ihren Körper zurückbekommt, nur noch ein halbes Gehirn vorfindet. Haltet Euch bereit«, wies er Churro an, »doch handelt erst, wenn es unbedingt sein muss!«
    Churro gehorchte.
    »Ich hoffe, dieser Obertrottel findet heute noch die Glocke«, murmelte der

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