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Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman

Titel: Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette John
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einem Königspalast jemand Zeter und Mordio brüllt, dann stürzt die Wache herbei. Soldaten stürmten ins Zimmer, viele Soldaten, Gewehre im Anschlag.
    »Verhaften!«, schrie der Graf. »Das da ist ein entsprungener Sträfling. Er ist gefährlich! Er hat schon mal versucht, mich zu ermorden!«
    Damiano, weiß vor Schreck, versuchte einen Satz zum Fenster hin, aber die Soldaten fassten ihn. Chaos brach aus, die Kinder schrien, Ralf jaulte, der Graf tobte, der Hauptmann brüllte: »Ruhe!« Und als das nicht half, feuerte er seine Pistole ab.
    »Was geht hier vor?«, fragte eine neue Stimme in die Stille hinein, die dem Schuss folgte. Prinz Dorvid hatte das Zimmer betreten, gefolgt von einer händeringenden Else. Sie hatte ihn offensichtlich aus dem Bett geholt, denn er trug einen langen, weiten Morgenmantel, weiße Handschuhe und pelzige Pantoffeln. Sein Gesicht sah nicht allzu scheußlich aus, nur etwas schief, die linke Hälfte war dicker als die rechte, das Auge zugeschwollen, Nase und Mundhälfte unregelmäßig aufgeschwemmt und nach oben verzogen. Und sein schönes, volles Haar war ihm ausgefallen, ein paar wenige Strähnchen umwehten seinen Kopf wie Federchen.
    »Eine Verschwörung, Hoheit«, meldete der Hauptmann wichtigtuerisch. »Merkwürdige und äußerst gefährliche Individuen sind in den Palast eingedrungen, zweifellos in mörderischer Absicht!«
    »Es sind Kinder dabei!«, stellte der Prinz erstaunt fest. »Und eine Greisin!«
    »Mörder im Gemach Eurer Braut, Hoheit!«, rief Graf Vaserin und zog mit großer Geste wie ein Theaterdirektor die Decke von Clarisse. Jetzt erst sah der Prinz die Gestalt auf dem Sofa.
    »Nassia!«, rief er außer sich vor Bestürzung. »Mein Liebes, was haben sie dir angetan?« Er lief zu ihr hin, schluchzte fast, als er sich über sie beugte, um ihr den Knebel zu entfernen.
    »Nein!«, schrie Lulu. Sie wand sich aus den Händen des Soldaten, der sie festgehalten hatte, stürzte zur Liege und warf sich über Clarisse. »Nein!«, rief sie verzweifelt. »Lasst den Knebel! Ihr würdet alles nur noch schlimmer machen für Euch und Eure Braut und Eure Mutter! Bitte einen Augenblick nur, bitte!«
    Der Prinz stutzte tatsächlich einen Moment. »Kenne ich dich?«, fragte er.
    »Ich bin Lulu, Ludovica, Graviatas Tochter. Bitte, Prinz, ruft die Hexenpolizei, bitte!«
    »Ha!«, schrie Vaserin. »Hexenkinder! Verräterkinder! Mörder!«
    »Einen Augenblick nur, Prinz, bitte. Einen ganz kleinen.« Flehend schaute Lulu den Prinzen an, Tränen stiegen ihr in die Augen, und sie zeigte mit Daumen und Zeigfinger, wie winzig der Augenblick nur sein müsste, den sie von ihm erbat.
    »Was tut Ihr eigentlich hier, Graf?«, fragte der Prinz, ohne Lulu aus den Augen zu lassen.
    »Ich, äh, ich kam zufällig vorbei, um nach dem Rechten zu sehen«, erwiderte Graf Vaserin, nur ganz leicht aus dem Konzept gebracht.
    »Mitten in der Nacht«, sagte Rafaela.
    »Durch den Geheimgang«, sagte Wanda.
    »Mit einem riesigen Blumenstrauß«, sagte Rafaela.
    »Säuselte was von Mit-Blüten-und Küssen-bedecken«, ergänzte Wanda. Wenn die beiden wollten, waren sie ein richtig gutes Team.
    »Ich hab ihn schon oft in der Nacht einlassen müssen«, schluchzte Else.
    »Dienstbotengeschwätz!«, rief der Graf. »Hoheit werden doch nicht auf Dienstbotenklatsch hören!«
    »Ich bin hässlich, Graf«, erwiderte der Prinz kalt. »Aber ich bin nicht dumm.«
    »Kennst du die Uhr?«, wandte er sich an Lulu.
    Sie nickte ein wenig unsicher. Klar kannte sie Uhren, aber bloß Hexenuhren, die gingen anders.
    Der Prinz nahm das goldene Ührchen vom Kaminsims und hielt es Lulu hin. »Wenn der lange Zeiger hier ist«, er zeigte auf die Zwölf, »sind drei Minuten um. So viel hast du, drei Minuten, um mich zu überzeugen, warum ich meine Braut nicht befreien und euch nicht in den Kerker werfen soll!«
    Das sah aus wie eine sehr kurze Zeit. Lulu schluckte und holte tief Luft.
    »Diese Frau«, begann sie und zeigte auf Clarisse, »ist nicht Eure Braut. Ihr Name ist Clarisse und sie ist eine sehr starke und sehr böse Hexe. Sie hat«, Lulus Lippen zitterten, »meinen kleinen Bruder gefoltert und der ist erst drei Jahre alt!«
    »Bumbum«, zirpte Bumbum.
    Der Prinz sagte nichts. Die Uhr rückte vor.
    Weiter!, ermahnte sich Lulu. »Clarisse hat den Schutzzauber gestohlen, den Mama für Euch und Eure Mutter, die Königin, gemacht hat. Und sie hat Euch krank gehext. Außerdem hat sie Eurer wirklichen Braut den Körper gestohlen und ihr den

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