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Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman

Titel: Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette John
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prächtigen Empfang bereiten. Um den großen Tisch im Speisezimmer würden sie sitzen und mit einem wundervollen Essen auf sie warten. Und wenn sie dann käme, würden sie »hallo, Mama«, sagen, »gut, dass du kommst, die Kartoffeln werden kalt«. So als ob sie gerade nur zu einem Spaziergang fort gewesen wäre.
    Als Lulu das dachte, wurde ihr klar, dass es vorbei war. Es war ganz und gar vorbei. Da stieg eine Freude in ihr auf, die ihr fast das Herz abdrückte und ihr den Atem nahm. Und als der Atem sich endlich seinen Weg bahnte, tat er es mit Schluchzen, mit Lachen und Weinen, und mit einem gewaltigen Freudenhopser sprang sie dem Kronprinzen um den Hals.
    »Danke, Hoheit, für das Angebot. Wir nehmen mit Freuden an«, sagte Ellwin und pflückte seine Tochter aus den Armen des verdutzten Prinzen.
    Prinz Dorvid brachte sie zur nächsten Wachstube, von wo aus eine Eskorte sie zum Palast hinaus und durch die Gärten geleiten sollte. Auf dem Weg dorthin hatten sie eine merkwürdige Begegnung. Ein weiterer Mann in Morgenmantel und Pelzpantoffeln schlurfte auf sie zu. Er hätte edel aussehen können, wenn er nicht so missmutig dahergeschlichen wäre und nicht sein gesamtes Haar auf bunte Lockenwickel aufgedreht hätte. So wirkte er wie ein miesepetriger Clown.
    »Sire«, murmelte der Kronprinz und deutete eine Verbeugung an.
    »Der König«, hauchte Wanda. Sie sank in einen tiefen Hofknicks und bedeutete den Mädchen, es ihr gleichzutun. Sie versuchten es, aber die Benimmstunden bei Meister Voss lagen schon lange zurück und seitdem war viel geschehen. Entsprechend fielen ihre Knickse aus.
    »Was sind das für Leute, Sohn?«, mäkelte der König. Seine Mundwinkel bogen sich ganz nach unten. »Sehen Wir da etwa ein Pelztier?«
    Ralf kugelte sich in Damianos Armen ein und steckte seinen Kopf unter dessen Achselhöhle. Zu seinem Glück war er weder Nerz noch Zobel, nur ein ordinärer Waschbär, und so entwickelte der König kein weiteres Interesse an ihm.
    »Wann endet diese fürchterliche Unruhe, die Unseren Schlaf stört?«, näselte er. »Man hat Uns berichtet, die Hexenpolizei sei in den Palast gerufen worden, aber Wir haben sie nicht gerufen und Wir wollen sie auch nicht sehen. Die Gegenwart der Exzellenzen beunruhigt Uns!«
    Lulu biss sich auf die Lippen. Ein ganz und gar respektloses Kichern stieg in ihren Hals, sie wusste nicht, wie lange sie es noch unterdrücken konnte.
    »Begebt Euch wieder zu Bett, Sire«, sagte der Kronprinz. »Die Exzellenzen haben den Palast bereits verlassen.«
    »Das wollen Wir hoffen, Sohn. Wir brauchen Unseren Schlaf. Unsere Nerven sind völlig zerrüttet!«
    »Gute Nacht, Sire!«
    Ohne den Gruß zu erwidern, schlurfte der König davon. Erst als er nicht mehr zu sehen war, lösten sie sich aus ihren Knicksen und Verbeugungen.
    »Was für eine Witzfigur«, raunte Damiano Lulu ins Ohr. »Ein Glück, dass wir nicht versucht haben, mit dem zu reden!«
    Lulu explodierte in Kichern. Noch Jahre später konnte Damiano sie zum Lachen bringen, wenn er mit hochmütig verbogenen Mundwinkeln auf etwas zeigte, eine behaarte Spinne zum Beispiel, eine Raupe oder auch auf ein winterlich verhülltes Kind, und mit näselnder Stimme fragte: »Sehen Wir da etwa ein Pelztier?«
    Wie der Kronprinz es versprochen hatte, erwartete sie das Haus im Palastgarten mit aller Bequemlichkeit und allem Luxus, den es auch früher schon für sie bereitgehalten hatte. Churro zog in Begleitung der Wachsoldaten noch einmal los, um Wagen und Pferde zu holen, die anderen schlugen schon die Betten auf. Sie freuten sich auf viele Stunden Schlaf ohne drückende Sorgen und schwere Träume. Lulu hätte nicht sagen können, wann sie das zum letzten Mal gehabt hatte. Es gab nur noch eine kleine Verzögerung, als Wanda sich aus dem Haus schleichen wollte.
    »Wo willst du hin?«, fragte Damiano.
    »Rüber in die Dienstbotensiedlung, wo ich hingehöre«, sagte Wanda.
    »Du spinnst wohl!«, sagte Rafaela. »Du gehörst hierher!«
    »Aber ich dachte …«
    »Nix da. Du hast selbst gesagt, dass wir deine Leute sind. Also gib Ruhe und such dir ein Zimmer aus. Sind ja genug davon da!«
    »Und was wird eure Mutter dazu sagen?«
    »Sie wird ›danke, liebe Wanda‹ sagen, ›danke, dass du meinen Kindern und mir so eine treue Freundin warst. Mein Haus ist dein Haus, meine Familie ist die deine, solange du es möchtest‹. Ob es dir gefällt oder nicht, du bist jetzt unsere Schwester.«
    »Na ja«, brummte Damiano, »man muss ja nicht gleich

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