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Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman

Titel: Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette John
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Gehetzt sah er sich um und ließ sich in einen Sessel fallen. »Habt ihr was zu essen?«
    Lulu rannte in die Küche und holte ihm die Reste des Mittagessens. »Mama ist noch im Palast. Dort ist der Teufel los«, sagte Rafaela gerade, als sie zurück in den Salon kam. Lulu reichte ihrem Bruder einen Teller mit lauwarmem Essen, das er in sich hineinzustopfen begann, als ob es Götterspeise wäre.
    »Was willst du von Mama? Wie bist du überhaupt hergekommen? Durch das Haupttor?«
    Damiano schüttelte den Kopf und fuchtelte mit seiner Gabel. »Pforte«, mampfte er mit vollem Mund. Lulu wunderte sich, dass Graviata den Bann auf die Pforte so gelegt hatte, dass auch Damiano hindurchgehen konnte. Sie hatte also heimlich immer gehofft, dass er eines Tages zurückkommen würde.
    »Haupttor zu gefährlich. Gut, dass ihr von Pforte erzählt habt«, keuchte Damiano etwas zusammenhanglos zwischen mehreren Bissen.
    »Gefährlich? Mano, was ist los?«, rief Rafaela alarmiert.
    Damiano kaute hektisch. Plötzlich ließ er die Gabel fallen und schlug die Hände vors Gesicht. »Ich hab ihn niedergestochen!«, rief er dumpf.
    »Du hast ihn erstochen? Wen?«
    »Nicht erstochen. Vielleicht nicht. Er lebt noch, glaub ich.«
    Es war schwierig, ihn dazu zu bringen, in zusammenhängenden Sätzen zu reden. Er schien unter Schock zu stehen. Was sich aber nach und nach herausstellte, war Folgendes: Nanette war die ganze Nacht nicht nach Hause gekommen. Am Morgen hatte sich Damiano auf die Suche nach ihr gemacht und sie schließlich in einem Gasthof gefunden.
    »Irgendwie hab ich mir gedacht, dass sie dort ist«, sagte er traurig. »Trotzdem hab ich da zuletzt nachgeschaut. Als ob ich’s nicht wahrhaben wollte.«
    Es war ein vornehmer, teurer Gasthof und Nanette war nicht alleine dort gewesen. Sie war mit einem Mann zusammen, und die beiden hatten immer noch im Bett gelegen, obwohl es schon fast Mittag war. Als Damiano ins Zimmer stürmte, hatte Nanette gelacht, so wie sie es immer tat, aber der Mann war furchtbar gemein geworden. Er hatte Damiano angeschrien, was er sich dabei denke, einfach so hereinzuplatzen, schließlich habe er doch immer Geld bekommen. Aber er sei wohl wie alle … hier hatte er ein Wort benutzt, das Damiano sich weigerte zu wiederholen … und kriege den Hals nicht voll. Dann hatte er seinen Beutel vom Nachttisch genommen, eine Goldmünze herausgewühlt und sie Damiano vor die Füße geschmissen. »Und jetzt verzieh dich, du mieser kleiner … !«, hatte er geschrien. Da war Damiano ausgerastet. Er hatte sich auf ihn gestürzt und sie hatten gekämpft. Nanette hatte aufgehört zu lachen und plötzlich war da dieser Dolch. Der andere hatte ihn gezogen, aber dann hatte der Dolch in den Rippen des anderen gesteckt, und alles war voller Blut, und Nanette hatte gerufen, Damiano habe gerade den Grafen Vaserin erstochen. »Ist das der Dank für alles, was ich für dich getan habe?«, hatte sie gebrüllt. »Verschwinde! Hau bloß ab!«
    Damiano war wie vom Donner gerührt, aber sie hatte nur gebrüllt, er solle augenblicklich verschwinden und sich nie mehr blicken lassen.
    Der andere, der Graf, war ganz weiß im Gesicht und hatte geröchelt, dafür werde Damiano hängen. Und Nanette war zum Fenster gegangen und hatte gesagt, dass sie nach der Wache rufen werde, da war Damiano endlich abgehauen, durch die Hintertür, denn zum Haupteingang kamen schon die Männer der Stadtwache hereingestürmt. Der Wirt hatte sie gerufen.
    Das war Damianos Geschichte. Sie brauchten einen Moment, um sie zu verdauen.
    »Wo ist dein Amulett?«, fragte Lulu, als sie sich wieder einigermaßen gefasst hatte. »Das Amulett, das Mama für dich gemacht hat, wo ist es? Mann, Damiano, merkst du denn nicht, dass jetzt genau die Zeit gekommen ist, wo du es brauchst?«
    Damiano kramte in seinen Taschen, Hosentaschen, Jackentaschen, er zog das Futter heraus und stülpte es um. Das Amulett war nicht da.
    »O Mist!«, schrie er und schlug sich mit der Hand vor die Stirn. »Ich hänge es abends immer an einen Nagel über dem Bett. Und heute Morgen war ich so mit den Nerven fertig, dass ich es vergessen habe.«
    »Du musst es holen. Jetzt gleich!«
    »Das geht nicht. Da wartet bestimmt die Wache auf mich!«
    »Dann holen wir es«, bestimmte Rafaela. »Wir gehen sofort los. Du bleibst hier, bis Mama kommt.«
    »Er sollte nicht hierbleiben«, sagte Else. Alle drei Dienstboten waren während Damianos Erzählung in den Salon getreten, die Kinder hatten nicht auf sie

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