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Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman

Titel: Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette John
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geachtet.
    »Die Wachleute werden herkommen, um Euch zu verhaften, junger Herr«, wandte Else sich an Damiano. »Versteckt Euch in der Gesindesiedlung. Wanda zeigt Euch, wo. Dort seid Ihr für die nächsten Stunden sicher.«
    Wanda nickte.
    »Warum sollten die Wachleute vermuten, dass ich mich hier aufhalte? Sie wissen nicht, dass ich Graviatas Sohn bin«, wandte Damiano ein.
    »Eure Freundin, diese Nanette«, fragte Wanda, »wird sie dichthalten, wenn sie von der Wache verhört und nach Eurer Herkunft gefragt wird?«
    »Äh …«
    »Wanda zeigt Euch den Weg«, entschied Else.
    Doch es war zu spät. Wieder hörten sie Schritte auf der Veranda, viele Schritte diesmal, die Tür wurde aufgerissen. Damiano sprang hoch und sah sich um wie ein gehetztes Wild, als sie auch schon in den Salon stürmten, Wachleute aus der Stadt und Soldaten der Palastwache, viel zu viele, um an Flucht zu denken und an Gegenwehr schon gar nicht.
    »Wer von euch ist Damiano, Sohn der Palasthexe Graviata?«, rief der Hauptmann drohend in die Runde.
    »Ich«, antwortete Damiano resigniert.
    Der Hauptmann nickte zweien seiner Männer zu und sie legten ihm Handschellen an.
    »Du bist verhaftet wegen Mordversuchs an Graf Vaserin!«
    »Es war Notwehr!«, rief Rafaela.
    »Er ist unschuldig!«, rief Lulu.
    »Wir verhaften immer nur Unschuldige«, entgegnete der Hauptmann ungerührt, gab seinen Leuten ein Zeichen, worauf sie hinausmarschierten, Damiano in ihrer Mitte. Die Kinder liefen hinter ihnen her, Bumbum weinte herzzerbrechend.
    »Wo bringt ihr ihn hin?«, fragte Lulu.
    »In den Felsenkerker. Zu den anderen Mördern.«
    Lulu schnürte es fast die Kehle zu vor Angst. Sie hatte vom Felsenkerker gehört, wie jeder im Land. Es war ein schreckliches Gefängnis, draußen vor der Stadt, wo die Berge anfingen.
    »Können wir ihn besuchen?«, gelang es ihr zu fragen.
    »Kein Besuch!«, schnarrte der Hauptmann.
    »Hext euch doch Flügel an!«, rief einer der Soldaten. »Dann könnt ihr durch sein Fenster fliegen!« Er wieherte vor Freude über seinen gelungenen Scherz.
    »Maul halten!«, befahl der Hauptmann.
    Die Soldaten verließen das Haus und zerrten Damiano zu einem Wagen mit vergitterten Fenstern, der weiter unten wartete.
    »Kümmert euch um Ralf!«, rief er noch, bevor er von den Wachen hineingestoßen wurde. Der Wagen rumpelte davon, Soldaten und Wachleute marschierten hinterher. Die Kinder konnten nichts tun, als ihnen fassungslos nachzuschauen.
    »Wir sollten zu Mama gehen«, schluchzte Lulu.
    »Glaubst du wirklich, dass das eine gute Idee wäre?«, fragte Rafaela.
    Lulu zog die Schultern hoch und schniefte. »Nein«, meinte sie dann. »Sie hat Sorgen genug. Aber wir müssen das Amulett suchen und es Damiano bringen.«
    »Und wie sollen wir das anstellen?«
    Manfredo mischte sich ein: »Der Felsenkerker ist ein furchtbarer Ort. Es ist wirklich ein Felsen, ein ausgehöhlter, felsiger Berg. In der Mitte hängen die Käfige für Magier und Hexen, die sind von der Hexenpolizei mit einem Bann gesichert. Außen am Berg liegen die Kerkerzellen für die gewöhnlichen Verbrecher. Die sind zwar nicht durch einen Bann gesperrt, aber es kommt trotzdem keiner hinein und erst recht niemand wieder hinaus. Doch manche Wärter sind bestechlich, das heißt, sie nehmen Geld und versprechen Vergünstigungen, wie zum Beispiel einem Gefangenen etwas zu bringen. Habt ihr Geld?«
    Lulu und Rafaela nickten.
    »Dann würde ich es an eurer Stelle so versuchen. Bietet den Wärtern Geld an.«
    »Tun die Wärter dann auch, was sie versprochen haben?«, fragte Lulu.
    Manfredo zog ein Gesicht. »Es kommt drauf an. Manche Wärter halten ihr Versprechen, andere nicht. Aber wie soll euer Bruder sonst an das Amulett kommen? Die Fenster könnt ihr vergessen. Sie sind klein und liegen sehr weit oben. Der Wind braust durch, sonst nichts, höchstens vielleicht die Krähen, die immer um den Berg rumflattern und den Gefangenen ihr bisschen Essen wegpicken oder noch Schlimmeres.«
    »Ach!«, sagte Lulu und tauschte einen Blick mit Rafaela. Ein Plan entstand in ihren Köpfen oder, besser gesagt, die Ahnung eines Plans.
    »Sag mal, Manfredo, woher weißt du eigentlich so viel über den Felsenkerker?«, fragte Wanda.
    Manfredo druckste herum, die Mädchen warteten seine Antwort nicht ab. Sie liefen hinauf in Graviatas Schlafzimmer, öffneten die kleine Schatztruhe ihrer Mutter und stopften sich die Taschen mit Goldmünzen voll. Das konnte nicht schaden, fanden sie. Falls ihr Plan versagte,

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