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Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman

Titel: Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette John
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von Weitem, Haus und Garten aber wurden von ihnen gebilligt. Sie segelten über das Gelände und ließen sich zufrieden auf dem Dach der baufälligen Scheune nieder.
    »Da könnte ich den Wagen und die Pferde unterstellen«, überlegte Churro.
    »Vielleicht sollten wir erst mal fragen«, meinte Rafaela. Sie zeigte auf eine Tür an der Hinterfront, die ein wenig offen stand. Noch immer antwortete niemand auf ihr Klopfen, so gingen sie einfach hinein und fanden sich in einer kühlen, düsteren Küche wieder. Es roch nach kaltem Rauch und Kohlsuppe und nach etwas anderem, das schwer zu definieren war, nach feuchtem Keller vielleicht, irgendwie modrig. Lulu knurrte der Magen, obwohl sie Kohlsuppe hasste. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie zuletzt etwas gegessen hatte.
    Neugierig und ein bisschen ängstlich schauten sie sich um. Das Feuer im Kamin war erloschen, im Spülstein wie auf dem Tisch stapelten sich gebrauchte Teller, Näpfe und Töpfe. Der Fußboden war schmierig, ihre Schuhsohlen machten bei jedem Schritt ein schmatzendes Geräusch. Wer auch immer hier wohnte, hielt nicht viel vom Saubermachen. Und er war nicht zu Hause. Oder doch? Ein leises Geräusch kam aus der Ecke der Ofenbank, irgendetwas zwischen Schlürfen, Brabbeln und Schmatzen.
    »Isch gut«, nuschelte eine Stimme, brüchig wie gebackener Sand. In der dunkelsten Ecke, auf einem Bänkchen hinter dem Kamin, kauerte eine Gestalt. Es war eine Frau, eine uralte Frau, so alt wie das Haus, eher noch älter. Alles an ihr war grau, sie verschmolz fast mit dem grauen Stein der Wand und dem Ruß des Kamins, fast hätte man glauben können, das Haus spräche selbst. In ihren zittternden, verkrümmten Händen hielt sie eine Suppenschale. Kohlsuppe schien darin zu sein, denn Rinnsale davon liefen ihr übers Kinn, vermischten sich mit Spuckefäden, Fetzchen von zerkochten Kohlblättern klebten in den tiefen Falten um ihren Mund. Kein schöner Anblick. Lulu mochte gar nicht hinschauen und ihr Hunger war blitzartig vergangen.
    Doch Churro blieb höflich. »Guten Abend, Mütterchen«, grüßte er. »Könnte ich wohl meine Pferde und den Wagen draußen in der alten Scheune unterstellen, während wir auf den Hausherrn warten?«
    »Isch gut«, brabbelte die Alte mit ihrer Sandstimme. »Willschu auch?« Sie schien ihm die Schale reichen zu wollen, doch weil ihre Hände so zitterten, schwappte ein Teil des Inhalts über den Rand und sammelte sich in wässrig grünen Pfützen auf dem Stoff ihres Kleides.
    »Scho ein Mischt!«, jammerte sie.
    »Braucht Ihr Hilfe, Mütterchen?«, fragte Churro.
    Lulu überlegte, wie diese Hilfe wohl aussehen sollte. Dachte Churro, dass sie die Alte füttern sollten? Also sie würde das ganz bestimmt nicht tun. Angestrengt blinzelte sie am Gesicht der Frau vorbei, um die Spuckefäden nicht länger sehen zu müssen.
    »Hm«, sagte die Greisin und ihr Kopf sank nach vorne, reglos saß sie da. Einen schrecklichen Augenblick lang dachte Lulu, die Alte wäre gestorben, und fühlte sich schlecht, weil sie sich nicht hatte überwinden können, nett zu ihr zu sein, aber dann begannen sich die Schultern der Greisin zu heben, und ein zittriger Schnarcher zeigte an, dass sie bloß eingeschlafen war. Churro trat zu ihr hin, löste sanft die Schale aus ihren Händen und stellte sie auf die Ofenbank.
    Leise verließen sie die Küche und machten sich auf die Suche nach dem Hausherrn. Er war nicht da. Allzu enttäuscht darüber waren sie nicht, im Gegenteil, eigentlich waren sie erleichtert, dass sie noch eine kleine Frist hatten, bis sie einem fremden Gelehrten erklären mussten, warum sie in sein Haus eingedrungen waren und warum er sie bei sich aufnehmen und vor den Wachsoldaten verstecken sollte. Schließlich ließen sie sich im großen Vorderzimmer nieder, irgendwo mussten sie ja bleiben, während sie warteten. Durch die Fenster konnten sie den Wagen und die Pferde sehen, eins der Pferde äpfelte gerade auf den Plattenweg.
    Das Zimmer war ein Studierzimmer, es entsprach allem, was Lulu je über Studierzimmer gehört hatte. Überall lagen Bücher, auf dem Boden, auf den Sesseln, auf dem Sofa, neben dem Sofa, auf dem riesigen Schreibtisch vor dem Fenster zusammen mit Tintenfässern, Federhaltern, Notizzetteln, Kladden, Glasphiolen, Kerzen, Flaschen mit Pülverchen und bunten Flüssigkeiten, bauchigen Metallgefäßen, einem Gerät, das wie ein Petroleumbrenner aussah. Graviata hatte auch solche Sachen in ihrem Labor gehabt. Aber natürlich kein

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