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Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman

Titel: Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette John
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für eine Gemeinheit! Was für eine bodenlose Gemeinheit! Clarisse brauchte sich nicht mal die Mühe zu machen, das Mädchen umzubringen. Sie lässt sie ruhig hier rumkriechen in all ihrem Dreck und Elend, niemand hört auf ihr verrücktes Gebrabbel.Und der Winter hätte ihr den Rest gegeben.«
    »Und währenddessen sitzt Clarisse im Palast wie die Made im Speck. Der Kronprinz liebt sie und ist ihr vermutlich unendlich dankbar, dass sie die Verlobung nicht löst, obwohl er so verunstaltet ist. Bald wird er sie heiraten und irgendwann wird dieses böse Biest unsere Königin.«
    »Eure Mutter hat die Schuld dafür bekommen und verfault im Felsenkerker. Das nenne ich einen geglückten Rachefeldzug!«
    »Nicht ganz«, sagte Lulu. »Wir sind noch da. Wir kennen jetzt die Wahrheit. Und Ellwin auch.« Ihre Augen funkelten. »Er hatte von Anfang an recht. Alles wies auf die Verlobte des Prinzen hin. Wir waren schon mal ganz nah dran!«
    »Seht mal da rüber«, sagte Rafaela.
    Die Alte hatte ihren einzigen Stuhl von den Lumpen befreit und sich darauf niedergelassen. Bumbum stand vor ihr, die beiden tranken Tee aus unsichtbaren Tassen und unterhielten sich.
    »Isch hab ein Ferd«, brabbelte die Alte. »Esch heischt Schauschewind. Ischt aber gansch lieb. Auch schu kleinen Kindern. Wenn du willsch, kannschu mal drauf reiten.«
    Bumbum hörte ihr mit ernstem Gesicht zu und führte hin und wieder die unsichtbare Tasse zum Schnabel seiner Ente.
    »Un ein Falken hab isch auch«, fuhr die Alte fort. »Er heischt Bravo. Aber er isch fort. Un Schauschewind auch. Wo isch Bravo? Wo isch Schauschewind?«
    »Bumbum«, sagte Bumbum ratlos.
    »Das halt ich nicht aus«, sagte Damiano und stapfte aus der Hütte. Die anderen folgten ihm zögernd. Draußen standen sie in der Nachmittagssonne und beratschlagten.
    »Es würde gut passen«, überlegte Rafaela.
    »Es würde verdammt noch mal verdammt gut passen«, fluchte Damiano.
    »Clarisse muss den Tausch im Sommer vorgenommen haben, als wir alle noch im Wald wohnten. Seitdem ist sie Anassia Bolin und kann eine Gemeinheit nach der anderen begehen. Niemand verdächtigt sie. Das Einzige, was sie beachten muss, ist, dass sie nicht mit einer anderen Hexe oder gar mit der Hexenpolizei zusammentrifft.«
    »Also müssen wir zur Hexenpolizei gehen und die ganze Geschichte melden. Dann kommt Mama frei.«
    Damiano schauderte. »Stell dir das mal bloß nicht so einfach vor. Die von der Hexenpolizei sind grässlich.«
    »Was jetzt?«, fragte Wanda.
    »Lasst uns noch mal hinauf zum Turm gehen«, schlug Lulu vor. »Ich hatte gestern so ein komisches Gefühl, als ich in der Höhle stand. Wir sollten da noch mal reinschaun.«
    Sie marschierten los. Erst als sie schon einige Schritte gegangen waren, merkten sie, dass jemand ungeschickt hinter ihnen herstrebte. Es war die Alte.
    »Nehm misch mit«, keuchte sie völlig außer Atem. »Will nisch alleine schein!«
    Natürlich nahmen sie sie mit. Sie hatten nicht das Herz, sie zurückzulassen. Aber der Aufstieg mit ihr gestaltete sich schwierig. Der Weg war nicht steil, doch holprig, voller Wasserrinnen, schlüpfriger Steine und Dornenranken. Sie stützten die Greisin, zogen sie, trugen sie sogar ein Stück. Lulu, Bumbum und der eifrige Ralf krabbelten vorneweg und räumten größere Steine und Ranken aus dem Weg. Außerdem konzentrierte sich Lulu mit all ihrer Kraft darauf, dass dem uralten Körper nichts geschah. Sie wusste nicht, ob so was half, Gedankenkonzentration, doch sie wollte unter keinen Umständen etwas unversucht lassen. Es wäre schrecklich, wenn die Alte sterben würde, gerade jetzt, wo sich ein Fünkchen Hoffnung für sie zeigte. Zwar war es Clarisses Körper, aber wenn er starb, würde Anassias Geist, der in ihm gefangen war, ebenfalls sterben.
    Als sie endlich vor dem Turm standen, waren sie erschöpft und ließen sich auf ein paar moosige Steine sinken. Da erst hörte Lulu die Krähen. Sie hörte Corinas Rufen, und gleichzeitig wusste sie, dass sie es schon eine ganze Weile gehört hatte, ohne darauf zu achten. Corinas Ruf klang dringlich, es war eine Warnung! Verstört schaute Lulu auf. Keine Spur von den Krähen, sie waren noch nicht zu sehen, doch über ihnen, hoch oben im klaren Herbsthimmel, schwebte der Falke und schrie seinen triumphierenden Schrei! Er hatte sich nicht länger zum Narren halten lassen, er war zurückgekommen.
    »Wir müssen weg!«, schrie Lulu. »Los, da hinein in die Höhle!«
    Zum Glück verstanden die anderen schnell und

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