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Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman

Titel: Das Geheimnis des Rosenhauses - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette John
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der Höhleneingang war nah. Sie zwängten sich in die Höhle, kauerten auf dem felsigen Boden. Die Alte hatten sie mit sich gezogen, gegen ihren Willen.
    »Daschisch Bravo«, jammerte sie. »Mein Falke, mein Bravo! Isch will schu Bravo!« Die Kinder hatten Mühe, sie zu beruhigen. Wie ein trotziges kleines Mädchen versuchte sie immer wieder, sich aus ihrem Griff zu befreien und aus der Höhle zu entwischen.
    »Der Falke gehört jetzt Clarisse«, erklärte Lulu. »Er ist nicht mehr dein treuer Bravo. Clarisse hat ihn verhext!«
    Vermutlich verstand die Alte kein Wort. Sie war erschöpft, ihr Kopf sank nach vorne und sie schlief ein. Damiano packte sie vorsichtig unter den Achseln und zog sie ein Stück zurück, sodass sie mit dem Rücken an der Steinwand lehnte.
    Sie sahen sich in ihrem Versteck um. Die Höhle schien aus einem Rest des Turmkellers zu bestehen, ein Steinbogen war erhalten geblieben und stützte ein Stück rissigen Gewölbes. Wo es endete, bildeten Brombeerranken und überhängendes Erdreich die Höhlendecke. Darunter lauerte das Loch mit seiner Tiefe und seinem modrigen Geruch und mit noch etwas anderem, das nicht in Worte zu fassen war und das dennoch alle fühlten. Die Kinder kauerten sich um ihre alte Schutzbefohlene herum und versuchten, nicht hinüberzuschauen zu dem Loch, auch nicht zu dem losen Erdreich darüber und zu der Gewölbedecke über ihren Köpfen. Die Mauern waren uralt und porös, Salpeter wuchs daran und bei jeder Bewegung rieselte er von oben auf sie herab.
    »Die Höhle steht schon lange, sie wird nicht gerade jetzt einstürzen«, beteuerte Damiano voll bemühter Zuversicht.
    »Hat er uns gesehen?«, fragte Rafaela mit einer Kopfbewegung nach oben.
    Lulu zog ratlos die Schultern hoch. »Ich weiß nicht, wie lange er schon lauert. Corina hat versucht, mich zu warnen, aber ich habe sie nicht gehört. – Ich war zu sehr in Gedanken«, fügte sie unglücklich und schuldbewusst hinzu.
    »Mist! Jetzt sitzen wir in der Falle, weil du nicht aufgepasst hast!«, schimpfte Wanda.
    »Als ob du noch nie einen Fehler gemacht hättest«, fauchte Rafaela sie an.
    »Ich bin ja auch kein allwissendes Hexenkind!«
    »Hört auf zu zanken«, sagte Damiano. »Das hilft uns nicht weiter. Außerdem rieselt von da oben mehr Zeug auf uns runter, je lauter wir sprechen!« Die Mädchen verstummten.
    »Wo ist Corina jetzt?«, fragte Damiano.
    »Nicht weit, glaub ich«, schniefte Lulu. »Sie versteckt sich mit ihrer Bande in einem Wald hier in der Nähe.«
    »Sag ihr, sie soll vorsichtig zu Ellwins Haus fliegen. Wenn die Männer heimkommen und die Krähen sehen, werden sie wissen, was geschehen ist.«
    Lulu nickte.
    »Und was tun wir in der Zwischenzeit?«, fragte Wanda.
    »Wir warten«, antwortete Damiano, »und hoffen, dass das Mistvieh uns nicht gesehen hat.«
    »Ischt kein Mischtvieh«, nuschelte die Alte, die wieder erwacht war.
    »Wenigstens«, meinte Rafaela, »können wir jetzt sicher sein, dass unser Verdacht richtig ist. Sie hat ihren Falken wiedererkannt. Clarisse hat ihr auch den gestohlen.«
    »Wenn ich nur wüsste, wie Mama da hineinpasst«, überlegte Lulu. »Und der Fluch. Vielleicht hat das alles gar nichts miteinander zu tun.«
    »Träum weiter«, höhnte Wanda.
    Lulu antwortete nicht. Sie wälzte sich auf den Bauch und robbte an den Rand des Lochs. Kälte und Feuchtigkeit und Modergestank wehten zu ihr herauf. Damiano näherte sich dem Loch auf dieselbe Weise. Er löste seinen Gürtel, wühlte ein Feuerzeug aus seiner Hosentasche, zündete es an und ließ es am Gürtel in das Loch hinab. Die winzige Flamme beleuchtete ein kleines Stück bodenloser Schwärze. Doch unmittelbar unter ihnen, gar nicht so sehr tief, ragte ein schmaler Felsvorsprung waagerecht in den Abgrund. Zusammengerollte Seile lagen darauf, ein rostiges Rad, eine zerbrochene Stange und etwas, das golden glänzte, vielleicht eine kleine Kiste.
    »Merkwürdig«, murmelte Damiano. »Ich glaube fast, wir haben den Platz gefunden, an dem Clarisse all die Jahre gelegen hat, verdeckt von Dreck und Schutt. Dann ist sie aufgewacht, hat den ganzen Schutt in den Abgrund gewälzt und ist heraufgekrochen.«
    Wanda und Rafaela robbten ebenfalls heran.
    »Beim Hochkriechen hatte sie Hilfe«, sagte Wanda und zeigte auf die Seile und das andere Zeug. »Sieht aus wie ein kaputter Flaschenzug.«
    »Das, was da so golden glänzt, ist das ein Kistchen?«, fragte Rafaela.
    »Vielleicht ein Schatz«, sagte Wanda.
    »Mist, dass die Seile unten

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