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Das Geheimnis des Scriptors

Das Geheimnis des Scriptors

Titel: Das Geheimnis des Scriptors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Aufmacher im Anzeiger. «
    »Versuch es nicht mal. Ich bin der Mann im Haus. Die Scheidung ist meine Sache. Ich kümmere mich um die juristischen Feinheiten.«
    »Mach mit den Feinheiten, was du willst«, schnaubte Helena. »Vergiss nicht, dass ich mich um die Finanzen kümmere.«
    »Das mag ja sein, aber rechne nicht mit einer großzügigen Abfindung!«
    Wir funkelten uns immer noch an. Ich bildete mir ein, dass es ein anderes Funkeln war.
    »Also, erkaufst du dir jetzt meine Vergebung damit, mir zu erzählen, wo sie abgestiegen sind?« Als keine Reaktion kam, hakte ich nach: »Holconius und Mutatus.«
    »Wieso nimmst du an, dass ich weiß, wo sie sind?«
    »Helena Justina, du bist der beste Partner, den ich haben könnte. Du bist tüchtig, weitblickend und, obwohl du das abstreiten wirst, herrisch. Du hast es gegenüber Rubella nicht erwähnt, aber ich weiß, Helena, dass du sie nach ihrer Adresse gefragt hast.«
    Sie wusste die Adresse und sagte sie mir. Dann stritt sie ab, herrisch zu sein.
    Ich dankte ihr mit ernster Miene. »Sei beruhigt, Liebling, das ist nur der erste Schritt. Ich will bloß die Situation ausloten. Es wird überhaupt nicht gefährlich sein. Ich gehe jetzt. Bekomme ich einen Kuss?« Helena schüttelte den Kopf, also küsste ich sie, sehr fest. Wir schauten einander an, dann ging ich.

    Ich kehrte zu Helena zurück. Sie stand immer noch dort, wo ich sie verlassen hatte, im Schatten des Tordurchgangs. Sie wirkte aufgewühlt. Ich konnte das gut verstehen, denn mir ging es genauso.
    »Komm mit.«
    »Dafür brauchst du mich nicht.«
    »Nein. Aber komm trotzdem mit.«
    »Sehr großzügig von dir, mir das zu erlauben.«
    »Das stimmt«, sagte ich. Ich zog ihre Hand in meine Armbeuge und hielt sie dort fest. »Ich werde alt und lasse mich leicht übertölpeln. Trotzdem sollte ich noch in der Lage sein, mit zwei Scriptoren vom Anzeiger zu reden. Aber auf diese Weise kann ich dich als Schild benutzen, wenn ich in Gefahr gerate.«

XLIV
    H olconius und Mutatus saßen missmutig in ihrem Pensionszimmer. Zwischen ihnen, sorgfältig auf einem Mantel ausgebreitet, lag ein ausgewickelter Imbiss, der aussah, als hätten sie ihn aus Rom mitgebracht. Sie hatten ihn ordentlich in zwei Portionen geteilt, schienen aber zu entmutigt, ihn zu essen. Ich stellte Helena vor, als hätte ich vergessen, dass die beiden sie an diesem Morgen bereits getroffen hatten. Nachdenklich musterten wir sie – zwei hagere Freigelassene mittleren Alters mit ausgezeichneter lateinischer Aussprache und Grammatik und vermutlich ebenso bewandert in Griechisch, zwei weltkluge, belesene Männer, die sich außerhalb ihrer natürlichen Umgebung unwohl zu fühlen schienen.
    »Marcus hatte gehört, Sie wären beide in Urlaub«, sagte Helena und setzte sich. Während sie ihre Röcke um sich breitete und ihre Armreifen zurechtrückte, schüttelte Mutatus mit einer schnellen, nervösen Geste den Kopf.
    »Wegen unserer Zuständigkeitsbereiche sind wir in Notfällen immer erreichbar.«
    Ich fragte mich, ob Diocles zu genauso einem kahlköpfigen, verwirrt schauenden Sonderling geworden war. Irgendwie glaubte ich das nicht. Der Vermisste hatte regelmäßig über weltliche Dinge berichtet, war gereist und konnte seine Arbeitskraft in unterschiedlichen Gewerben anbieten. Diocles war unzuverlässig, und er trank. Er besaß ein Schwert. Der Mann hätte Privatermittler sein können – wäre er fähig gewesen, eine vernünftige Waffe zu wählen.
    Holconius und Mutatus sahen nicht wie Männer aus, die Schwerter mitgebracht hatten. Ich bezweifelte, dass sie welche besaßen. Auch konnte ich sie mir nicht als Familienväter vorstellen. Beide hatten die engstirnige, besessene Haltung von Experten. Junggesellen oder Männer mit beschränkten Frauen, von denen erwartet wurde, dass sie die Bildung und Intelligenz ihrer Männer aus dem Hintergrund bewunderten. Holconius, der Ältere, trug eine weiße, leicht cremefarben wirkende Tunika, Mutatus ebenfalls eine weiße mit gräulichem Schimmer. Ansonsten passten sie so gut zusammen wie zwei gleichartige Beistelltische.
    »Wollen Sie die Lösegeldforderung sehen, Falco?«, fragte Holconius.
    »Immer mit der Ruhe. Es stimmt, dass in Ostia ein Entführerring betrieben wird – und Diocles ist möglicherweise darüber gestolpert. Aber meine erste Erwägung, wenn so eine Lösegeldforderung überbracht wird, besteht darin, ob sie echt ist.«
    »Echt?« Sie schauten verblüfft. Holconius schnaubte: »Warum sollten Sie das

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