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Das Geheimnis des Scriptors

Das Geheimnis des Scriptors

Titel: Das Geheimnis des Scriptors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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und tötet, aber ihr haltet nur ihre weibliche Helferin fest!«
    Als sie knurrend davonstürmte, stieß einer der Vigiles im Innern des Torhauses einen Schrei aus. Eine kleine Gestalt schoss heraus, tauchte unter Fusculus weg und flitzte die Straße hinauf – Zeno. Keiner machte Anstalten, ihn einzufangen, und er verschwand außer Sichtweite.

XLII
    G enerälen die Führung auf dem Schlachtfeld zu überlassen birgt diverse Probleme in sich. Vor allem achten sie zu sehr auf ihr Budget.
    Marcus Rubella, der Tribun der Vierten Kohorte der Vigiles, war wild entschlossen, die Entführungen von Ostia vor den rivalisierenden Einheiten zu lösen. Doch er war bereits gezwungen worden, ein leichtes Abendessen und die Latrinenreinigung für dreißig unerwartete Gefangene zu berappen. Als ihm aufging, dass er nun zwischen einem Frühstück für sie und dem üblichen Saturnalien-Gelage für seine Männer im nächsten Dezember wählen musste, gab es da kein Vertun. Der Gedanke, dass die Piraten am Abend auf Kosten eines neuen Kandelabers für sein römisches Büro speisen würden, gab den endgültigen Ausschlag.
    Er hatte sein Herz an die verbesserte Beleuchtung gehängt und einen vierarmigen Standleuchter aus unechter Bronze mit ionischer Spitze entdeckt, der ihm ausnehmend gut gefiel. Also überflog Rubella seine mageren Verhörnotizen, sah, dass es verdammt wenig Chancen gab, Anklage zu erheben, und ließ die Kilikier frei.
    Nun darf man nicht denken, dass Rubella dumm war. Oder korrupt (höchstwahrscheinlich nicht).
    Sein Hirn arbeitete laut Petronius Longus nach anderen Prinzipien als das normaler Menschen, aber Hirn war auf jeden Fall vorhanden unter diesem kurzgeschorenen unauffälligen Schädel. Ja, Petro versuchte sogar regelmäßig Scythax, den Arzt der Vigiles, davon zu überzeugen, dass das Hirn von Marcus Rubella gewartet werden musste, indem man für Inspektionszwecke ein Loch in seinen Schädel bohrte.
    Eine Trepanation wäre eine gute Idee für die normalerweise verordneten Zwecke – den Druck zu vermindern. Rubella dachte gerne. Das war wohlbekannt. Er verbrachte lange Stunden in seinem Büro auf dem Aventin und tat anscheinend nichts, aber wenn er sich in seltenen Momenten Menschen anvertraute, behauptete er, seine Methode als Kohortenkommandeur bestehe darin, das Denken zu übernehmen, das andere unterließen. Laut Rubella (und Petronius hatte bei einem der legendären Saturnalien-Trinkgelage der Kohorte das zweifelhafte Glück gehabt, einer langatmigen Ausführung dieser Theorie lauschen zu dürfen) befähigte ihn diese Methode der Führerschaft, Probleme vorherzusehen, kriminelle Tendenzen vorauszuahnen und ausgeklügelte Hinterhalte zu legen, die andere Kohortenkommandeure mit ihren weniger intellektuellen Methoden nie zustande bringen würden.
    Daher wurden wir am nächsten sonnigen Vormittag, während viele der Vigiles über das dämliche Vorgehen ihres Anführers verzweifelten, darüber informiert, dass Marcus Rubella einen pfiffigen Plan gehabt hatte, als er die Kilikier gehen ließ. Dieser Plan war ausgeheckt worden aufgrund der Nachforschungen, die Rubella in den wenigen Tagen zwischen meinem Besuch in Rom und der Ankunft mit seinen Männern in Ostia angestellt hatte. Um in Sachen Überlistung von Piraten oder Piraten-Nachfahren oder Ex-Piraten beruflich an der Spitze zu bleiben, war dieser denkende Mann in eine Bibliothek gegangen und hatte sich ein paar Schriftrollen ausgeliehen. Der Kohortentribun war jetzt ein Experte für kilikische Gewohnheiten und kilikische Denkweise.
    »Zum Hades mit Gewohnheiten«, murmelte Lucius Petronius, der kein Anhänger literarischer Nachforschungen war, wenn es um Männer ging, die ihre Verbündeten auf einsamen Salzmarschen erwürgten. »Ich will die Dreckskerle an Kreuzen hängen sehen, wo sie kein Unheil mehr anrichten können.«
    »Das will ich auch«, sagte Rubella (der außer einem arbeitenden Hirn unter dem Bürstenhaarschnitt auch noch zwei große Ohren hatte, in herkömmlicher Weise zu beiden Seiten des Kopfes angebracht und so spitz wie die einer Fledermaus). »Hören Sie auf, mit Falco zu flüstern wie ein Schuljunge in der letzten Bank. Und was macht der verdammte Falco überhaupt bei meiner morgendlichen Einsatzbesprechung?«
    Alle schauten mich an. Die Vigiles waren äußerst niedergeschlagen, und daher kam es ihnen gerade recht, auf mir herumzuhacken. Für gewöhnlich waren sie freundlich, doch in diesem Moment hätten sie mich am liebsten leicht

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