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Das Geheimnis des Scriptors

Das Geheimnis des Scriptors

Titel: Das Geheimnis des Scriptors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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geröstet auf einem Brötchen mit einem pikanten Spritzer Fischsoße verspeist.
    Ich erklärte auf meine sanfte Privatermittlerart, dass ich in der Kaserne vorbeigekommen sei, um mich zu erkundigen, welche Fortschritte – so es die gab – entweder bei der Aufklärung der Entführungen oder der Ermordung von Theopompus gemacht worden seien. Rubella sagte, ich solle mich verpissen. Das hatte ich erwartet. Er besaß nur ein begrenztes Repertoire. Ich machte mich langsam davon, aber als er wieder zu reden begann, blieb ich stehen. Ermittler haben ebenfalls ihre Traditionen. Bei Einsatzbesprechungen rumzulungern, bei denen sie nicht erwünscht sind, ist eine davon.
    »Ihr alle mögt wohl alle denken, ich sei nun ganz verrückt geworden …« Pflichtschuldig schauten Rubellas Männer so, als dächten sie: Aber nicht doch, Tribun. Ich dachte, wie froh ich war, keiner seiner Männer zu sein. »Vertraut mir. Ich habe die richtigen Hausaufgaben gemacht. Eines müsst ihr über die Kilikier wissen: Sie erweisen ihren Ältesten großen Respekt. Ihre obersten Anführer werden tyrannikoi genannt – das ist ein griechisches Konzept und entspricht etwa einem örtlichen König. Wir Römer betrachten Tyrannen natürlich in einem etwas anderen Licht …«
    Inzwischen waren wir alle der Ansicht, dass Rubella endgültig verrückt geworden war. »Ob sie nun an Bord eines Schiffes sind, wo sie ihren Kapitän wählen, oder an Land, wo ihre Anführer territorialer sind, stets werden die ältesten Tyrannen am meisten verehrt. Wir haben zufällig einen in Gewahrsam, der ungefähr so alt ist, wie man werden kann. Daher vertraut mir, auch wenn es so aussehen mag, als hätte ich mit der Freilassung der anderen einen Fehler begangen. Ich habe den Kerl zurückbehalten, auf den es ankommt. Wir haben Damagoras nach wie vor in Gewahrsam.«
    Jemand jubelte. Rubella merkte, wenn er verarscht wurde. Er warf böse Blicke – aus Prinzip auf mich, obwohl ich nicht der Übeltäter war.
    Petronius sagte unverblümt: »Damagoras behauptet, er wäre im Ruhestand.«
    »Und alle anderen behaupten, unschuldig zu sein!«, gab Rubella zurück. »Denen glaube ich auch nicht, Lucius Petronius.«
    Petro schniefte, musste ihm diesen Punkt aber zugestehen.
    »Mir gefällt die Raffiniertheit des Ganzen«, gratulierte Rubella sich selbst. »Die Leute, die Geiseln nehmen, haben es jetzt selber mit einer Geisel zu tun. Damagoras sitzt hier als Pfand für ihr gutes Benehmen fest. Ein Ausrutscher, und ihr verehrter Anführer ist dran.« Rubella bedachte uns mit einem huldvollen Lächeln. »Und damit wir sie wiederfinden können, habe ich sie alle angewiesen, die Stadt nicht zu verlassen.«
    Nun, das war ja beruhigend.

    Wenn die Kilikier die Stadt verließen, wäre Rubellas Vorgehen natürlich in einer Hinsicht gerechtfertigt – die Entführungen würden aufhören. Dann wäre der Tribun in der Lage zu behaupten, er hätte einen Entführerring unter Einsatz minimaler Arbeitskraft und mit geringer Auswirkung auf das Budget ausgelöscht. So oder so würde Damagoras’ Aufenthalt wenig kosten. Nachdem er jetzt Leute draußen hatte, schickten sie ihm täglich Verpflegung. Der Piratenanführer würde im Luxus leben, mit dem einzigen Nachteil, seine Zelle nicht verlassen zu dürfen. Allerdings war es bereits eine wunderschön ausgestattete Zelle.
    Zu Rubellas Pech traf fast sofort der Beweis ein, dass die Entführungen fortgesetzt werden würden. Während wir noch bei der Einsatzbesprechung waren, kam Helena hereingestürzt, um mir eine erschreckende Nachricht zu überbringen. Holconius und Mutatus, die beiden Scriptoren, die mich beauftragt hatten, waren gerade aus Rom eingetroffen, um meinen Rat zu erbitten. Der Tagesanzeiger hatte einen Brief bekommen, in dem stand, Entführer hätten Diocles geschnappt und ihn nach Sardinien verschleppt. Inzwischen hätten sie ihn nach Ostia zurückgebracht und verlangten ein hohes Lösegeld. Sie befahlen den Scriptoren, niemandem von der Lösegeldforderung zu erzählen und die Vigiles nicht mit einzubeziehen.
    »Trotzdem haben Sie das gerade getan«, höhnte Rubella.
    »Mir schien es unabdingbar, dass Sie Bescheid wissen«, erwiderte Helena, der es gerade noch gelang, sich im Zaum zu halten. »Das ist die Chance, ihnen aufzulauern und die Anführer zu schnappen, wenn das Lösegeld übergeben wird.«
    Ein Hinterhalt! Marcus Rubella, der denkende Kommandeur, war jetzt ein glücklicher Tribun.

XLIII
    R ubella mochte gut aufgelegt sein,

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