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Das Geheimnis des Scriptors

Das Geheimnis des Scriptors

Titel: Das Geheimnis des Scriptors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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ich war verärgert.
    »Helena Justina, würdest du mir bitte erklären, warum du das gerade getan hast?«
    Helena straffte die Schultern. Wir waren auf dem Heimweg. Wenn wir uns auf der Straße stritten, bestand stets die Gefahr, dass einer von uns für immer fortgehen würde. (Oder zumindest, bis wir daran dachten, dass der andere glaubte, dieses »für immer« könnte für eine Versöhnungsszene ausreichen.) Wir waren beide eigensinnig. Zwei Kinder, eine adoptierte Waise und eine Hündin zu Hause zu haben machte die Sache etwas komplizierter. Bevor man hochnäsig davonstolzieren konnte, musste man über die Schulter zurückblicken und sich vergewissern, dass der andere heimging, um für die Familie zu sorgen.
    Mittlerweile war ich für so etwas viel zu erwachsen. Ich wollte bleiben und meine Anwesenheit spürbar machen.
    »Du weißt, warum ich das getan habe, Falco.« Wenn sie mich Falco nannte, war sie entschlossen, sich nicht von dem Paterfamilias-Bombast beeindrucken zu lassen. Marcus war größere Lockerheit erlaubt.
    »Entschuldige. Ich habe meinen persönlichen Priester zu Hause gelassen. Deute mir die Omen!«
    »Hör auf, herumzubrüllen.«
    »Wenn ich brülle, glaub mir, junge Frau, dann wirst du das ganz genau wissen.«
    Menschen hatten sich nach uns umgedreht. Ich hatte meine Stimme sicherlich nicht mehr erhoben, als es der Anlass gebot. Helena ging weiter. Irgendein Idiot musste sich einmischen, um die ehrbar in eine Stola gewickelte Matrone zu fragen, ob dieser unerfreuliche Kerl sie belästige. Helena sagte ja. »Keine Sorge, er ist mein Ehemann.«
    »Oh, tut mir leid! Haben Sie schon an Scheidung gedacht?«
    »Ständig«, antwortete Helena.

    Wir gingen weiter. Ich kaute an meinem Daumen. Allzu schnell erreichten wir den Eingang zum Hof unserer Wohnung. Wir blieben stehen.
    »Jetzt erklär es mir. Wir streiten uns nicht vor den Kindern.«
    »Falsch, Falco. Jedenfalls«, sagte Helena mit erstickter Stimme, »halte ich es für das Beste, wenn ich entscheide, was mit den Kindern geschehen soll. Ich bin diejenige, auf die sie angewiesen sind, da … Ich werde dir sagen, warum ich zu den Vigiles gegangen bin. Aus zwei Gründen, genau genommen. Zum einen habe ich ehrlich das Gefühl, dass es von Mutatus und Holconius falsch war, sich nicht an die Gesetzeshüter zu wenden. Und zum anderen, was wäre passiert, wenn ich ihnen gestattet hätte, sich einfach nur privat mit dir zu treffen, Marcus? Du weißt es so gut wie ich. Du hättest die Sache auf dich genommen, und du hättest das ganz alleine getan. Aulus ist fortgesegelt, Quintus kriegt sich wegen seines neugeborenen Sohnes nicht mehr ein, du hättest Petronius nicht erzählen wollen, was du vorhast – also hättest du mit der Lösegeldforderung fertig werden müssen. Habe ich recht?«
    Ich schwieg. Ich versuchte mir eine alternative Vorgehensweise auszudenken, die ich als meine Wahl darstellen konnte. Mir fiel keine ein.
    »Also hätte ich mal wieder mit der Angst leben müssen, Falco, dass du dich in Gefahr begibst, ganz auf dich gestellt, ohne jede Vernunft …«
    »Ich bin immer vernünftig.«
    »Jetzt nicht.«
    »Doch, ich passe mich an. Ich habe heute nur einen Schock bekommen. Ich dachte, wir wären Partner, du und ich. Wir würden uns bei wichtigen Dingen miteinander beraten …«
    »Du warst nicht da. Diesmal habe ich getan, was ich für richtig hielt. Und ich habe mich entschieden, dich zu retten.«
    »Ich dachte wirklich, ich müsste das nicht ausdrücklich sagen, Helena: Misch dich nicht in meine Arbeit ein!« Das verletzte sie. Ich fand auch, dass es abscheulich klang. Jetzt stritten wir richtig. Ich versuchte abzuschwächen. »Sei doch vernünftig. Ich bin schon allein bei Fällen losgezogen, in all den Jahren, die wir uns kennen …«
    »Sieben«, sagte sie niedergeschlagen.
    »Was?«
    »Sieben Jahre. So lange kenne ich dich. Du könntest in sieben Minuten tot sein, wenn du die falsche Entscheidung triffst, am falschen Ort, ohne Verstärkung …«
    »Gib mir nicht das Gefühl, zu alt dafür zu sein.«
    »Du bist nicht zu alt. Aber du bist auch kein einsamer Wolf mehr, der sein ganzes Herz in einen Auftrag hineinlegt. Du bist ein Familienvater mit einem erfüllten Leben, und du musst dich umgewöhnen.«
    Wir funkelten uns an. So leicht kamen wir da nicht wieder raus. »Sind das deine Gründe für eine Scheidung, Helena?«
    »Nein. Über die Gründe denke ich immer noch nach. Die werden viel saftiger sein. Ich will einen großen

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