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Das Geheimnis des Scriptors

Das Geheimnis des Scriptors

Titel: Das Geheimnis des Scriptors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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zeigte seinen echten Stil nur, wenn er außer Reichweite war. Dann flogen seine Flüche so schnell wie seine verbogenen kleinen Beine.
    »Da du hier alleine sitzt, sind die Witze offensichtlich und derb, Lemnus. Hat er gezahlt?«, fragte ich das Mädchen von der Tür, das immer noch herumlungerte.
    »Er lässt anschreiben.« Sie warf ihr Haar verächtlich zurück, was eine Wolke von Schuppen und billigem Parfum auslöste. Ich ließ sie sehen, wie ich die Münze wegsteckte, und sie kehrte auf ihren Posten zurück. »Nichtsnutz!«, murmelte sie mit finsterem Blick.
    »Ich nehme an, damit bist du gemeint«, teilte ich Lemnus fröhlich mit, woraufhin er aufhörte ein furchtsames Wiesel zu sein, ein Klappmesser aufschnippte und sich auf mich stürzte.
    Ich hatte mit Ärger gerechnet. Mit dem Ellbogen schlug ich ihm den Arm hoch und konnte dem Messer gerade noch ausweichen. Lemnus torkelte aus der Zelle an mir vorbei, aber ich hatte meinen Stiefel auf Knöchelhöhe. Er krachte zu Boden. Ich hätte ihn entwaffnet und überwältigt, doch die Türsteherin war zurückgekehrt und sprang mich an. Sie war immer noch hinter dem halben Denarius her und bereit, dafür zu kämpfen.
    Ich befreite mich von ihrem erstickenden Griff und rammte ihr das Knie in die Weichteile, woraufhin sie sich kreischend zusammenkrümmte. Der Kreter war wieder in höchster Geschwindigkeit abgehauen. Als ich ihm folgte, tauchten Frauen aus allen Richtungen auf. Die Puffmutter hatte recht gehabt, sie waren bestens ausgebildet – darin, mir den Weg zu verstellen. Mit der Schulter stieß ich eine Wüstenprinzessin weg, quetschte ihre bleiche Freundin gegen einen Türpfosten, wehrte eine Furie mit meiner Hüfte ab und die andere mit meinem Unterarm. Lemnus war nach draußen gesaust, und als ich auf den Kai hinausstürzte, war er nicht mehr zu sehen. Männer blickten jedoch in Richtung einer öffentlichen Latrine, als wäre ein Flüchtender darin verschwunden, also rannte ich auch hinein.
    Fünf Männer gönnten sich eine philosophische Pause, alles Fremde, alle mit ihrer Aufgabe beschäftigt. Kein Anzeichen von Lemnus. Kein anderer Ausgang. Es wäre ungehörig gewesen, hineinzurennen und gleich wieder hinaus. Ich nahm Platz. Während ich da auf dem Thron hockte, kam ich leise grummelnd wieder zu Atem. Niemand nahm Notiz davon. Es gibt immer einen Versager, der mit sich selbst redet.
    Wenigstens hatte es einen Vorteil, einen Verdächtigen in einer prachtvollen kaiserlichen Gegend zu jagen. Da Claudius und seine Vorgänger ein menschliches Bedürfnis verspürt haben könnten, während sie die Hafenanlagen inspizierten, war die zwanzigsitzige Latrine durchaus kaisertauglich. Die in Fünfergruppen aufgeteilten Sitzbänke waren mit Marmor verkleidet und hatten die glattestmöglichen Ränder an ihren wunderschön gestalteten Löchern. Der Raum war ein luftiges Rechteck, mit Fenstern an zwei Seiten, damit Passanten hereinschauen und ihre Freunde entdecken konnten. Wenn Lemnus hier hereingekommen war, dann war er vielleicht aus einem Fenster hinausgesprungen. Das Spülwasser floss in Kanälen, die nie überflutet wurden. Es gab jede Menge Schwammstöcke. Ein Sklave wischte die Tropfen und Spritzer auf. Und darüber hinaus trug er auch noch eine saubere Tunika und war diskret in Erwartung von Trinkgeld.
    Die Gespräche der Lastenträger und Negotiatoren waren banal, aber nach einem langen Morgen hatte ich Besseres zu tun, als zu plaudern. Privatschnüffler haben normalerweise kaum die Möglichkeit, sich zu erleichtern. In einem Imperium, das sich seiner erstklassigen Hygiene rühmt, ist das Einhalten körperlicher Bedürfnisse die größte Herausforderung für Männer in meinem Beruf. Wilde Keilereien oder Kreativität beim Erstellen der Steuererklärung walten zu lassen sind im Vergleich dazu ein Kinderspiel.
    Ich saß in Gedanken über die schlechten Aspekte meiner Arbeit versunken da – das traditionelle Sinnieren eines Mannes, der allein eine Latrine betreten hat. Zwei Leute gingen. Zwei neue kamen herein. Plötzlich hörte ich meinen Namen. »Sieh an. Hallo, Falco!« Das war der andere traditionelle Nachteil. Der Idiot, der darauf besteht, mit einem zu reden. Ich blickte auf und sah einen weißhaarigen, ältlichen Korinthenkacker, der äußerst penibel überprüfte, ob sein Sitz sauber und trocken war – Caninus.
    Es war nur natürlich, in Portus dem Schiffszwieback zu begegnen, doch ich war trotzdem verärgert. Wenn Marineangehörige die Möglichkeit

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