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Das Geheimnis des Scriptors

Das Geheimnis des Scriptors

Titel: Das Geheimnis des Scriptors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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vertreten, von Mandeläugigen aus dem Osten über dunkelhäutige Frauenzimmer aus dem Innern Afrikas mit erstaunlichem Busen und Hintern, bis zu einer dürren Gallierin ohne jeglichen Busen, die Fusculus unerwartet in die Eier trat. Sie stanken alle nach Knoblauch und überhäuften uns mit Unflätigkeiten. Einige versuchten es mit dem alten Trick, ihre Kleidung abzuwerfen, um uns aus der Fassung zu bringen – wenn sie denn überhaupt etwas anhatten. Die Puffmutter bezeichnete sich als spanische Tänzerin, konnte aber nie weiter herumgekommen sein als bis zur Porta Romana in Ostia. Da sie ihr horizontales Gewerbe schon seit Jahrzehnten ausübte, hatte sie vermutlich mehr technisches Wissen über Kompasshäuschen und Fockmasten erlangt als die meisten Schiffszimmerleute.
    Der Rausschmeißer, den Ajax neulich so wütend angekläfft hatte, trug eine Tunika, die Gastgeber für den größten Teil der Mottenpopulation von Portus gespielt hatte. Sie wies mehr Löcher als Stoff dazwischen auf. Als er sich bewegte, erwartete ich Wolken kleiner gefiederter Wesen hochflattern zu sehen, als hätten wir eine Fledermaushöhle aufgestört.
    »Warst du jemals in einer Fledermaushöhle, Falco?«, fragte Petro bissig. Ich war ein Freizeitdichter. Er hatte meine phantasiereichen Tendenzen immer missbilligt.
    »Vorstellungsvermögen ist eine seltene Gabe.«
    »Wie wär’s, wenn du die einsetzt, um bei der Abfertigung dieser Schurkenbande zu helfen?«
    Die Puffmutter hatte sich geweigert, mit uns zu sprechen, ein Grundsatz ihres Gewerbes, da sie als Prostituierte und damit gesetzmäßig Ausgestoßene nicht der Jurisdiktion römischer Gesetzesvertreter unterstand. Zumindest stellte sie es so dar. Fusculus argumentierte gegen diese sich selbst in den Schwanz beißende Philosophie mit der scharfsinnigen Wendigkeit und den guten Manieren der Vigiles – er versetzte ihr einen Schwinger aufs Kinn. Das hört sich brutal an, aber bis es dazu kam, hatte er versucht sie hinauszuzerren, und sie stand auf seinem Fuß. Sie wog eine Menge und musste gewusst haben, dass ihre sogenannten spanischen Tanzschuhe eindrucksvoll hohe Absätze hatten.
    Da sie uns die Zusammenarbeit verweigerte, nahm Petronius den Rausschmeißer in die Mangel. Wir wollten von ihm hören, ob irgendwelche der Kunden aus Kilikien stammten. »Oder Illyrien«, fügte ich hinzu. Petro verstärkte die Frage durch manuellen Druck auf bestimmte empfindliche Körperteile des Mannes.
    »Ist das in der Nähe von Agrigentum?« Der Rausschmeißer hatte Übung darin, den Dummen zu spielen, selbst auf die Gefahr hin, Eunuch zu werden. Wir gaben es mit ihm auf. Als Symbol für unser Aufgeben knallte Petronius ihm eine aufs Ohr. Den zuschauenden Kunden erklärte er dann, dass er begierig darauf sei, seine Quetsch- und Schlagtechniken an anderen Teilen der Anatomie auszuprobieren, also könne jeder, der ihm Ärger machen wolle, sich freiwillig melden.
    Das war viel zu hoch für sie, und außerdem waren die meisten Ausländer. Behaupteten sie zumindest. Es stimmte, dass sie alle große Schwierigkeiten hatten, auch nur die Frage nach ihrem Namen und ihrem Lebensunterhalt zu verstehen.
    Petronius Longus ließ die Männer in einer Reihe antreten, bewacht von seiner Truppe, und sagte, er nehme jetzt die Überprüfung vor, ob die Kunden freie römische Bürger oder entlaufene Sklaven seien. Er erklärte, obwohl er Fremdenfeindlichkeit verabscheue, sei er gezwungen, besondere Aufmerksamkeit auf jene zu verwenden, die Ausländer seien. Jeder, der ein Entlaufener zu sein scheine, würde in einen schweren Halskragen gesteckt und ins Gefängnis gesperrt werden, bis eine landesweite Suche nach seinem Herrn durchgeführt worden sei. Wegen starker Arbeitsbelastung gebe es im Moment keine Garantie, wie lange die Suche dauern könne. Aber keine Bange, um sich vom Verdacht zu befreien, brauche jeder nur seine gültige Urkunde römischer Bürgerschaft vorzuzeigen.
    Niemand trägt seine Urkunde bei sich.
    Viele Bürger Roms besitzen eine Geburtsurkunde (oder besaßen sie, als sie geboren und registriert worden waren), freigelassenen Sklaven wird eine Tafel gegeben, und alle ehemaligen Armeeangehörigen bekommen ein Entlassungsdiplom (das wir sorgfältig aufbewahren, falls wir den Vorwurf der Desertion widerlegen müssen). In den Provinzen, aus denen die meisten hier stammten, wird Bürgerschaft lockerer gehandhabt. Die Schar von Seeleuten, Stauern, Negotiatoren und Schnellgerichts-Köchen schaute betreten,

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