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Das Geheimnis des Scriptors

Das Geheimnis des Scriptors

Titel: Das Geheimnis des Scriptors Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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haben, anständige Einrichtungen auf festem Boden zu benutzen, statt ihren Allerwertesten über das Heck eines tänzelnden Schiffes bei heftigem Seegang zu hängen, neigen sie dazu, sich Zeit zu lassen. Caninus sah aus, als wollte er tagelang hierbleiben, und ich saß mit ihm fest.
    Nach der Latrinenetikette konnten sich die anderen Anwesenden nun wieder privater Kontemplation hingeben, während sie mich dafür bedauerten, entdeckt worden zu sein. Ich war gezwungen, mich höflich zu geben. »Caninus! Seien Sie gegrüßt.«
    »Kommen Sie öfter hierher, Falco?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, ist nur ein Durchmarsch.« Das war ein alter Armeewitz, aber die Marine schien ihn auch zu kennen.
    »Soso!«, quakte die nautische Landplage mit einem bedeutungsvollen Blick. »Hatten Sie mit den Aktivitäten heute Morgen in der Pflaumenblüte zu tun, Falco?«
    »Ist vertraulich«, warnte ich, allerdings vergebens.
    »Ja, ich dachte mir schon, dass Sie dabei waren. Eine Lösegeldübergabe, die schiefgegangen ist, soviel ich gehört habe?«
    »Sie müssen Ihre Spitzel an den richtigen Orten haben.«
    »Hing das mit dem Fall zusammen, den Sie erwähnt haben? Dem vermissten Scriptor?«
    »Für Diocles wurde angeblich Lösegeld gefordert.« Ich fand, es konnte keinen Schaden anrichten, das zuzugeben, obwohl die anderen vier anwesenden Männer jetzt aufmerksam zuhörten, während sie das Gegenteil vorgaben. »Ich glaube, es war bloß ein Versuch. Niemand hat ihn entführt. Ich frage mich nur, woher die Spekulanten wussten, dass er verschwunden ist und dass Leute ausreichend besorgt um ihn sind, um auf die Geldforderung einzugehen.«
    »Sie haben mich nach den Kilikiern gefragt«, sagte Caninus. »Traditionelles Verhalten. Sie sitzen in Tavernen und Bordellen und beobachten alles. Genau wie die Piraten früher vorgingen – Neuigkeiten über Schiffe mit wertvoller Ladung aufzuschnappen, denen sie daraufhin aus dem Hafen folgten und sie kaperten.«
    »Jetzt stehen die Dreckskerle an Cauponatresen, halten die Ohren nach vor kurzem gelandeten reichen Männern offen, die Frauen oder Töchter dabeihaben«, stimmte ich zu. Aus professioneller Höflichkeit senkte ich die Stimme. »Sie haben mir beim letzten Mal nicht erzählt, dass Sie vor Anker liegen, um diese Gaunerbande zu verfolgen.«
    »Ach, hab ich das nicht?« Caninus blieb kurz angebunden. »Sie haben nicht erwähnt, dass das Auswirkungen auf Ihren vermissten Scriptor hat.«
    »Das wusste ich nicht.«
    Wir verstummten. Die Änderung im Tempo unserer Unterhaltung gestattete zwei der anderen Männer, ihr Geschäft zu beenden und zu gehen. Die verbliebenen zwei, die sich anscheinend kannten, begannen ein Gespräch über Rennpferde.
    Caninus war sehr freundlich. »Übrigens, Falco, jemand hat mich neulich auf einen Burschen hingewiesen, der angeblich ein Onkel von Ihnen ist.«
    Ich war überrascht zu erfahren, dass man mich in Portus zu kennen schien, oder zu hören, dass mein Familienstammbaum sich als Hafenklatsch eignete. »Sind Sie sicher, dass Sie nicht meinen Vater meinen, Didius Geminus? Der ist doch allgemein als Gauner bekannt.«
    »Der Auktionator?« Ich hatte recht. Jeder kannte Papa, einschließlich Marineschnüfflern. Das war keine Überraschung. Geminus hatte viele windige Geschäfte per Handschlag geregelt. Tatsächlich warf mir einer der Männer, die über Pferde redeten, einen sehr raschen Blick zu und machte sich dann aus dem Staub. Vielleicht war er in eine von Papas zwielichtigen Kunsterwerbungen verwickelt gewesen. Der endlose Nachschub griechischer Athletenstatuen, die Papa im Portikus des Pompejus verscherbelte, wurde für ihn von einem Spezialisten für Marmorreproduktionen in Kampanien zurechtgekloppt, aber er hatte mir erzählt, dass einige der Rhytonen und Alabastrons, die er als billige »alte« Vasen Inneneinrichtern andrehte, per Schiff geliefert wurden. Laut Papa waren sie echt griechisch und nahezu sicher alt – es war die Quelle, über die er nicht sprechen wollte. »Nein, ich bin mir sicher, dass es Ihr Onkel war«, beharrte Caninus.
    »Fulvius«, räumte ich ein. »Bis letzte Woche hatte ich ihn seit meiner Kindheit nicht mehr gesehen. Warum das Interesse?«
    »Ich dachte, Sie arbeiten vielleicht mit ihm zusammen.«
    »Mit Fulvius? «
    »Man hat Sie gesehen, wie Sie mit ihm und Ihrem Vater etwas getrunken haben. Geminus kam hier herunter, um nach Theopompus zu suchen, nicht wahr?«
    »Um der Götter willen!« Ich war verblüfft und ungehalten.

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