Das Geheimnis des Scriptors
zugänglich.«
»Außer Sie zahlen die Gebühr für die Unterlageneinsicht«, warf ein drittes Exemplar ein. Ich sah, wie sein Partner ihn anknuffte, um ihn zum Schweigen zu bringen.
»Eine Gebühr?« Ich verschränkte die Arme und blickte nachdenklich. »Wessen glänzende Idee war das denn? Ich weiß, dass Vespasian Geld für sein Bauprogramm braucht, aber das ist neu. Ist das eine Spezialität der Sechsten? Wird sie nur erhoben, wenn ihr fröhlichen Burschen Dienst habt, oder gilt das kohortenweit? Nur in Ostia? Oder von Rom angeordnet?«
Großer Fehler, Falco. Die Stimmung wurde feindselig. Zwei der Vigiles, die bisher nur an Äpfeln gekaut hatten, rückten mir näher. Der Idiot, der die Gebühr verlangt hatte, plusterte sich auf. Ihr Hauptsprecher stand bereits nur einen Fuß von mir entfernt. Keiner von ihnen war hochgewachsen. Alle waren stämmig und breit. Definitionsgemäß waren sie unter rauhen Bedingungen aufgewachsen, wurden für harte Arbeit eingestellt und fürchteten sich vor keiner Gefahr. Sie waren schlecht rasierte, dreckig gekleidete schwergewichtige Jungs, die nach Rauch und Mörtelstaub rochen – und keiner hatte Angst vor mir. Sie waren fern von ihrem Heimatrevier, zwanzig Meilen von Rom, und zuversichtlich, dass ihre Taten hier kaum kritisiert werden würden. Ich verstand allmählich, warum die Einwohner von Ostia ihnen gegenüber ambivalente Gefühle hegten.
Der Sprecher hielt zwei der anderen mit seinem muskulösen Arm zurück. »Ganz ruhig, Jungs. Der hier scheint einer zu sein, der gleich behaupten wird, er sei der beste Freund des Stadtpräfekten.« Er ließ sich anmerken, dass ihn das nicht beunruhigte.
Ich blieb gelassen und sah ihm direkt in die Augen. Präfekten sind zu abgehoben, um zu zählen, selbst wenn ich einen gekannt hätte. Ich hätte Brunnus erwähnen können, den sie aber höchstwahrscheinlich hassten. Sich auf ihren Offizier zu berufen könnte sich als ganz schlechte Idee erweisen. Ich fragte mich, wie sie wohl hießen, unterließ es aber lieber, mich danach zu erkundigen.
»Wir wissen nichts von irgendwelchen Bränden im vergangenen Jahr«, wiederholte der Sprecher, nur wenige Zoll von meinem Gesicht entfernt. Sein dreckiger Finger stach mir in die Brust. »Also, Falco …« Er stach fester zu. »Wir hätten gern, dass Sie sich entfernen!«
Die anderen machten alle einen Schritt auf mich zu. Hinter mir war der Ausgang frei, und so nahm ich ihn. Ich hörte sie lachen.
Ich setzte meinen Heimweg fort und fühlte mich beschmutzt und verwirrt. Auf dem ersten Teil des Decumanus blickte ich immer wieder über meine Schulter und achtete darauf, mich rasch unter die Menge zu mischen, als ich das Forum erreichte. Der Schwachkopf, der von Gebühren gefaselt hatte, war eindeutig auf eine Bestechung aus gewesen. Die allgemeine Bedrohung war echt. Ich überlegte, ob dies auf die Reaktion hinwies, die Anwohnern entgegengebracht worden war, als sie in der Nacht, in der das Haus von Diocles’ Tante abgebrannt war, um Hilfe baten.
Dann überlegte ich, ob Diocles wohl im letzten Jahr bei ihr gewesen war, als das Feuer ausbrach.
Bei der Rückkehr in unsere Wohnung war ich bedrückt und in mich gekehrt. Jede Freude, die Tante des Scriptors endlich gefunden zu haben, war verflogen, als ich von ihrem Tod erfuhr. Meine Konfrontation mit den Vigiles trug noch zu meiner schlechten Stimmung bei. Ich erzählte Helena von der Episode und spielte sie dabei herunter.
Wir sprachen über die Tragödie der Tante. »Ich kann mir vorstellen«, sagte ich, »dass Diocles, wenn er den Sommer immer bei ihr verbracht hat, dieses Jahr vielleicht automatisch zurückgekehrt ist. Nachdem er hier eintraf, könnte er sich eine Unterkunft gesucht und dann angefangen haben, darüber zu brüten, was mit seiner Tante passiert ist. Wenn er sensibel ist, könnte das der Grund sein, warum er sich aus dem Staub gemacht hat.«
»Du glaubst, er konnte es nicht aushalten, wieder hier zu sein, und ist deswegen abgereist, um Urlaub am Nemi-See zu machen?« Danach fragte Helena: »Könnte es nicht sein, dass sich Diocles bei den Vigiles beworben hat, um irgendeinen Schlendrian aufzudecken, der zum Tod seiner Tante geführt hat?«
Ich verzog das Gesicht. »Ich weiß, welchen Verdacht Petro haben würde, wenn Diocles von Feuer fasziniert ist. Er würde glauben, Diocles sei ein Brandstifter.«
»Nein!«
»Brandstifter legen nicht nur Brände, weißt du. Manche verstecken sich gern in einem Portikus und schauen zu,
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